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Der Ruiten Aakanaal nach Bourtange zweigt hier vom Ter Apelkanaal ab - dies ist die erste Selbstbedienungsbrücke - am späten Abend, schon mit Doppelrot, also auf jeden Fall nach 20.00 Uhr. Vor dieser Brücke habe ich Bammel, denn die Straße ist stark befahren, mindestens eine Buslinie führt hierher und jede Menge Verkehr - und da muss ich durch. Natürlich geht es um eine 90-Grad-Kurve, sonst wär´s ja auch zu einfach...
Besonders interessiert mich die Bedienung der Brücke - Selbstbedienung - mit einem geliehenen Sleutel - das wird ein Spaß wenn ich das allein mache. Brücke hoch, aufs Boot und ablegen, durch die Brücke durch und danach wieder anlegen und auf die Brücke, um sie wieder runter zu lassen.
Also, jetzt gilt es: Tremonia festgemacht und auf die Brücke - erst einmal den Verkehr beobachten. Er kommt in Wellen, also eine Lücke abwarten und dann beherzt den Schlüssel in die Selbstbedienungstafel einführen und Sleutel rechtsum draien, dann die Richtung auswählen, das ist leicht: Bourtange und nun die finale Taste brug op! Jetzt geht es los: Es klingelt und die Schranken senken sich, dann hebt sich die Brücke. Zeit für den Spurt an Bord, Motor an, Leine los und in Position gebracht. Die ersten Autos stehen schon vor dem Rotlicht - Brücke ist oben, langsame Fahrt voraus und um die Ecke durch den engen Durchlass, 6 Meter sind nicht viel bei starkem Seitenwind und in einer Kurve, aber klappt natürlich.
Jetzt nur noch schnell hinter der Brücke anlegen, ran an den Steg, geht, dann Schraube rückwärts. Bugstrahler korrigiert, etwas weit ab aber geht, Boot steht und nun schnell die Leine fest - schön ist was anderes - und dann Spurt zurück zur Straße an den Kasten, Taste brug neer drukken und das Teil senkt sich, langsam aber sicher, sie wird verriegelt - Wartesekunden, die wie Minuten scheinen - schrille Schelle und Schranken hoch und rotes Licht aus und alles läuft wieder: 16 Autos und ein Rudel Radfahrer spurten los, hinten kommt der Bus. Leider hatte ich keine Zeit, mal eben zwischendurch schnell ein paar Fotos zu machen - daher hier nur vorher-nachher!
Nettes Schild gleich zu Beginn: Der Meter unten stört mich nicht, bei mir fehlt es oben (also bei der Tremonia natürlich) denn es gibt hinter Bourtange Brücken mit 2,50m Höhe - wenn das niedrige 2,50 sind klappt es nicht und es soll viel Wasser oben sein, also wird das eher knapp werden. Aber das habe ich einkalkuliert, dann fahre ich eben nur bis Bourtange und wieder zurück. Ich werde mir die Brücken aber ansehen, mit dem Fahrrad von Bourtange aus hinfahren und dann entscheiden, ob ich bis zum Winschoter Diep durchfahren kann.
Erst einmal beglückwünsche ich mich selbst - so eine schöne Strecke, der Kanal ist wirklich ein echtes Juwel, jedenfalls in diesem Abschnitt. Drei Eisvögel sehe ich auf den ersten Kilometern, ganz dicht kommen die Bäume an das Wasser, oft bliebt nur eine schmale Gasse. Ganz langsam und ganz leise schiebt sich die Tremonia in dieses schöne Stück Natur. Und um es perfekt zu machen, kommt aus den Lautsprechern ganz leise das sanfte Saxophon von Mr. Acker Bilk: A Taste Of Honey - wunderschöne Momente!
Wichtigstes Utensil: Der Sleutel für die Bedienung von Brücken und Schleusen. Für zwanzig Euro Pfand habe ich mir dieses Wunderwerkzeug geleistet und gleich mit einem Korkball gesichert. Hoffentlich lasse ich den nicht irgendwo stecken, vergesslich wie ich im Alter geworden bin....
So liest sich die Anleitung für die Bosbrug, die in der Tat handbediend ist. Jetzt verstehe ich auch den Brückenwärter, der auf meine Frage, ob alle Brücken gleich bedient werden laut lachte und meinte, da würde ich ganz schön gefordert auf der Fahrt.
