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So war´s

von Karl-Heinz Czierpka

Konversionsfläche "Napier Barracks" - da schauen wir mal genauer hin....

Erinnerungen werden wach - hier lagen sie früher auf Sandsäcken, MG im Anschlag und hielten Ausschau nach den jeweils aktuellen Feinden - Irland, Falkland, Golfkrieg - die hier stationierten britischen Soldaten mussten immer Flagge zeigen, sie waren immer dabei. Und entsprechend nervös war oft die Stimmung, wenn wir unsere Kinder zum Voltigieren brachten. Der German-Anglo-Riding-Club war für viele Dortmunder Kinder die erste Adresse, um den Umgang mit Pferden zu erlernen und wurde gern besucht. Stressig war nur die Anreise: Ausweiskontrolle, Blick mit dem Spiegel unter den Wagen - das volle Programm. Und dann im Schritttempo durch die Anlage.

Schwer mit den Schätzen (passt ja zur militärischen Vergangenheit der Fläche)...

...des Planungsamt´s beladen, kommt hier der Leiter desselben, Karl-Friedrich Ostholt, des Weges. Wichtiger Ansprechpartner für die Politik bei planerischen Problemen - und da er selbst aus der Politik kommt, weiß er um die Probleme und ist für uns als Gesprächspartner nicht mehr wegzudenken. Einziger Nachteil: Raucht elend stinkende Edelstumpen, deren Geruchsbelästigung mit der Höhe ihres Preises korreliert.

Was geht hier ab?

Wir schreiben Mai 2002, sind mitten im Bundestagswahlkampf und haben uns entschlossen, die größten Konversionsfläche Dortmunds mit einem Ortstermin zu beehren. Wichtige Entscheidungen stehen an, wir wollen uns mit dem jeweiligen Nachbarbezirk, den Planern und dem Beirat der unteren Landschaftsbehörde abstimmen. Wir, das sind die SPD-Fraktionen der Bezirksvertretungen Brackel und Scharnhorst.

In einem der wenigen noch benutzbaren Gebäude gibt es zunächst ein kurzes Briefing, also: Pläne an die Wand, Luftbilder, und los geht´s....

Aber nicht ohne Begrüßung,

denn die Einlader, die beiden Fraktionsvorsitzenden der Stadtteil-Fraktionen, Eli Vossebrecher und Richard "Ritchie" Lang, führen zunächst kurz in die Problematik ein.

Vergisst man ja auch so leicht, um welches Kleinoid es hier geht: Eine Fläche, größer als die Dortmunder City, seit der Nazi-Zeit militärisch benutzt, früher Dortmunds Flughafen, dann Kaserne, danach Standort der britischen Armee. Seit Jahren brach liegend, einzig der St Barbara's Royal Dortmund Golf Club (Was für ein Name!) hat den Auszug der Briten überlebt und will jetzt expandieren, denn Golf kommt auch in Deutschland groß raus (Die Frage "Haben Sie noch Sex oder spielen Sie schon Golf?" wird anscheinend auch in Dortmund zunehmend Pro-Golf beantwortet). Doch dabei stößt er auf Widerstand, der Golf-Club, denn militärische Nutzung und die damit einhergehende Isolierung der Fläche haben ein einzigartiges Biotop geschaffen. Beide Stadtbezirke haben sich aus diesem Grunde in Zusammenarbeit mit dem Beirat bei der Unteren Landschaftsbehörde (Ooops, noch so ein toller Name) schon seit Jahren die Unterschutz-Stellung eines Großteils der Fläche auf die Fahnen geschrieben.

Diese Dame (darf man da überhaupt "Dame" sagen?), also Ihre Majestät die Queen, war nicht zum Ortstermin eingeladen, sie war aber noch kurz vorher auf der Fläche (genauer: Am 23. Mai 1984). Das Bild ist mir so quasi aus Versehen auf die Seite gerutscht, genial wie ich bin nutze ich es als kleinen unübersehbaren Hinweis auf eine weitere Seite, die die wechselvolle Vergangenheit der Fläche mit Bildern und ein paar Daten HIER skizziert.

Zurück in die Jetztzeit: Ein weiteres Begehren ist ganz aktuell, der BVB will hier kicken, er muss Trainingsflächen für die Jugendarbeit nachweisen. Haben wir nichts gegen, da die Borussen aber auch ein kleines Stadion mit 5.000 Plätzen (für Jugendturniere??) einrichten müssen, denken wir da doch etwas über das Problem der Verkehrsanbindung nach, da muss sich was tun!

