Eelderbrug in Groningen, direkt am Zuiderhaven - wieder eine wichtige Brücke - hier zweigt er ab, der Noord-Willemskanaal, der zur Drentschen Hoofdvaart führt und mich somit zur Turfroute bringen wird. Die Maantje scheint auch hier die gleiche Route zu haben. Hier kann man prima liegen an der Kade.
So geht es weiter durch Groningen, Brücke auf Brücke wird abgearbeitet. Zweimal muss die Skipperin der Maantje sich an die Funke hängen, mit charmantem Unterton spornt sie die Brückenwächter zur Höchstform an - und die spuren anscheinend dann besonders gut - wir kommen klasse durch! Hier ist es die Doppel-Eisenbahnbrücke direkt am Bahnhof.
Wir sind kaum durch, kommt der Zug aus Winschoten - das war aber knapp.
Parallel zum Kanal läuft die vielbefahrene A28 - sobald die Lärmschutzwand mal aufhört, summt und brummt es unüberhörbar. Viel Verkehr an einem Freitag!
Bei der Rückfahrt gab es an dieser Brücke beinahe einen Unfall - wir warteten bei Rot-Grün, zwei Busse mussten erst noch passieren, dann wurde die Brücke für die Öffnung schnell vorbereitet: Schrille Glocke, Rot für die Autos, Schranken runter...
...aber dieser dynamische Golffahrer zischt noch unter dem Schlagbaum durch und machte dann den Versuch einer Vollbremsung, weil der Baum auf der rechten Seite schon fast unten war. Der Brückenwärter konnte das Absenken aber stoppen und wippend kam der Baum dann wenige Zentimeter über dem Dach zum Stehen - Glück gehabt dieser forsche Mensch, tut man auch nicht, wenn es schellt hält man an, spätestens aber wenn die Bäume sich senken - wahrscheinlich hatte er ein Date oder sie, könnte ja auch eine Frau gewesen sein...
Macht euch von der Brücke, wir wollen da durch! Keine Angst, wir brauchen nur die vordere Brücke gehoben, unter der Julianabrug mit der vielbefahrenen Straße (besser: Dichtbestandenen Straße) kommen wir so durch. Es ist die A7, die sich hier durch Groningen quält. Eine richtig gute Umgehungsstrecke gibt es nicht, alles muss mitten durch die Stadt. Naja, wir müssen da auf jeden Fall kein weiteres Chaos veranstalten.
Richten die ihren Mast auf? Eigentlich ungünstig, denn es kommen viele Brücken, die man ohne Hebung befahren kann - mit Mast muss man überall warten. Die Ollie B. Bommel jedenfalls scheint tatsächlich segeln zu wollen - Wind gibt es jedenfalls mehr als genug! .
Hinten wird es wieder dunkel - die v. Iddekingebrug liegt aber noch in der Sonne, die rot-weißen Schlagbäume leuchten.
Mal zur Abwechslung etwa anderes: Eine Hubbrücke, es ist die v.Ketwich Verschuurbrug die hier für uns in die Höhe gefahren wird.
Eine große Liegestelle am Ortsausgang von Groningen, hinter dem Damm liegen das Paterswoldse und das Hoornse Meer. Eigentlich fast ein Wunder, dass hier in unmittelbarer Großstadt-Nähe so viele Plätze frei sind. Aber vielleicht liegt es an der A28, die auf der anderen Seite vorbeiführt - war reine Vermutung, auf der Rückfahrt habe ich hier übernachtet und die Autobahn hat mich gar nicht gestört - vielleicht liegt es aber auch an meinem alterbedingten Hörverlust - ich habe hier sehr gut geschlafen.
Rückblick auf die Skyline von Groningen - eine tolle Stadt. Da ist abends echt die Sau los, Kneipe an Kneipe und alle voll - vom Anleger an der Eelderbrug aus kann man die Altstadt blitzschnell erreichen, man hat dann das Gefühl, die ganze Kneipenmeile liege unter einer Duftglocke, gemischt aus Pfeifentabak, Räucherkerzen, Essensgerüchen einmal rund um die Welt und einer Prise aus den geöffneten Türen der Coffe-Shops.
Der Himmel wird immer drohender, das Sonnenlicht hat schon diese eigenartige Farbe bekommen - aber die finde ich gerade schön - das Wasser glitzert, die Farben strahlen noch einmal so richtig, so als wüssten sie, dass gleich alles in einem gigantischen Wolkenbruch versinkt.
Aber noch ist es nicht soweit, tolles Holland-Klischee - Mühle, Boot und rot-weiß-blau - da wartet man förmlich darauf, dass Frau Antje gleich ihren Pikantje anpreisen wird.
Und tschüss Groningen, wir sind in Drenthe angekommen - dann sind wir doch mal gespannt, wie die Provincie Drenthe das mit der Freizeitschifffahrt geregelt bekommt.
