Eine traurige Nachricht:

Annemarie Breidenbach ist tot. Sie starb am 21. April 2021 im Alter von 95 Jahren. Mit ihrer großherzigen Bücher-Aktion hat sie für eine dicke Spende zu Gunsten der DGzRS gesorgt. Ich habe sie bei den nötigen Absprachen zu dieser Aktion als amüsante Gesprächspartnerin erlebt und bin auch danach über Emails mit ihr in Kontakt geblieben. Die Besucher der Geschichten von Bord haben sie durch die Bücheraktion virtuell kennengelernt und so mancher hat vor der honrigen Geste dieser Frau den Hut gezogen.

Annemarie hat ihren letzten großen Törn angetreten, die Bootswelt hat eine mutige Skipperin verloren, das macht uns alle traurig.







Und hier ist meine Ursprungsseite zur Bücheraktion mit Annemarie Breidenbach:

Danke Annemarie!


Annemarie Breidenbach, Dezember 2018

Gegen Mittag wird die See hoch und so steil, dass sich der Rumpf mehrmals aus einem Wellental heraushebt und dann ins Tal hinunterkracht. In Böen kommt der Wind jetzt aus NE, das verspricht böse Kreuzseen. Irgendetwas muss geschehen, aber was? Südlich und westlich liegen die Bänke vor dem Wash und der Doggerbank, da kocht es jetzt. Ich muss mir die Karte ansehen, um zu entscheiden, was nun zu tun ist.

Aber soweit kommt es gar nicht mehr. Ich beuge mich gerade über den Kartentisch, da habe ich das Gefühl, dass das Boot einen Senkrechtstart versuchen will, und es folgt ein dumpfer Schlag mit einem heftigen Stoß. Das Boot zittert. Eine Kreuzsee ist von Steuerbord voraus auf uns heruntergebrochen! Ich reiße die Kajüttür auf um zu sehen, ob alles heil geblieben ist, und da sehe ich die Bescherung: Das Kajütdach ist vorne aus der Wegerung herausgerissen, der schwere Deckslautsprecher abgerissen und wie ein Geschoss durch die Salonfrontscheibe geschlagen: alles schwimmt und tropft. Griff in die Ruderspeichen, abdrehen. Fahrt weg. Maschinen aus. Es ist 11 Uhr 45, wir stehen auf 55°25´N und 01°18´E.

SPANNUNG! Als ich diese Zeilen vor einigen Jahren las, wollte ich das Buch unbedingt sofort haben. Julian Buss*, wie ich mit eigener Internet-Site im Netz der Netze unterwegs, verkaufte mir ein Exemplar "Kurs New York" zu Gunsten der DGzRS. Er hatte durch Zufall Kontakt zu Annemarie Breidenbach bekommen und somit Zugang zu einer Restmenge dieses 1993 bei Pietsch erschienenen Buches. Später habe ich genau diese Zeilen bei meinen eigenen Veranstaltungen viele Male vorgelesen, dabei ein Foto der MANTA-Crew gezeigt und so viele meiner Zuhörer*innen zum Kauf animieren können.

Worum geht es in Kurs New York? Man kann es Leichtsinn nennen, man kann aber auch vor den Helden den Hut ziehen: Mit einem normalen Motorboot über den Atlantik, das geht natürlich nur über die Nordroute, irgendwo muss man ja unterwegs tanken. Also durch das Treibeis, vorbei an großen Eisbergen, bedroht vom Packeis - ein echtes Abenteuer. Trotz GPS, obwohl uns Satellitenbilder über die genaue Packeisgrenze informieren, es eine genaue Wettervorhersage für mehrere Tage gibt und die moderne Kommunikationstechnik auch in solchen extremen Breiten Hilfe verspricht. So jedenfalls sieht es heute aus, aber diese Fahrt fand 1987 statt - da waren solche Hilfsmittel noch unvorstellbar. Die Familie Breidenbach ist dieses Wagnis dennoch eingegangen, Karlheinz Breidenbach hat damals ein Buch darüber geschrieben, eben Kurs New York. In den folgenden Jahren hat die Familie die Welt umrundet und für viele viele lange Törns jede Menge Pokale und Plaketten bekommen. Annemarie nüchtern: "Wir waren ja praktisch ohne Konkurrenz" - stimmt. Solche Strecken unter Motor, das konnten nicht viele vorweisen. Als ich vor Kurzem im Forum "Motorboote" mit 16.000 Mitgliedern einen Beitrag über Annemarie und ihre Bücherspende gepostet habe, war mein Eingangssatz: Sie hat mehr Stunden unter Motor hinter sich als das ganze Forum hier - niemand hat widersprochen!

