Reisebericht von Karl-Heinz Czierpka
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Die folgenden Seiten sind Teil des Reiseberichtes unseres Sommertörns 2006, er führte uns aus dem Ruhrgebiet über DEK und MLK an die Elbe und vor dort über den Elbe-Havel-Kanal und die Havel nach Berlin, anschließend über die Elbe und den Elbe-Lübeck-Kanal bis nach Travemünde und auf dem Rückweg über den Elbe-Seitenkanal zurück auf den Mittellandkanal.
Wir haben auf unserem Weg von Berlin nach Lauenburg zunächst
Havel und
Elbe-Havel-Kanal befahren, diese Gewässer habe ich bereits in der 3. Etappe beschrieben. Über die Schleuse Parey sind wir auf die
Elbe gefahren und dann stromab bis Lauenburg. Einen längeren Zwischenstopp haben wir in
Tangermünde eingelegt. Die anderen Etappen unserer Reise sind über die Auswahlseite zu erreichen.
Der Pareyer Verbindungskanal bringt uns zur Schleuse Parey, Teil der Alten Elbe. Auf den Karten kann man sie wunderschön wiederfinden, die vielen Wege, die die Elbe in den letzten Jahrhunderten gefunden hat. Überall sind es kleine Seen, kleine Altarme - meist in den typischen bogenförmigen Formen von Flussläufen.
Mittlerweile kann man auch mit dem Sportboot in Parey komfortabel warten. Ute ist auf dem Elbe-Radweg unterwegs und wir treffen uns hier - Zeit für Verpflegung, frische Getränke und den Besuch der sauberen Bord-Toilette der
Tremonia - Organisation ist eben alles. In Tangermünde sollen unsere Wege heute Abend wieder zusammen laufen.
Schleuse Parey ist angepasst an die vielfältig möglichen Wasserstände der Elbe. Bei Niedrigwasser steht sie offen, nun schleust sie mich 85 Zentimeter hoch, dann geht das Tor auf und ich bin in einem neuen Revier!
Die Elbe -von der Quelle im Riesengebirge braucht sie 1.165km bis zur Mündung in die Nordsee - einer der wichtigsten Ströme Mitteleuropas. Lange vor der Zeitwende war sie Handelsweg und immer auch umkämpfter Grenzfluss. Sie ist auf deutschem Gebiet nicht durch Schleusen geregelt - Geesthacht ist die einzige Ausnahme. Unterhalb ist die Elbe Tidengewässer, oberhalb ist die Befahrbarkeit ständig wechselnd, der Wasserstand hängt allein von der Niederschlagsmenge vor allem in der Tschechischen Republik ab. Das Abhören der Wasserstansmeldungen auch für Sportbootskipper ist also tägliches Pflichtprogramm.
Dettmer Tank 48 bleibt für diesen Tag das einzige Profi-Schiff - zwei Wochen später ist hier mit mehr als 90cm Tiefgang sowieso nichts mehr möglich.
Und schon geht es wieder los: Der ständige Richtungswechsel nach Beschilderung. Die Lage der Fahrrinne ist am Ufer durch Schilder bezeichnet, Kreuze zeigen die Wechselpunkte an. Das rote Rechteck zeigt an, dass sich die Fahrrinne am rechten Ufer befindet, das stehende Kreuz (immer gelb) zeigt den Ansteuerungspunkt von der linken Seite kommend an.
Zusätzliche Tonnen an den Wechselpunkten erleichtern die Übersicht. Oft sind die Schilder zugewachsen, man sieht sie erst sehr spät. Ich kontrolliere hier immer genau nach der Karte, bis ich mir sicher bin, wo es lang geht. Bei unserem ersten Törn über die Elbe 2002 habe ich einmal einen Wechsel übersehen und hatte plötzlich noch 40 Zentimeter unter dem Kiel mit schnell abnehmender Tendenz und es war gar nicht einfach, da wieder in die Fahrrinne zurück zu kommen. Natürlich liefert auch der Fluss selbst die Informationen, denn dass die Fahrrinne in der Außenkurve liegt und es "am Grund" flacher wird, liegt in der Natur der Sache. Alle Informationsquellen zusammen - Flusslauf, Betonnung und Beschilderung sowie die Karte - machen die fahrt dann zu einer sicheren Sache. Gute Karten sind Voraussetzung. Ich schwöre auf die
Sportschifffahrtskarten Binnen der Verlagsgesellschaft Nautische Veröffentlichungen, die sind einfach klasse (und noch dazu mit Liebe gestaltet). Weitere Infos zum verwendeten Kartenmaterial hier!