Bei der Bosbrug jedenfalls muss die Fahrbahn weggedreht werden. Ein sinnvolles System gegenseitig verriegelter Hebel macht Bedienungsfehler unmöglich. Mit dem draien des Schlüssels werden erst einmal die Rotlichter eingeschaltet. Dann erst werden die Schranken frei gegeben und man kann sie schließen, muss danach jeweils eine Klappe betätigen, die einerseits die Schranken festhält und andererseits dem System signalisiert, dass diese tatsächlich geschlossen sind. Unnötig zu sagen, dass die Klappen danach verriegelt werden und die Schranken so auch nicht wieder geöffnet werden können.
Jetzt steht der Landverkehr schon mal - es summt gewaltig und die Brücke senkt sich und macht sich dadurch frei vom Lager. Irgendwann schwingt sie ganz sanft, lässt sich aber noch nicht bewegen.
Denn sie wird noch gehalten, durch einen Riegel, der sich jetzt ganz langsam zurück schiebt und damit ein Drehen der Brücke zulässt. Nun hilft nur noch schiere Muskelkraft - das Ding will erst einmal in Bewegung gesetzt werden, dann dreht sie sich langsam. Aber Achtung: Zu viel Schwung bringt auch nichts, denn...
...die träge Masse muss ja auch wieder in den Zustand der Ruhe gebracht werden, denn am Ende der Bahnkurve stößt sie gegen einen elastischen Pfahl und kommt zurück! Egal, irgendwann steht sie und dann kann das Boot durch.
Also ablegen, hinter der Brücke wieder anlegen und alles retour - wieder sinnvoll durch elektromagnetische Verriegelung gesteuert, man kann nichts falsch machen. Fast jedenfalls, denn wehe, man kommt aus dem Takt, versucht etwa, die falsche Verriegelung zu öffnen - da beißt man sich die Zähne dran aus. Man muss eigentlich jedesmal vorher die Anleitung lesen und genau danach vorgehen, alles andere bringt die Automatik in Schwierigkeiten. Es ist jedesmal ein Intelligenztest und ich gestehe - zweimal bin ich durchgefallen. Ein mal habe ich versucht, eine Drehbrücke mit Motor per Hand zu drehen (sah genau so aus die vorherige, hatte aber einen kleinen schnuckeligen Motor eingebaut) und ein anderes Mal eine Taste nicht zur richtigen Zeit oder zu kurz oder zu lang oder was weiß ich wie, auf jeden Fall aber falsch gedrückt - da standen schon vier Autos vor dem Schlagbaum! Aber die bleiben hier ganz ruhig, ein Mercedes-Fahrer hielt noch an und sagte in süßem niederländischen Deutsch: Scheiß Wetter und gute Fahrt! So sind sie, die Holländer! Einfach nett!
Diese Schild habe ich mal ignoriert - so recht glaube ich nicht an die Gefahr durch das gefährliche Eis an dieser Stelle und zu dieser Zeit.
Die erste Schleuse kommt in Sicht - mit Zugbrücke. Gespannt wie das funktioniert, mal langsam ran kommen, auf jeden Fall ist schon mal ROT!
Das ändert sich auch beim Näherkommen nicht - wie auch? Anlegen, fest machen, Lage peilen. Mutterseelenallein irgendwo im Nirgendwo diese Schleuse. Entstanden wie alle Schleusen in diese Gegend, nämlich beim Torfabbau. Kanäle erschlossen (und entwässerten) das Gebiet, Stichkanäle führten in die Abbaufelder. Wo es nötig war, wurden Schleusen gebaut. Da die Schiffer dort oft warten mussten, siedelten sich hier gern Gaststätten und Händler an, erste Dörfer entstanden, oft entlang des Kanals, die langgestreckten Fehndörfer gibt es heute an vielen Stellen. Zur Abwicklung des Landverkehrs kamen Brücken hinzu, war das Lager ausgebeutet, wurde der Hauptkanal weiter gebaut und so weiter und so weiter.
Natürlich ist die Schleuse unten, als erstes muss sie nach oben kommen. Auch das geht mit dem Sleutel - die Tore schließen sich motorisch!
Ich hatte eigentlich damit gerechnet, hier Hand anlegen zu müssen. Tore stemmen und Schütze kurbeln - aber das alles erledigen nette Elektromotoren. Kaum ist das Untertor geschlossen...