Und Annemarie Breidenbach, inzwischen 92 Jahre alt, fand dann irgendwann beim Aufräumen noch eine ganze Kiste mit 100 originalverpackten Büchern. Sie hat für sich entschieden, dass diese Bücher zu Gunsten der DGzRS verkauft werden sollten. Obwohl damals schon klar war, dass dieser antiquarische Schatz auf ein großes Interesse stoßen und locker für ein paar tausend Euro zu versilbern gewesen wäre. Als Julian Buss von diesen Büchern berichtete, habe ich angeboten, sie auch bei meinen Veranstaltungen anzubieten und Annemarie hat mir 2017 dann erste Bücher zugeschickt, die ich "für´n Zwanni" am Rande meiner Veranstaltungen zu Gunsten der DGzRS verkauft habe.

Als ich im Herbst 2018 in die neue Geschichten-Saison einstieg, war das Buch eigentlich in allen Veranstaltungsorten dabei gewesen und ich hatte 30 Exemplare verkaufen können: 607,05€ waren an die DGzRS gegangen. Da ich einen ziemlich festen Zuhörerstamm habe, hatte ich mit einer gewissen Sättigung gerechnet und wollte eigentlich keine weiteren Bücher mehr anbieten. Immer fünf Bücher mitschleppen, zwei verkaufen, den Rest zurück - manchmal mühsam, wenn das ohnehin schwere und umfangreiche Equipment vom Parkplatz zum Veranstaltungsort getragen werden muss. Aber es waren eben immer noch nicht alle 100 Stück verkauft. Und ich war sehr angetan von der noblen Geste der großen alten Dame, also habe ich Annemarie gebeten, mir noch einmal Bücher zuzuschicken, um einige wie gehabt bei meinen Veranstaltungen verkaufen zu können. Und dann habe ich diese eben auch über facebook angeboten. Für mindestens 25€ inkl. Versand. Da war dann innerhalb weniger Minuten mein gesamter Restbestand verkauft, also die nächsten bestellt und auch die waren schnell weg. "Mindestens 25€" - dieser Kurs sollte trotz der unvermeidlichen Versand pro Buch netto mindestens 20€ für die DGzRS garantieren. Die meisten aber nahmen diese Formulierung zum Anlass, großzügig aufzurunden, einige Spender haben 100€ überwiesen! Großartig und vielen Dank im Namen der DGzRS!


Versand in der Adventszeit - viele dieser Exemplare sind Weihnachtsgeschenke...

Inzwischen sind alle Bücher weg, über ebay kann man manchmal noch einzelne Exemplare bekommen. Ich selbst habe seit 2017 von den 100 Exemplaren 71 Bücher verkauft und dafür insgesamt 1.930,05€ für die DGzRS eingesammelt. Unser aller Dank gilt hier Annemarie Breidenbach und ihrem honorigen Umgang mit diesen Raritäten. Ich finde es ausgesprochen großzügig, eine solche Spendenaktion zu ermöglichen!

Danke dafür Annemarie!

Solche Jahressummen wir in den Wintern 2017/18 und 2018/19 werde ich wohl nie wieder erreichen. Trotzdem wird mich das weiter anspornen - Volle Kraft Voraus für die Seenotretter!

*Julian Buss schreibt wie ich über die Erlebnisse auf und mit dem Boot. Aber während ich ja eher das ruhige und problemlose Binnenrevier bevorzuge und in meinen Berichten entspannt beschreibe, hat Julian eine ganz andere, viel forschere Gangart, Privileg der Jugend eben. Auf der Julius bereist er mit seiner sympathischen Familie und Bordhund Ole auch das offene Meer, seine Berichte sind spannend und manchmal bin ich froh, das nur lesen zu dürfen und nicht dabei sein zu müssen. Auf jeden Fall ist seine Seite sehr lesenswert, seine Berichte aus dem Sommer verkürzen mir so manchen Winterabend. In einigen Bereichen ist seine Site zudem eine echte Fundgrube, zumal Julian auch sehr gut erklären kann und technische Vorgänge mit Bildern idiotensicher beschreibt. Letztlich trägt er die Schuld an der Tatsache, dass es auf der Tremonia eine kleine aber feine Router-Kombination gibt, die wo immer möglich WLAN ins Boot zaubert. Das sogar ich das geschafft habe, spricht für die Qualität seiner Anleitungen. Dann und wann habe ich per Email die persönliche Beratung gesucht habe - auch das typisch für Julian. Julians Seite lege ich euch also echt ans Herz, der Klick lohnt sich!

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