So sieht die Szenerie auf der anderen Seite aus: Grünes, auf der Spitze stehendes Quadrat als Markierung für die Lage der Fahrrinne und liegendes Kreuz (natürlich in gelb) für die Ansteuerung beim Wechsel. Das Gelb der Kreuze springt ziemlich gut ins Auge und fällt meist als erstes auf.
Schönes Beispiel für einen Sonderfall in Tangermünde: Doppelkreuz, im Klartext bringt das den erneuten Seitenwechsel, nach dem man gerade erst drüben angekommen ist!
Die Bober zeigen die Lage der Buhnen an, bei Niedrigwasser liegen sie erbarmungswürdig hilflos auf den Buhnenköpfen.
Eine der vielen Fähren - Elbbrücken sind selten hier, also gibt es viele Fähren, hier eine von der freifahrenden Abteilung.
Die modernen Gierfähren hängen an einer langen Kette, die weit oberhalb der Fähre im Flussbett verankert ist. Gelbe Tonnen und Schwimmer markieren die Lage der Kette. Hier ist eine frühzeitige Beobachtung der Fähre wichtig, damit man nicht an der falschen Seite vorbei fährt und dann plötzlich eingeschlossen wird. Natürlich kann man das Boot auch per Funk anrufen, allerdings ist der Fährführer meist sehr beschäftigt, er muss ja "ganz nebenbei" auch noch für das Öffnen und Schließen der landseitigen Schlagbäume sorgen, die Autos einweisen und auch noch als Fahrscheinverkäufer tätig sein.
Sehr schön zu sehen: Bogenförmig kommt die Kette der Fähre hinterher. Eigentlich ist es immer ziemlich gut herauszufinden, wann sie losfährt. Warteschlangen, der Stand der Schlagbäume usw. sind eindeutige Indizien. Oft sieht man auch noch Autos mit hoher Geschwindigkeit über den Deich in Richtung Fähre rasen, da wird dann immer gewartet.
Die Anlagen machten allesamt einen sehr guten Eindruck, anscheinend sind die Gierfähren auch heute noch (oder gerade wieder) eine gute Konstruktion, um mit geringem Energieeinsatz und vor allem recht problemlos einen breiten Strom zu überqueren. Bei starkem Schiffsverkehr allerdings wird das problematisch, schon auf der IJssel war es manchmal kniffelig, wenn Schiffe aus beiden Richtungen kamen. Es ist auf jeden Fall eine Engstelle im Fluss, da ja die Kette etwa in Strommitte verankert ist und immer nur eine Hälfte befahrbar bleibt.
Zwischen den Buhnen auf den Sand fahren - eine Möglichkeit, an der Elbe Abkühlung und Ruhe zu finden. An vielen Stellen wird gebadet, geangelt, gegrillt - liegt man einfach faul im Elbsand und sucht Abkühlung.
Breite Sandstrände laden ein - und das wird natürlich genutzt - paradiesisch dieser Strom, Wald bis ans Ufer, wunderbar zum Baden und Lagern, und an vielen Stellen kann man viele Meter weit in den Fluss hinein laufen ehe es tief wird. Ein Juwel, ich hoffe, die Menschen hier wissen das wirklich zu schätzen.
Manche haben es besser, da gehört der eigene Badestrand dazu. Bei der Hitze stehen an manchen Weiden die Kühe bis zum Bauch im Wasser, sicher nicht die unangenehmste Art des Kuh-Lebens, hier an der Elbe.
Elbfischer mit Hund - viele Menschen verdienen ihr Geld am Fluss. An manchen Stellen sind die Bereiche zwischen den Buhnen abgesperrt, große Netze sind dort installiert.
Viele Kanuten sind unterwegs, in Gruppen oder allein fahren sie die Elbe stromab. Abends sehen wir viele wieder, sie haben ihre Zelte am Clubhaus des Kanuclubs in Tangermünde aufgeschlagen.
