Dahinter liegt an Steuerbord der Yachtclub Lingen - ein alnger Steg entalng des Ufers mit kleiner Hütte und den üblichen Versorgungseinrichtungen. Natülich gibt es Liegeplätze für Gäste - falls es also mit der Terminabsprache wegen der Evers-Kotting-Brücke nicht klappen sollte: Hier kann man sicher und gut fest machen.
Nun gehrt es kilometerlang durch verschwiegenes Gelände. Dunkle Eichen begleiten den Kanal, der sich schnurgerade durch den Wald zieht, an Babckbord begkleitet durch eine wunscherschöne Allee. Man unterschätze nicht die Zeit, zwei Stunden braucht man für dieses Teilstück auf jeden Fall. Langweilig? Nicht unbedingt, denn wer Augenund Ohren öffnet findet eine Menge Natur: Sogar ein Eisvogel hat mich längere Zeit begleitet. Nicht öffnen sollte man die Fenster, denn was hier an Insekten herumfliegt ist wirklich gewaltig - das haben wir ja schon im letzten Jahr bemerkt. Damals waren wir ja an der Fußgängerbrücke in Nordhorn gescheitert und hatten eine ganz andere Optik: Es war sehr dunstig und der enge Kanal hatte dadurch einen ganz eigenen Reiz, wer da mal kurz reinschauen möchte, hier ist ein direkter Blitzlink zum Schnuppern:
Einige Brücken unterbrechen den Kanallauf, hier wirft der Kurze ständig Erde ins Wasser und holt sich noch einmal eine neue Handvoll als ich kurz vor der Brücke bin - sofort habe ich die Kamera zur Hand, ein kurzes freundliches Wort und da schaltet sich auch der Erwachsene rechts ein, alles klar, liebes Kerlchen, wollte wohl nur die Gravitationskonstante durch eigene Versuche experimentell bestätigt wissen, aber man weiß ja nie, denn auch die Anwesenheit von Papa/Mana ist nicht immer der Garant für vernünftiges Benehmen...
Plötzlich lautes Schnauben und Wiehern an Steuerbord - im dichten Wald sind schemenhaft zwei Reiterinnen zu erkennen - und schon geben sie die Zügel frei und die beiden Zossen machen sich lang, scheint ein schnurgerader eg zu sein, der sich durch den Wald zieht. Noch zweimal erlebe ich das Losstürmen beiden Pferdemädchen.
Die Evers-Kotting-Brücke kommt näher. Für 15.15 Uhr habe ich mich hier mit dem Brückenöffner verabredet. Das ist völlig unkompliziert - etwa zwei Stunden vorher anrufen und einen Termin absprechen - klappt. Zweimal am Tag gibt es die Möglichkeit zur Öffnung. Dass man hier überhaupt fahren kann und darf verdanken wir den unermüdlichen Einsatz einiger Menschen, die sich im Verein Verein GrafSHIP zusammen geschlossen haben, GrafSHIP steht für Grafschafter Schiffswege und Häfen-Instandsetzungs Projekt e.V. - der Verein mit dem sperrigen Namen hat sich die Wiedererweckung der Linksemsischen Kanäle auf die Fahnen geschrieben und nun mit dem Ems-Vechte-Kanal EVK den ersten Schritt geschafft und den ersten großen Erfolg gehabt! Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank! Informationen über den Kanal und den Verein sowie wichtige Links auf meiner EVK-Seite:
21 Kilometer neue Wasserwege - der Ems-Vechte-Kanal EVK
Ein Gleiter kommt vorbei - die beiden sind völlig ohne Revierinformationen unterwegs und wollen wissen, wie es weiter geht - für sie ist die Brücke ja kein Hindernis.
Die Brücke wird geschlossen, für die Passanten immer noch eine kleine Sensation, denn allzu oft geschieht das nicht. Alles in Handarbeit - Schranken zu und dann die Brücke lösen und von Hand drehen.
Schnell bin ich durch, auf der anderen Seite wird gebaut, zwei Fundamente entstehen. Eine neue Brücke soll den Kfz-Verkehr künftig über den Kanal führen, nur der Radweg soll noch über die alte Drehbrücke führen. Die Anwohner werden begeistert sein, denn der Holzbelag der Kotting-Brücke klappert bei jedem Auto laut und unüberhörbar. Die "Neue" wird übnrigens hoch genug werden für Boote - 3,50 meint mein Brückenöffner zu wissen - die Sünden der Vergangenheit werden sich also nicht wiederholen, sicher auch ein Verdienst von GrafSHIP.