Aber noch hält das Bundesvermögensamt den Daumen drauf - Hans Eichel möchte gerne mitverdienen - und nicht zu knapp. Der Vertreter seiner Behörde erläutert noch einmal das Problem der Besitzverhältnisse. Und bevor hier die BVB-Kicker auflaufen, müssen die Munitionsreste weg ("Entmunitionierung" heißt das im schönsten Bürokratendeutsch). Die Fläche hat schließlich im Krieg eine Menge abbekommen, und die Briten haben, sag ich jetzt mal ganz diplomatisch, auch nicht jede Patrone mitgenommen.

Und jetzt ist er in seinem Element - Karl-Friedrich Ostholt hat den Stumpen mit dem Mikofon vertauscht und in kurzen Zügen wird die mögliche Planung umrissen, werden die Probleme auf den Punkt gebracht und nötige Entscheidungen und Überlegungen eingefordert. So ist er eben: Kurz und knackig - und das lieben wir an ihm! Silke Hoock (rechts) von der WAZ/WR-Stadtteilredaktion kann den Text nur deshalb komplett mit in die Redaktion nehmen, weil sie in "Steno" nun echt schnell ist!

Aber dann geht es los. Mit dem Bus fahren wir über die Fläche, Eli Vossebrecher spielt die Reiseleiterin und mittlerweile ist auch Uli Sierau, Chef aller Planer in Dortmund, zu uns gestoßen. Vorn rechts mit dem roten Wuschelkopf Ulla Burchardt, unsere Bundestagsabgeordnete.

Und der rasende Reporter nimmt mit Sondergenehmigung (ist ja alles noch munitionsverseucht - ging aber gut, er blieb uns erhalten!) die Verfolgung auf: Günther Schmitz, immer zu einem Blödsinn aufgelegt, hängt sich winkend hinter den Bus.

Im Hintergrund eine andere Hinterlassenschaft der Briten: In den Kugeln, von den Briten "Rapier Dome" genannt, haben sie die Flugabwehr geübt, also das gezielte Abschießen feindlicher Flugzeuge. Eine interessante Akustik gibt es darin, das wäre mal eine angemessene Location für eine knackige Halloween-Party - ist bloß noch keiner drauf gekommen, alle Ideen muss man selbst haben!

Ich weiß nicht, was Ulla von Uli will, aber irgendwie zieht er einen Flunsch, das kann er wie kein zweiter - aber bestimmt kriegt sie ihn rum!

Vorarbeiten für den BVB: Aufbruch der vielen Quadratmeter Betonpiste, der vielen Garagen und sonstiger Gebäude. Überall Bagger, Shredder für das Abbruchmaterial, hier tut sich was.

Das Gebäude hier würden wir ja gerne vor einem solchen Schicksal bewahren: Nach vielen Krimis, die hier gedreht wurden (Balko u.a.) wäre es schön, wenn sich eine neue Nutzung für die alte "Officers Mess" finden würde, im Volksmund als "Löwengebäude" bekannt.

Fände ich auch schön, wenn irgend etwas an die frühere Nutzung erinnern würde, an eine Zeit, als in der Bezirksvertretung jedesmal über die britischen Panzer debattiert wurde, die mal wieder die Bordsteine in Brackel platt gemacht hatten und die immer durch die gleichen Wohngebiete bretterten. Aber die Sache mit den Besatzern hatte auch Vorteile, immerhin konnte man in Dortmund prima BFBS empfangen, glasklar und auf UKW, und musste nicht auf den Abend warten, dann war auch AFN (die hatten noch bessere Musik) zu hörenn. So gab es dann zum Tralala auf den deutschen Radiowellen eine hörbare Alternative: Knackiger Rock und jede Menge Beatles, Stones und dazu lockere Moderation - krasser Gegensatz zu dem, was deutsche Sender in den Fünzigern so anboten.

Diskussion vor Ort: Wieviel Löcher braucht der Golf-Platz? Muss das denn sein, dass er hier...

Muss sein, geht auch - wenige Wochen später war ein Kompromiss erreicht. Auch in Dortmund geht der Zug ab - weg vom Sex, hin zum Golf. Einige machen ja dabei wahrscheinlich wirklich die bessere Figur (Anwesende wie immer ausgeschlossen)....

Zur Geschichte der Fläche
Zur Fraktionsbereisung Sommer 2003

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