...öffnet sich im Obertor ein Schütz und das Wasser strömt in die Kammer - die Schleuse kommt zu Berg. Parallel zu den Schleusen liegen Wehrarme, Wasser scheint genügend vorhanden zu sein, über die Wehr geht eine Menge über.
Oben liegt derweil die Tremonia und harrt der Dinge die da kommen - und die kommen schnell. Irgendwann geht das Obertor auf und uns geht ein grünes Licht auf. Jetzt kommt die Brücke dran. Wie vorher schon: Schranken zu und dann wird gekurbelt statt geschoben, die Zugbrücke geht hoch und es geht ab in die Schleusenkammer.
Liegt das Schiff fest geht es wieder an die Brücke - die wird herunter gelassen, verriegelt und die Schranken gehen wieder hoch. Und schon steht die Ter Aplersluisbrug dem Verkehr der nichtschienengebundenen Landfahrzeuge wieder zur Verfügung.
Die herrliche Allee ist wieder ein echtes Schmuckstück, schnurgerade führt sie nach beiden Seiten von der Sluisbrug weg
Doch jetzt wird geschleust - das ist einfach: Knopf drücken und Leinen führen, bei etwa zwei Meter Hub alles nicht so dramatisch und schnell gemacht. Und während wir langsam zu Tal sinken, fällt mein Blick auf den Kanal und da kommt doch tatsächlich ein Boot aus Ter Apel - ich bin nicht allein. Stoppen kann man natürlich nichts, der Skipper wird genau wie ich die Schleuse nach oben holen müssen um dann zu Tal zu schleusen.
Doch an der nächsten Brücke warte ich auf das Boot, es ist die ERU RESA aus Geldermalsen. Sie kann gleich durchfahren, ich schließe in Ruhe die Brücke und kann dann bei der nächsten Querung den Luxus des Bedientwerdens meinerseits genießen.
Zu zweit geht es eine Ecke besser, jeder öffnet nur noch jede zweite Brücke und der jeweils andere kann gleich durchfahren. Das macht die Sache einfacher.
Jetzt bin ich wieder dran und die ERU kann einfach durchziehen - so kommen wir schnell weiter. Doch dann kommt die nächste Schleuse in Sicht...
Unterwegs darf man sich von der Ruhe der Landschaft zwar anstecken aber nicht einlullen lassen. Aufpassen ist immer angesagt, denn es gibt so manche Stellen zum Anecken. Anleger und andere Bauten ragen manchmal weit in den Kanal. Auch die Pegelstangen schauen mal gerade zwanzig Zentimeter aus dem Wasser und sind gut zwei Meter vom Ufer entfernt.
Doch auch das geht zügig - sie steht nämlich schon oben und wir können, nach Hebung der Brücke, sofort einlaufen. Wieder zwei Meter in die Tiefe. Mensch das läuft ja wirklich klasse - und vergessen auf Holz zu klopfen.
Denn die nächste Brücke kommt über diesen Status nicht hinaus. Sie ist motorisiert und nach Senkung der Schlagbäume passiert -nichts! Die Sellingerbrug hat offensichtlich eine Störung!
Jedenfalls kann der Skipper der ERU sie auch mit Hilfe der versammelten Dorf-Intelligenz nicht dazu bewegen, in die Vertikale zu gehen. Da hilft nur der Anruf bei der Störungsstelle - ein halbe Stunde müssen wir warten. Aber immerhin, es gibt da auch am Samstag einen Menschen, der helfen kann!
Die Angler beobachten unsere Probleme belustigt, doch auch sie stecken in Schwierigkeiten, denn sie sind mal eben von der Ems herübergekommen, um Köderfische zu fangen - aber heute wird das hier nicht viel. Dabei soll es heute Abend auf Zander gehen und dazu braucht man eben alterative niederländische Köderfische - der kleine Grenzverkehr. Aber es geht ihnen doch ein dicker Fisch ins Netz: Mit meinem Bootshaken holen sie ein ziemlich neues und völlig unbeschädigtes Fahrrad aus dem Wehrarm - das wird sicher bald bei eBay zu haben sein....
Schließlich fährt der Techniker vor - mit großem Werkstattwagen. Auch er schafft es nicht mit dem Schlüssel, aufatmen, an uns hat es also nicht gelegen. Die großen Schaltschränke rücken ins Zentrum des Interesses!