Da ist sie, besagte Fußgängerbrücke, die mich beim letzten Mal ausbremste. Mittlerweile wurde sie angehoben,. so dass ich diesmal tatsächlich durchkomme. Vor einem Jahr hat sie meinen Besuch in Nordhorn verhindert und damit ein Treffen mit Tanja, meiner Ex-Kollegin, die in schwerer Zeit mit mir (und auch ohne mich) die Klasse leitete. Da wollte mich Tanja doch glatt überraschen, denn sie war hochschwanger, diesmal klappt es und darum...
...kommt der Grund für die damalige Leibesfülle nunmehr gleich persönlich mit an Bord: Noah! Der fröhliche Knirps mit der durch den Namen dokumentierten Nähe zu schwimmenden Gebilden fühlt sich dann auch an Bord gleich wohl und kaum ist so ein Winzling in der Umgebung, steht alles voll mit seinem Equipment - Flasche, Schnuller, Ente, Lätzchen - alles zaubert Tanja aus den unergründlichen Tiefen ihrer Tasche hervor und schon fühlt sich das Kind wohl!
Ein sonniges Kerlchen, fröhlich und nicht zu bremsen, immer unterwegs und ständig beschäftigt. Kaum sitzt er auf dem Cockpit-Boden hat er schon den Ring zur Öffnung des Motorraums entdeckt. Ein typischer Junge eben, gleich den Motor ansehen... ;-))) Bei den Eltern auch eigentlich kein Wunder, Marcus und Tanja engagieren sich in ihrer Freizeit beide beim THW und so wird Noah sicher eine erstklassige technische Sozialisation erleben.
Ich liege am RAWE-Anleger, früher haben hier die Kohlenfrachter aus dem, Ruhrgebiet fest gemacht um Nordhorns Textilindustrie mit dem nötigem Brennstoff zu versorgen. Mittlerweile ist die Spundwand als Sportbootanleger ausgebaut worden. Weiter geht es nicht, denn nun kommen mehrere sehr niedrige Brücken. Der Anleger selbst ist gut platziert: Im direkten Umfeld kann man nicht nur alles für das Auto kaufen (ATU, PitStop und mhehrere Tankstellen und Werkstätten) - auch für Leib und Seele ist gesorgt: Alles, was sich in Deutschland auf dem Discounter-Markt tummelt bietet seine Dienste auch hier in Nordhorn an: LIDL, ALDI, PLUS - die Vier-Buchstaben-Läden genauso wie einige Drogerieketten. Und der Plus-Bäcker öffnet schon um 6.30 - alle anderen schlafen etwas länger. Achso, die beiden großen Hamburger-Bräter sidn auch vertreten. Alles im Umkreis von maximal 500 Metern! Und in die schöne Innenstadt geht es auch ganz schnell, mit dem Fahrrad: 5 Minuten.
Eine Informationstafel am Anleger versorgt mit ersten Tipps und Hinweisen - zwei schöne Sitzgruppen mit Bänken und Tisch stehen Bootsleuten und Radlern zur Verfügung. Der Radweg ist übrigens scheinbare eine wichtige Zweiradverbindung - den ganzen Tag über herrscht hier ein ziemlich starker Verkehr. Schüler morgens vor achte aber auch Menschen im Anzug nutzen hier das Fahrrad auf dem Weg zur Arbeit.
Frühstück in Nordhorn mit den Grafschafter Nachrichten - es ist nicht so ernst wie es aussieht. Nur leider scheint das Wetter meinen Fotoplänen einen deftigen Strich durch die Rechnung zu machen. Es regnet und die Sonnen-Pausen dazwischen werden immer kürzer.
Auf jeden Fall mache ich mich auf, Nordhorn zu entdecken: Irre sind die niedrigen Brücken mit den unter den Wasserspiegel abgesenkten Radwegen. Müsst ihr mal selbst fahren, ich habe immer den Eindrück, die Wasserfläche wölbe sich hier auf - optische Täuschung durch die Rampen. Für uns sind diese Brücken natürlich der Grund, dass der EVK nicht weiter befahren werden kann. Hier hat man früher eben die billige Lösung gesucht, 1,40 ist die Höhe über dem Wasserspiegel. Zwei Meter mehr und Nordhorn wäre heute eine durch Sportboote vielbesuchte Stadt - denn Nordhorn ist schön, sogar sehr schön. Aber davon jetzt mehr.
Am Kanal liegt auch die grafSHIP, Vereinsboot der garfSHIPler. Noch etwas liegt am Kanal, eine große Schule - auf dem Schulhof führt ein Kollege gerade ein lautes "Kritikgespräch" mit zwei Jungen, es geht anscheinend ums Rauchen und der Kollege ist mit dem Verhalten seiner Schützlinge absolut nicht einverstanden und versucht diesen Dissenz gerade ´rüberzubringen. Ferien sind einfach nur schön!