Tangermünde kommt in Sicht, noch eine Rechtskurve, dann müsste die Stadt in voller Pracht zu sehen sein. Seit 1009 gibt es hier zum Schutz gegen die am anderen Elbufern siedelnden Slawen eine Burg, 1105 wurde erstmals urkundlich eine Siedlung im Schutze der Burg erwähnt.
Schon vom Fluss aus ist die gigantische Stadtmauer mit den Türmen zu sehen, überragt wird die Stadt von der St. Stephanskirche. Die Hallenkirche entstand im 12. Jahrhundert aus dem Vorgängerbau im Stil der norddeutschen Backsteingotik. Durch Brände wurde die Ausstattung größten Teils zerstört, doch seit dem 17.Jahrhundert ist auch der Zustand von Altar, Chorgestühl und Orgel original! Das ehemalige Schloss davor dient heute als Hotel. Der Vorgängerbau, von Karl IV. errichtet, wurde 1640 durch die Schweden zerstört, Friedrich I. baute es als Barockschloss wieder auf.
Links das Elbtor mit Rossfurt - durch den etwa 100 Meter langen ummauerten Hohlweg konnte man mit Pferd und Wagen vom Elbufer in die Stadt gelangen, der einzige Weg für Fuhrwerke. Das Elbtor bewachte diesen Zugang am Fluss.
Kapitelturm und Salzkirche - beide Gebäude sieht man als erstes, wenn man sich elbaufwärts der Stadt nähert. Die Kapelle diente lange als Salzlager, heute ist sie eine Ausstellungs- und Konzerthalle.
In der Stadt dominieren Fachwerkhäuser - mehrere Feuersbrünste haben die Stadt in Schutt und Asche gelegt, der Brand von 1617 zerstörte allein zwei Drittel der Gebäude - immer wieder wurden die Häuser neu aufgebaut. Die Bauten des späten Mittelalters überstanden die kommenden Jahrhunderte ohne Schäden.
Das Rathaus mit Festsaal und Gerichtslaube, das mächtige Backstein-Gebäude dominiert den Marktplatz. Tangermünde hatte durch seine herausgehobene Lange an der Elbe und den wichtigen Handelsstraßen im 15. Jahrhundert eine große Bedeutung erlangen können.
Die Schauwand des Rathauses, 24 Meter hoch,
wurde 1430 errichtet, sie zeigt deutlich den Wohlstand, den die Stadt zu diesem Zeitpunkt erreicht hatte. Tangermünde wirbt mit dem "besonderen Flair" - irgendwie ist die Stadt anders als vergleichbare Orte - es wird schnell klar, was den Unterschied ausmacht: Anderswo (Rothenburg und Co.) wechseln sich in so einem "Baudenkmal" Souvenir-Shops und Schicki-Micki-Läden ab, die Orte wirken wie gigantische Ausstellungen mit den entsprechenden Devotionalien-Läden, Touristen werden abgezockt, ob mit Mitbringseln oder dem unvermeidlichen hochpreisigen Latte Maciato.
Da ist Tangermünde aus ganz anderem Holz geschnitzt. Hier gibt es noch den Bäcker und den Fleischer und die ganz normalen Läden und es wohnen ganz normale Menschen in der Stadt - das macht den besonderen Flair aus. Man besichtigt nicht ein Museum, es ist eine lebende Stadt, keine Inszenierung, um den Tourismus anzukurbeln. Hier das Neustädter Tor, es entstand ab 1300 und soll zu den schönsten mittelalterlichen Toranlagen im norddeutschen Raum zählen.
Die Wappen über der Tordurchfahrt zeigen von links nach rechts den preußischen Königsadler, den Reichsadler, in der Mitte den Tangermünder Adler und daneben den Adler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Ganz recht findet sich der brandenburgische Adler. Sehr schön in Tangermünde fanden wir die Gaststätten, die oft in den Innenhöfen lauschige (und schattige) Biergärten haben - und auch das ist bemerkenswert: In denen zu normalen Preisen gutes Essen serviert wird. Ich habe, als Liebhaber der deftigen Küche, für eine fantastische Kohlroulade mit Kartoffeln und Salat 3,50 Euro bezahlt - versuche man dafür mal an anderer Stelle einen schnöden Espresso zu erstehen....