Der Blick hinein offenbart, dass selbst einfach Dinge und Vorgänge eine Unmenge an Technik brauchen, sollen sie automatisch ablaufen - das sieht wild aus!
Sauber verdrahtet so wie man es erwartet - aber Achtung: Hier handelt es sich nicht um den Steuerschrank einer Raketenbasis oder Flughafenbefeuerung - es geht hier um die Steuerung einer simplen Klappbrücke irgendwo bei Ter Apel!
Schließlich hilf der Reset-Knopf, wie so wenn die Technik Probleme macht: Einmal ausschalten und die Welt ist wieder in Ordnung. Brüche hoch, Boote rein und runter ins Unterwasser - und da gibt es einen schönen Anleger und wir machen da fest, man muss es ja nicht übertreiben. Schon weit nach vier - Feierabend, ist ja schließlich Samstag. Wäre das mit dem Reset manchmal praktisch in der Schule: All die daneben gegangenen Erziehungs"erfolge" mal eben "resetten" - und wieder neu anfangen.
Ich mache eine Radtour ins nahe Sellingen - esse ein Magnum und sehe ein Auto, Fiat 500, Mensch, genau den hatte ich mal, in Rot - und die Kinder haben gefragt, warum in den nicht mit ins Haus bringe - die haben das für ein Spielzeugauto gehalten. Als ich mich jetzt daneben stelle gebe ich ihnen im Nachhinein recht - was für ein Winzling. Meiner hatte einen kaputten Auspufftopf und den Klang einer Abart-Auspuffanlage und wenn das 15-PS-Aggregat so richtig unter Volllast wummerte (Und der fuhr immer unter Volllast, sonst ging es gar nicht vorwärts) dann hörte sich das schon richtig geil an. Und hier in Sellingen fährt sowas noch, wie lange ist das her - geschätzte 25 Jahre - Fiat 500- das es sowas noch gibt...
Übrigens: Einkaufen kann man dort klasse - Bäckerei, kleiner Supermarkt, Bank - alles da!
Und noch ein geiles Teil: Leider war er schnell vorbei, aber vorn saß eindeutig "The Spirit of Ecstasy" auf dem dominanten Kühler, besser bekannt als das Modell von Emily Thornton, Sekretärin (und Geliebte) von Lord John Walter Edward-Scott-Montagu, der nach ihrem Vorbild für sein Privat-Auto eine Kühlerfigur bauen ließ - als Emily ziert sie seitdem jeden Rolls. Und das sieht verdammt nach einem Phantom II aus - ein echter RR. Mensch, haben die früher irre Kisten gebaut! Wenn man dagegen unsere aktuellen Allerweltsautos ansieht - da ist viel auf der Strecke geblieben
Nach einer verregneten Nacht geht es morgens bei leicht diesigem Himmel los, gemeinsam starten wir zur nächsten Etappe. Die wird nicht einfach, denn während bei den bisherigen Teilstücken die Tiefe mit 1,50m angegeben war, beträgt sie nun nur noch einen Meter.
Für die Tremonia ist da kein Problem, aber die ERU RESA taucht 1,30 Meter ins Wasser ein. Doch der Skipper bleibt ruhig, nur an der Ruderhacke geht der Kiel so tief runter, er hofft, dass das im seichten Schlick dennoch geht - wir werden sehen.
Erst mal kommt die nächste Schleuse - mittlerweile wird alles zur Routine. Nach zehn Minuten ist sie oben, die Brücke geht hoch und die ERU läuft als erste ein.
Bei 27 Meter Kammerlänge können wir ganz bequem festmachen, alles ist ganz locker und wir kommen uns nicht in die Quere.
Die ERU dreht langsam in die Kammer und macht dann an Backbord fest. Ich laufe danach ein und während ich die Tremonia festmache, lässt der Skipper der ERU schon die Brücke herunter und Schleuse wird auch in Gang gesetzt. Dauert immer eine halbe Ewigkeit, bis sich das Obertor geschlossen hat.
Kurz vor Bourtange stehen diese Holzskulpturen am Kanal und blicken in die vier Himmelsrichtungen, eine fünfte Figur...
...steht direkt am Wasser und schreit - der Rufer - was schreit er uns zu, muss wohl was Ernstes sein, nach einem Freudenschrei sieht es nicht direkt aus. Will er uns warnen und wenn, vor was?