Nochmal eine Brücke - man hätte nur noch die Wand zum Radweg hin durchsichtig gestalten müssen - das wäre ein echter Höhepunkt gewesen...Man kann vom Anleger aus auf dem Radweg prima weiter fahren und kommt dann automatisch...
..zur Verbindungsschleuse, die den EVK mit dem Nordhorn-Almelo-Kanal und damit mit den Niederlanden verbindet. Und das iust ja auch die große Idee bei allen Aktivitäten von grafSHIP - diese Verbindung wieder schiffbar zu machen. Das doppelte Schleusentor zeigt, dass es bei dieser Schleuse immer auch um Aufgaben des Hochwasserschutzes ging.
Heute wird die Verbindungsschleuse "nur in absoluten Ausnahmefällen" betrieben, so die offizielle Verlautbarung des NLWKN - Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Man fragt sich dann natürlich, warum der hinter der Schleuse liegende Klukkert-Hafen aufwändig für Sportboote hergerichtet wurde - ein Schildbürgerstreich? Doch dazu gleich mehr, erst einmal schauen wir uns hier an der Verbindungsschleuse etwas um.
Hier ist nämlich Nordhorns Wasserstraßenkreuz - der Verbindungskanal, der den EVK mit der Vechte verbindet (daher ja auch sein Name!) trifft hier nämlich auf besagte Vechte und den Nordhorn-Almelo-Kanal. Sc höne Brücken führen in die nahe Siedlung, vom Erscheinungsbild den niederländischen Zugbrücken nachempfunden. Doch in die Sadt gehen wir später, erst einmal geht es weiter den Almelo-Kanal entlang in Richtung Niederlande.
Da gibt es gleich die nächste Überraschung: Die Vechte verbreitert sich zum Vechtsee - malerisches Gewässer direkt an, ja fast in der Stadt!
Die blaue Brücke aber führt uns weiter, denn der Radweg läuft weiter am Kanal entlang in Richtung Niederlande...
...nun auf einem Damm zwischen Vechtsee und Almelo-Kanal. Mehrere Brücken kreuzen den Wasserweg - früher eine Verbindung ins Nachbarland.
Hier könnte man mit Sportbooten auf jeden Fall fahren, die Brücken sind hoch genug und der Wasserweg führt - man staune - zu einem ausgebauten Sportboothafen: Dem Klukkert-Hafen!
Aufwändig restauriert, mit Slip und Stegen ausgestattet liegt dieser Hafen im Dörnröschenschlaf. Denn, wie schon vorhin zitiert, die davor liegende Schleuse wird für Sportboote "nur in absoluten Aiusnahmefällen" betrieben. Irgendwie riecht das nach Verschwendung von Steuermitteln, denn was soll ein Sportboothafen, wenn gar keine Sportboote hinkommen können? Oder sind die Visionen von grafSHIP doch mehr als "fromme Wünsche"?
Toll wäre das ja, denn wenn hier die Durchlässigkeit für Sportboote wieder hergestellt würde, gäbe es neben dem Haren-Rütebock-Kanal HRK eine weitere Verbindung in die Niederlande südlich des Dollart. Denn das Gewässer läuft weiter, stark verkrautet...
...bis zur Grenzschleuse. Hier, an dieser malerischen Stelle, ist nun absolut Schluss - hier wird nicht mehr geschleust. Die schöne elipsenförmige Kammer dient nur noch Wasservögeln als Schwimmbecken.
Blick aus der Gegenrichtung auf die schöne Grenzschleuse - ein friedliches Bild!
Wenige Meter weiter ist der Kanal zugeschüttet - es kommen noch mehr solche Stellen. Der Verlauf ist noch kilometerweit gut zu erkennen, doch immer wieder zwischendurch ist der Wasserweg unterbrochen
Etwa wie hier durch einen Entwässerungsgraben. Ist schon verständlich, ein Düker wäre viel teurer gekommen, warum also einen nicht mehr benutzten Kanal erhalten - und so geht es auch an anderen Stellen: Grundstückszufahrten usw. usw. - alles eben einfacher und vor allem billiger ohne Brücken über einen nutzlosen Kanal zu errichten. Nur: Heute wäre man froh, wenn man ihn wieder nutzen könnte. Sportboot-Tourismus bringt Geld in die Region, dxie Turfroute ist das beste Beispiel dafür.
Dann verliert er sich in der Ferne des verregneten Juni-Tages, die nächste Unterbrechung ist schon zu sehen. Ob hier je wieder Boote fahren werden? Zu wünschen wäre es sicher, der Region aber auch der Sportbootwelt. Ein reizvolles Revier würde zurück gewonnen werden!