Angelegt haben wir im Yachthafen vor dem großen Speicher mit Blick auf die Skyline, hier mündet die Tanger in die Elbe, daher der Name der Stadt (wäre niemand drauf gekommen, darum erwähne ich es nur mal). Schöne Anlage, auf dem Gelände des Ruderclubs campieren viele der Wasserwanderer, die wir tagsüber auf dem Fluss getroffen haben. Da macht es sich gut, dass die Überholmanöver ohne Wellenschlag für die Ruderer abliefen....
Direkt gegenüber brüten die Störche - volles Haus, vier Vögel sitzen im Nest und allen ist es zu warm, im Fernglas sieht man, dass sie die Schnäbel geöffnet haben und heftig atmen, bei vielen Reihern unterwegs haben wir das auch schon gesehen - hyperventilierende Vögel....
Der Hafenmeister hat eine Messlatte an seinem Büro mit den Höchstständen der "letzten" Fluten: 1848 (oberer Pfeil) war mir 8,10 Meter deutlich über dem Wert von 2002 (unterer Pfeil). Ansonsten gibt es viele Tipps und einen guten Preis: 7 Euro für das 9-Meter-Schiff bei Vollservice an neuen Stegen in einer derartigen Umgebung - das ist ein ausgesprochen guter Kurs. Zwei Tage später haben wir in Schnackenburg an ziemlich erneuerungsbedürftiger Anlage mit wackeligen Stegen sage und schreibe 11 Euro berappen müssen - irgendwie bleiben "die im Osten" auf dem Teppich.
Noch eine paar Bilder der Stadt: Die Putinnen, zwei Türme stehe hier nur 30 Meter voneinander entfernt. Der linke schützt eine Treppe zum Fluss, der rechte diente als Bürgergefängnis.
Der Steigberg, wichtiger Zugang für die Bewohner zum Fluss, der massive Turm schützte die Treppe in die Stadt.
Bei der Ausfahrt noch ein schöner Blick, der Kapitelturm war ursprünglich mal ein Wehrturm, mit immerhin 50 Meter Höhe als Bergfried gebaut. Später diente er als Getreidespeicher für das Berliner Domkapitel. Seit 2003 lockt er als Aussichtsturm wieder Besucher an.
Abschied von Tangermünde - es geht weiter die Elbe stromab. Ein wirklich sehendwerte Stadt mit ihren vielen Türmen und vor allem der massiven Stadtmauer. Liebhaber der Backsteingotik kommen hier wirklich auf ihre Kosten.
Greifvögel in der Luft, überall über dem Elbtal kreisen die großen Greifer, die Auwälder, die Wiesen und Weiden liefern ihnen genügend jagdbares Futter. Ihre Schreie begleiten uns den ganzen Tag.
Eisenbahnbrücke Hämmerten bei Kilometer 394,5 - Elbbrücken sind gigantische Bauwerke, da sie das komplette Deichvorland mit überspannen müssen. Und natürlich flattert der Boote-Forum-Wimpel auf dem gesamten Törn am "Mast" der
Tremonia - wollte ich nur mal betonen, ehe wieder gemeckert wird.
Seltsames Gespann, zuerst dachte ich an einen Havaristen,. doch beide Maschinen liefen und man hatte viel Spaß unterwegs - wohl nur eine Art des gemeinsamen Fahrens.
Da kommt es langsam in Sicht, das letzte Projekt der Kernenergiewirtschaft der DDR wurde eine riesige Investitionsruine. 1971 von der SED auf dem VIII. Parteitag beschlossen wurde 1974 mit dem Bau begonnen, 1979 sollte der erste Block mit 440 MW ans Netzt gehen. Der große Bruder empfahl dann eine Vergrößerung auf 4 Blöcke mit je 1.000MW und getreu dem Motto "Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen" kam man diesem Hinweis aus Moskau gerne nach. 1979, der erste Block sollte schon laufen, wurde die Vergrößerung beschlossen und zwei Jahre später begann dann der Bau des "großen" Kernkraftwerks Stendal.
Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl wurden viele Änderungen geplant, vor allem im sicherheitstechnischen Bereich, letztlich wurde das Kraftwerk glücklicher Weise nie fertig, keiner der Reaktoren wurde jemals kritisch. Das wäre dann nach der Wiedervereinigung richtig teuer geworden. So waren es schlappe 3,8 Milliarden Mark, die im Elbsand versickerten.
Auf dem mehr als 1.000.000qm großen Areal ist mittlerweile ein Zellstoffwerk "am Netz", z.Zt. plant man ein Sägewerk - alles in allem versucht die Region hier auf der gut erschlossenen Fläche Arbeitsplätze zu schaffen und Synergien des Zellstoffwerkes zu nutzen. Die Einwohnerzahlen sprechen Bände: Wohnten hier 1989 noch 50.717 Menschen so waren es 2004 nur noch 38.000 - mit allen Folgen für die Infrastruktur und die gesamte Umgebung. Vielleicht erfüllen sich die Hoffnungen - Hafenanlagen jedenfalls sind vorhanden bzw. lassen sich schnell reaktivieren.
Tückische Untiefen bei Kilometer 420 - weit ragen die Buhnen in den Strom hinein.
Ideal für Angler oder Badende oder einfach für Menschen, die ein wenig alleiner sein wollen als das sonst möglich ist - hier kann jeder sein stilles Plätzchen finden.
Auch die Rindviecher scheinen diesen Platz zu mögen, überall zwischen den Büschen und Bäumen sieht man sie grasen oder einfach nur wiederkäuend dem Leben auf dem Strom zuschauen.
Schönes Bild? Finde ich auch, so eine Flusslandschaft hat einfach was.
Darum haben die Menschen immer schon am Fluss gesiedelt - diese Häuser scheinen mir aber arg nahe am Ufer zu stehen, bei Hochwasser kommt da die Elbe sicher zur Tagesschau ins Wohnzimmer. Die jahrhundertealte Kenntniss, wo man bauen sollte (und wo nicht) scheint unserer Tage zum Teil verloren gegangen zu sein - zusammen mit dem falschen Umgang mit unseren Flüssen und ihren Überschwemmungsgebieten eine verhängnisvolle Tatsache....
Kilometer 423 - Schleppzugschleuse Havelberg - leider ist der berühmte Dom von der Elbe aus nichts zu erspähen. Havelberg ist eine wirklich sehenswerte Stadt, von der Havel aus haben wir sie 2002 besucht.
Kilometer 428, die Havel mündet in die Elbe - ein großes Sperrwerk regelt den Wasserablauf, denn die Havel muss auch noch den Gnevsdorfer Vorfluter speisen.
Der Gnevsdorfer Vorfluter mündet erst 10 Kilometer weiter in die Elbe - ihn haben wir 2002 befahren, als die Schleppzugschleuse Havelberg gesperrt war. Der Vorfluter dient eigentlich der Wasserstandsregulierung, kann aber von Sportbooten genutzt werden, kleine Schleusen sorgen für den Abstieg.
Wir müssen tanken - laut Boote-Tankkalender gibt es in Wittenberge von 8.00-22.00 Uhr Diesel. Vorgestern habe ich noch einmal angerufen und mich erkundigt: Kein Problem, sie können bei uns tanken. Nun liegen wir an dem Container (bei Hochwasser wird die gesamte Tankanlage weggeschafft) und müssen sehen, dass diese Informationen falsch bzw. ungenau waren.
Es ist 15.00 Uhr - sollen wir jetzt hier 3 1/2 Stunden warten? - Das würde ja die gesamte Tagesplanung durcheinander werfen, glücklicher Weise man kann sich ja im Restaurant melden. Also hinein in den "Fährmann", doch der Kellner erklärt kurz angebunden, vor 18.00 Uhr würde es nichts werden, er habe keine Zeit. Ärgerlich so etwas, wenn eine 14stündige Tankmöglichkeit angegeben wird und man dann nur an vier Stunden pro Tag jemanden antrifft und für den Rest auf zufällige Zeitkapazitäten angewiesen ist.