Dann kommt der Abzweig des Bourtange-Kanaals vom Ruiten Aa Kanaal - es geht nach Steuerbord. Eine große Gruppe von Anglern sitzt hier auf dem Kap und muss nun erst einmal Angeln einholen und sich sortieren. Mit der Tiefe hat es bis hierhin geklappt. Es gab nur eine Stelle, wo mein Echolot magere 20cm anzeigt, dann plötzlich nichts mehr (kann aber auch einfach aufgewirbelter Schlick gewesen sein) - sonst waren es immer 150 bis 180cm. Die ERU jedenfalls hat keine Probleme bekommen.
Drei Meter zehn - kein Problem, beide Boote machen sich klein - das klappt mit dieser Holz-Brücke. Der Kanal ist deutlich schmaler, gut, dass uns niemand entgegen kommt. Denn auch die Tiefe ist außerhalb der Mitte recht dürftig. Da allerdings haben wir reichlich Wasser unter dem Kiel, bei mir immer noch 90cm (bei 90cm Tiefgang).
Wir laufen in den Yachthafen von Bourtange ein, viel Platz und wir sind ganz allein. Der Hafen gehört zu einem Campingplatz, für sechs Euro dürfen wir hier liegen, Strom und Wasser extra. Vorn die Stege sind recht kurz, im hinteren Teil gibt es einige längere Fingerstege.
Bourtange ist so ziemlich das verschlafenste Nest dass ich bisher gesehen habe. Einzig das berühmten Fort, von dem die Amis den Grundriss für das Pentagon geklaut haben reißt es raus. Auf der Karte kann man gut erkennen, dass es praktisch direkt neben dem Hafen zu finden ist - mehr gibt es ja auch nicht in Bourtange.
Die Festung allerdings ist sehenswert - ein Grabensystem mit Zugbrücken hat potentiellen Angreifern sicher eine harte Nuss zu knacken gegeben.
Innerhalb der Wälle eine ungemein heimelige Bebauung, kleine Häuser ducken sich im Schutz der großen Bäume hinter den Befestigungsanlagen.
Alles war zur Selbstversorgung vorhanden, es gibt heute viele schöne Bauerngärten zu bewundern. Insgesamt hat man das ganze Areal in den letzten Jahrzehnten aufwändig restauriert, es macht viel Spaß, hier durch die verwinkelten Gässchen zu wandern.
Überall in den kleinen Gärten und an den Häusern blüht und duftet es.
Der Duft an dieser Stelle dürfte früher von besonderer Qualität gewesen sein - aber auch für dieses delikate Problem hatte man immerhin eine Lösung gefunden. War wahrscheinlich unter Beschuss eine echte Mutprobe, der Besuch des Donnerbalkens....
Die vielen Besucher finden einladende Gaststätten und können auf dem Platz unter den großen alten Bäumen sehr schön sitzen.
Mittelalterliches Leben wird vorgespielt, auf offenem Feuer kocht der kräftige Eintopf und bei den Führungen...
...knallen auch die Kanonen, die ein beträchtliches Kaliber haben - wo die hintrafen, blieb kein Auge trocken, glücklicher Weise haben sie ja nicht oft getroffen, die Streuung dürfte enorm gewesen sein.
Alles in allem macht ein Ausflug in die Festung viel Spaß und der Matjes beim Fischhändler war erstklassig!
Die beiden Wachsoldaten am Tor allerdings machten am Ende des Tages einen sehr ermatteten Eindruck, man kann nur hoffen, dass die Originale fitter und wachsamer waren...
Wie sieht es mit der Weiterfahrt aus? Mit dem Fahrrad nehme ich die beiden Problembrücken in Augenschein - tolle Floskel, also ich schaue sie mir persönlich an (fast 20km auf dem Drahtesel - mein Gesäß hat das krumm genommen) - und nehme dabei eine Schnur mit, deren Länge der exakten Höhe der Tremonia entspricht. Denn dieses tolle Wunderwerk holländischer Brückenbaukunst, eine Stern-Brücke namens Noabersbadde ist laut Karte genau 2,50 Meter hoch - und das auch nur in einem etwa 3 Meter breiten Bereich - ist mir zu knapp, den Stress tue ich mir nicht an denn die Gefahr, eine böse Macke ins Boot zu fahren ist zu groß. Schade! Im Klartext heißt das: Rückmarsch nach Ter Apel - aber das hatte ich ja eigentlich auch erwartet.