Ach, ganz vergessen, mittlerweile haben wir die Grenze übertreten und sind in den Niederlanden. Das merkt man kaum - einzige Hinweise: Selbst der Feldweg bekommt einen Radweg zur Seite gestellt und der heißt laut Schild nunmehr "Fietspad" und die Provincie begrüßt die Radler auf einem blauen Schild - ja klar, auch der alte Schlagbaum erinnert an die Grenze, früher sogar bewacht, heute nur noch ein Strich auf der Landkarte. Wo früher Moffe und Käsköppe getrennt wurden, Herr Mustermann von Frau Antje ferngehalten wurde, wo sich einst Schmuggler im Schutz der Nacht durch den Wald von einem zum anderen Land stahlen ist heute alles offen - schönes Europa!
Zurück nach Nordhorn - der Wasser-Stadt - wenn man durch die Innenstadt fährt, begegnet einem das kühle Nass an allen Stellen, überall ziehen Wasserläuf durch die Bebauung - und wo es keine gibt...
...werden eben neue gebaut: Neubausiedlung mit Wasseranschluss...
...das Kanu liegt schon unter dem Erker bereit - das werden mal schöne Sitzplätze am Wasser werden, ich stelle mir die lauschigen Abende in der Dämmerung vor, Seerosenblätter auf dem Wasser, ab und zu springt ein Fisch, Enten quaken - und dann ein Glas mit gutem Rotwein vor sich - so lässt es sich gut entspannen (Dass einen dabei die Mücken nerven werden vergesse ich jetzt mal ganz einfach, würde das schöne Bild doch ganz kaputt machen!).
Blick auf dieselbe Stelle, diesmal von oben, denn hier erhebt sich ein ziemlicher Berg, künstlich aufgeschüttet, und gestattet (bei schönem Wetter) einen guten Blick auf das Dächergewirr der Stadt.
Auffälliges Bauwerk: Der Povelturm, ehemals Wasser- und Staubturm einer Spinnerei und seit 1994 Museum. Schade, das tolle Museumscafé hoch oben hätte ich gerne besucht - leider heute geschlossen! Davor ein wunderschöner Wassergarten und ringsherum Seniorenwohnungen und -einrichtungen.
Doch Nordhorn bietet noch viel mehr Wasser: Die Vechte schlängelt sich durch die Stadt und an vielen Stellen haben Restaurants ihre Terrassen am Wasser, Aussichtspunkte wie vorn im Bild lockern überall die Ufermauern auf.
Sitzgelegenheiten findet man überall - Bänke, Treppen, Sitzsteine. Es macht wirklich Spaß, diese Stadt zu erkunden.
Etwa hier, die Mahlsteine von Nordhorns alter Ölmühle, die früher der linksemsischen Kanalgenossenschaft gehörte. Hier ließen die Landwirte ihre Ölsaat für den Eigenbedarf mahlen. Im Hintergrund die Augustinuskirche.
Hier hat sie bis 1972 gestanden - sie musste dem Neubau des Wehres weichen. Mit Fischtreppe ein schäumendes Bauwerk - mitten in der Stadt!
Brücken, Stege, Übergänge - überall gibt es Möglichkeiten, die Seite zu wechseln. So etwas belebt das Stadtbild natürlich ungemein - diese Stadt hat eine unheimliche Atmosphäre, besonders weil sich alles auf ziemlich engem Raum abspielt und hier gibt es kaum böse Stilbrüche - da stimmt einfach alles.
Selbst die modernen Siedlungen passen sich dem Thema Wasser sehr schön an - ehrlich: Nordhorn gefällt mir sehr gut, einfach eine schnuckelige kleine Stadt mit viel Tradition und Verbundenheit mit ihrem Fluss und den Kanälen. Tanja, ich kann gut verstehen, dass es Dich von Dortmund wieder hierher gezogen hat! Und das sage ich, als überzeugter Dortmunder!!
15.30 - ich habe mich verabredet - an der Evers-Kotting-Brücke, denn es geht zurück, der Abstecher nach Nordhorn ist beendet. Pünktlich ist der Kollege da und öffnet mir die Brücke und ich kann mich an die zweistündige Fahrt nach Hanekenfähr machen.
Sonne durchflutet die Wälder - doch nicht lange. Es grollt dumpf in der Ferne und dicke Wolken ziehen auf. Der Wind nimmt deutlich zu und dann geht es los.
Der Himmel öffnet seine Schleusen und es regnet wie blöd. Würde ich nicht schon so langsam fahren - ich müsste die Geschwindigkeit senken, man sieht kaum noch etwas, die Scheibenwischer schaffen es nicht. Zehn Minuten, dann st alles vorbei.