Die erste Brücke jedenfalls wird sehr prompt bedient - schon mal 10 Länderpunkte von Deutschland für das schnelle Drehen der Brug De Punt!
Auf jeden Fall tut Drenthe was für die Bildung der Crews: Schleuse De Punkt wird flankiert von zwei Figuren, mit denen ich als ausgewiesener Kulturbanause absolut nichts anfangen kann, trotzdem mache ich mir die Mühe (Man muss ja guten Willen zeigen wenn´s um Kultur geht) und fotografiere...
...die beiden Gestalten noch einmal aus der Nähe - klüger werde ich dadurch nicht, aber mein Gewissen ist deutlich erleichtert! Der Knackarsch ist ja ok, aber was sollen diese Maxi-Piercings darstellen? Sie erinnern an Schiffe und der Schleusenmeister interpretiert die beiden als Schleusenwächter - er meint, da müsse man eben "den Artist" fragen, so ist das mit der Kunst, ist ja schließlich Kultur, mindestens Hoch-Kultur!
Hier in der Schleuse bekommen wir einen sehr informativen Flyer mit allen wichtigen Infos zum Wasserwandern in Drenthe - alle Wasserwege, Betriebszeiten, eine schematische Karte mit Versorgungseinrichtungen - das bringt weitere Punkte. Und Sonderpunkte auch für den netten Schleusenmeister, der natürlich für jedes Boot ein paar nette passende Worte parat hat, beim Computer würde man von einer kontextbezogenen Hilfefunktion sprechen...
Nächste Schleuse - De Vries - es regnet mal gerade wieder.
Auch da gibt es Kunst an der Schleuse diesmal sind es Gartenzwerge (?), die im Oberwasser auf den Dalben stehen und angestrengt nach Talfahrern Ausschau halten.
Alle weiteren Interpretationen überlasse ich dem geneigten Betrachter. Auf jeden Fall lustig!
Noch was zum Thema Kultur, diesmal Baukultur! Die Niederländer sind ja ziemlich schmerzfrei wenn es um hässliche und kitschige Häuser geht, zu diesem Thema habe ich schon viele Fotos hier veröffentlicht. Nun kann ich der Liste der optischen Grausamkeiten ein neues Exemplar hinzufügen: Nach Schwarzwaldhaus und Ponderosa und Akropolis nunmehr der Haustyp Stadttor mit Mauer - sieht aus wie der Adlerturm in Dortmund, an beiden Seiten hängen ein paar Meter Stadtmauer daran und fertig ist ein neues architektonisches Highlight, das jeder Siedlung zur Ehre gereicht.
Jetzt macht das Wetter richtig Ernst: Es schüttet wie blöd und der Wind nimmt immer mehr zu - es wird zunehmend ungemütlich. Fotografieren ist auch aus der Dachluke nicht mehr möglich. Die paar Sekunden Öffnung reichen, um alles zu durchnässen, also nur noch aus dem Fenster!
Kleine Regenpause, doch plötzlich versetzt mich eine Windböe um eine halbe Kanalbreite - ich kann gar nicht so schnell reagieren. Feierabend, die nächste Anlegemöglichkeit werde ich nutzen. Überflüssig zu sagen, dass jetzt erst einmal nichts gescheites mehr kommt. Wenn überhaut Anleger kommen, dann mit ohne Poller - bei einem derartigen Sturm natürlich keine Lösung an nur einem Poller zu hängen.
Endlich, Bovensmilde, vor der Mr. Sickensbrug ist ein Anleger, da ist auch noch was frei, zwar in Luv, aber ich versuche mein Glück und komme gut ran, kann die erste Leine legen - geschafft! Vernünftige Poller, mit Vorleine, Vor- und Achterspring und einer Heckleine kann die Tremonia der Dinge harren, die da kommen werden. In einer Regenpause mache ich einen Spaziergang durch den Ort - gibt es hier einen Bäcker oder vielleicht sogar einen Supermarkt??? Der nächste Regenschauer verhindert weitere Erkundigungen.
In der Nacht werde ich durchgeschüttelt, aber der Morgen ist sonnig. Ich nehme das Fahrrad und fahre durch das Dorf, mehr ist dieses Bovensmilde nämlich nicht. Als ich die Hoffnung schon aufgegeben habe (Alle möglichen Konfessionen haben ihr eigenes Gotteshaus inkl.Kindergarten usw,. usw, - aber kein Bäcker?) - da plötzlich finde ich einen SUPERMARKT! Super, nur macht der erst um 8.30 Uhr auf - ist eben ein verschlafenes Nest hier, also eine halbe Stunde später noch einmal hin. Und das ist noch nicht einmal ein kleiner Laden, also um es kurz zu machen: Ich bekomme alles was ich für das Wochenende brauche und lege gegen 9.30 ab, die Sonne scheint doch alle Versprechungen waren erstunken und erlogen: Nach zehn Minuten pläddert es wieder! Langsam werde selbst ich mürbe, so ein Scheiß-Wetter!