So werden wir auch nicht durch die schöne Vrieschelooster-Sluis fahren, deren Wehr hier für fotogenes Wassersprudeln sorgt.
Auch sonst machen Ausflüge in die Umgebung Sinn - es handelt sich zwar um eine alte Kulturlandschaft, doch die Natur kommt an vielen Stellen zu ihrem Recht. Vor allem die vielen Wasserläufe locken, und es sind durchaus nicht immer nur schnurgerade Kanäle.
Abendstimmung am Bourtange-Kanaal - spiegelglattes Wasser - tiefe Ruhe, nur das Geschrei der Vogelwelt "stört" in dieser Stunde zwischen Tag und Nacht. Die Reiher sind es hier, die für Lärm sorgen, und ehrlich: Das was die an Tönen produzieren ist nur mit dem Begriff "Lärm" annähernd beschrieben.
Diese beiden nehmen noch einen kleinen Snack zur Nacht zu sich. Die Stute und der Zweijährige sind beide sehr neugierig, vor allem das Fohlen möchte am liebsten meine Kamera beschnuppern. Schöne weiche Nüstern, die Lippe versucht immer, irgend etwas ins Maul zu ziehen - Pferde sind einfach klasse. Wenn ich zurück denke, früher, an mein Pferdeleben, ohne Sattel im gestreckten Galopp am Strand entlang - das war eine schöne Zeit: In den Sommerferien unterwegs mit Kindern, Planwagen und Ponys in Holland, zerstochen von den Bremsen, Sonnenbrand, verschwitzt, dreckig vom Staub - aber rundherum glücklich. Vorbei - alles hat seine Zeit im Leben, übrig blieb eine starke Zuneigung zu den Rössern - egal ob edel oder einfach nur nomal...
Besonders zu empfehlen zum Sonnenuntergang: Die Skulpturen am Ruiten Aakanaal - hat was von Stonehenge, irgendwie spiritistisch, dieser Blick Marke Osterinsel - kann man mit dem Fahrrad vom Hafen Bourtange aus in gut zehn Minuten schaffen (Wenn man nicht unterwegs eine viertel Stunde mit den Pferden redet).
Sonnenuntergang im Grenzland - von hier sind es mit dem Fahrrad fünfzehn Minuten bis hinüber nach Deutschland, ich bin seit einer Wochen in den Niederlanden und telefoniere immer noch aus dem deutschen Netz. Da wo die dunklen Eichenwälder lichten Birkenreihen weichen, kommt die Sonne durch bis an den Kanal, schöne Stimmung am Wasser.
Schönes warmes weiches Licht - man muss nur schnell abdrücken und gleich wieder aufs Fahrrad und so schnell wie möglich weiter - während dieser Aufnahme haben mich zwei Bremsen gestochen. So ist das eben in ländlicher Umgebung am Wasser, da sind wir nur Futterlieferanten!
Zur Rückfahrt gibt es nur ein Erlebnis: Rot an der Schleuseneinfahrt - ist ja auch ok. Doch nach Drehen des berühmten Sleutels kommt Rot-Grün - unüblich, denn da muss ja nichts mehr vorbereitet werden an der Schleuse. Die Schleuse steht unten und eigentlich hätte sie den Schlüsseldreh mit Grün quittieren müssen. Ich gehe um die Anlage, nirgendwo rührt sich etwas, nirgendwo schnurrt ein Motor - totale Ruhe. Nochmal Schlüssel rein, drehen - nix.
Wie ein Wunder fährt der Störungsdienstwagen plötzlich vorbei, heftiges Winken - und er hält an und kommt zur Schleuse. Glück gehabt, soo schnell war mit Hilfe nicht zu rechnen. Allerdings: Der Kollege ist für die Störung an den Brücken zuständig und meint, Rot-Grün sei doch ok, wir sollen mal einfahren. Ok, Widerspruch ist jetzt nicht angesagt, wir laufen ein und drücken auf die Start-Taste für die Schleusung und es passiert was ich schon vermutet habe - nichts!
Jetzt kommt Hektik auf, natürlich erst einmal an die Schränke, reinschauen und dann den Spezialisten für die Schleusen konsultieren.