Auch Hinweise auf Veröffentlichung anderer Zeiten und ein gutes Trinkgeld nach dem großen Eis können den livrierten Herren nicht umstimmen. Immerhin kommt er schon um sechs - in voller Kellner-Montur - drei Stunden verloren, auf der Elbe stromab sind das gut 50 Kilometer. Ich bin ziemlich sauer, gut dass Ute an Bord ist und nicht irgendwo mit dem Fahrrad auf mich warten muss. Wittenberge haben wir ebenfalls 2002 bereits besucht!
Hier hätten wir übernachten können - sozusagen auf historischem Boden, im Sportboothafen Cumlosen bei Kilometer 469,5, denn hier war der Grenzkontrollhafen der DDR- Der Wachturm steht noch heute unübersehbar am Deich. Doch die ganze Anlage liegt uns zu weit ab vom Schuss, Cumlosen ist eine ganze Ecke weg, also weiter.
So landen wir fünf Kilometer weiter in Schnackenburg - für mich eine große Überraschung: Als Kind habe ich immer bei den damals in allen Nachrichten verlesenen Wasserständen den Namen "Schnackenburg" gehört und so ist bei mir der Eindruck entstanden, es müsse sich um einen wichtigen (und großen) Hafen handeln. Und das fanden wir vor:
Immerhin war Schnackenburg Zollstation während der deutschen Teilung und damit "wichtig", es gibt auch einen langen Kai für Frachter und die Aland mündet hier in die Elbe, dabei durchfließt sie das Hafenbecken. Auf jeden Fall ein schöner Abend mit farbenprächtigem Sonnenuntergang.
Ein hoher Aussichtsturm bietet einen schönen Blick auf das Elbtal. Von hier aus konnten früher die Westtouristen wahrscheinlich prima in "die Zone" blicken.
Elbdeich und Strom - in der Abenddämmerung.
Sonnenuntergang in Schnackenburg - ein schönes kleines Städtchen, die kleinste Stadt Niedersachsens übrigens, hervorgegangen aus einer Ansiedlung von Elbfischern.
City von Schnackenburg - eigentlich ein putziges Nest - Bollwerk des Westens hier im "Zonenrandbezirk", dass wir wieder im Westen sind macht sich auch bei den Liegegebühren bemerkbar. Für einen Liegplatz ohne jeglichen Komfort an recht betagten Stegen (Sanitärgebäude im Ort) verlangt man immerhin stolze 11 Euro - im Vergleich zu Tangermünde mit absolut sehenswerter Stadt und neuer komfortabler Marina ist das schon fast überzogen, dort kostete der Liegeplatz nur 7 Euro.
Zu sehen gibt es hier in Schnackenburg nur das Grenzlandmuseum (leider Morgen erst ab 17.00 - da sind wir schon lange weg) aber das DDR-Grenzerboot mit Schießscharten (und zwei Außenbordern) konnte man immerhin betrachten.
Am nächsten Tag die letzte Etappe, wir wollen bis Lauenburg. Es weht ein schöner Wind und tatsächlich wird auf der Elbe auch gesegelt, ein klasse Bild, dieser kleine Zweimaster.
Aber auch die motorisierte Fraktion ist unterwegs. Wir machen was irres: Als uns zu warm ist, lege ich die
Tremonia gegen den Strom an einen Fahrgastschiff-Anleger und wir gehen ins Wasser. Es ist wie im Whirl-Pool. Das Wasser zischt unter dem Boot durch und man kann sich hinten an die Badeleiter hängen. Ich versuche zu schwimmen, schafft man gut gegen den Strom. Natürlich haben wir eine Sicherheitsleine ausgebracht - ein tolles Vergnügen, so ganz schnell mal zwischendurch.
In Lauenburg verlassen wir den Fluss und es geht nach Steuerbord in den Hafen. Unsere Elbetappe ist damit beendet, wir wollen nun von Lauenburg aus über den Elbe-Lübeck-Kanal nach Lübeck und Travemünde.
Wahrschau im Hafen, da gibt es mehrere Werften mit riesigen Slippanlagen, die weit ins Wasser hinein laufen. Sie sind allerdings betonnt (siehe Foto). Außerdem wechselt in der Hafeneinfahrt die Betonnungsrichtung. Vorher auf der Karte genau ansehen und einprägen. Übernachtet haben wir - ach das erzähle ich lieber im Rahmen der nächsten Etappe...