Der gibt ein paar Hinweise, alles wird jetzt von Hand gesteuert und dann klappt es, war irgendwo der Wurm drin, wo genau - keiner hat auch nur den Spur einer Ahnung. Auf jeden Fall kommen wir weiter und am Nachmittag sind wir wieder in Ter Apel!
Aber damit ist dieser Bourtange-Bericht noch nicht zu Ende. Mit Kinder muss das eine tolle Etappe sein - aber geht das, sind Brücken und Schleusen kindertauglich? Bohrende Fragen - wenn ich das jetzt so einfach behaupte und jemand macht das dann und erleidet mit den Kindern Schiffbruch und macht mich regresspflichtig (Bitte mal ins Impressum schauen ob das überhaupt geht). Also, das muss ausprobiert werden, gesagt, getan. Doch woher die Kinder nehmen - ein Kinder würde ja schon reichen. Die Familie hilft aus, Niklas löst Ute ab und selbst Lenni kommt mit zum Crew-Wechsel nach Musselkanaal. Und so geht es dann am nächsten Tag ab in Richtung Bourtange, 2. Auflage.
Niklas bemächtigt sich zunächst meiner polarisierten Sonnenbrille und dann meines Bootes - wir sind auf dem Weg.
Vorher haben wir erst einmal klar Schiff gemacht - irgendwann während eines so langen Törns muss man mal Hausputz machen und Niklas kann das hervorragend - endlich strahlt die Tremonia wieder. Bourtange, wir kommen!
Der Junge hat die Schlüsselgewalt - schnell durchblickt er das System der Bedienung und zu zweit ist man natürlich erheblich schneller.
Hier musste der Onkel mithelfen - das Andrehen ist immer etwas schwer - bewegt sich die Brücke erst einmal, geht es relativ leicht. Aber aufpassen: An einigen Brücken holt man sich schmierige Finger!
Ist ja etwas unheimlich aber Kinder lieben solche Aufgaben. Eine echte Herausforderung auf dem schmalen Steg über dem Wasser - aber Herausforderungen sind dazu da, angenommen zu werden, und so dreht Niklas die Brücke völlig allein und ich kann durch.
Und er findet sogar noch Zeit, nebenbei den Fotoapparat zu bedienen. So komme ich zu diesem absolut einmaligen Schnappschuss - Durchfahrt der Tremonia mit Skipper Käpt´n Kalle höchstselbst am Ruder - doch es kommt noch besser...
...auch dieser Spurt wird der Nachwelt nicht vorenthalten: Boot angelegt, fest gemacht und dann gleich los zur Brücke, dehen, schieben, klappen - was auch immer!
Das Schließen ist etwas weniger riskant - man muss nur aufpassen, dass man nicht zu schnell ist, sonst rastet der Bolzen erst nach mehreren Hin- und Herbewegungen ein - also maßvoll abbremsen und dann passt es auf Anhieb.
Das Öffnen und Schließen eines Schlagbaumes - eigentlich eine wichtige Kulturtechnik, schließlich haben Schlagbäume Geschichte geschrieben, Kriege entfacht und Frieden gesichert - doch irgendwie lernt man das nirgendwo - außer, man fährt mit dem Boot nach Bourtange, da gibt es das praktisch so ganz nebenbei. Wieder ein wichtiges Argument.
Auch das Bedienen der "Hecken" will gelernt sein - und das klappt nach der ersten Brücke auf Anhieb.
Die Beobachtung von Flora und Fauna gehört natürlich zum Standardprogramm (Bei Neumond wäre noch der Sternenhimmel dazu gekommen) - also ist das Fernglas ständig einsatzbereit. Und tatsächlich, wir sehen ihn, und das sogar mehrfach. Und einmal, ja einmal gelingt sogar ein Schnappschuss:
Alcedo Atthis, der Eisvogel - er hat die sandigen Ufer als idealen Lebensraum gefunden. Mehrfach können wir beobachten, wie dieses Kleinod der Flusslandschaften mit seiner wunderbaren Farbe vor uns herfliegt und dann in den Bäumen verschwindet. Durch die rostfarbene Unterseite ist er dort nicht zu erkennen, die blaue Farbe des Rückens soll ihn beim Flug über das Wasser tarnen - bei moorigen Flüssen funktioniert das nicht ganz so gut wie es sich die Evolution eigentlich gedacht hat - ja, selbst die Evolution leistet sich mal den einen odee andere Fehler (wahrscheinlich gäbe es sonst auch keine