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Oosterdiep Veendam Winschoter Diep A.G. Wildervanckkanaal Schutsluis Wildervanckkanaal Participantenverlaat Batjeverlaat Scheepsjoager Treideln Stadskanaal Barefeld Eurobrug
Eigentlich war es anders geplant, aber die familieninterne Termingestaltung, die vier fehlenden Tage durch den Starkwind und weiterhin ungünstige Windwerte für den Dollart - also Rückmarsch Richtung Haren, diesmal aber über das Oosterdiep und Veendam. Vom Winschoter Diep geht es ab bei Kilometer 22,5 und sofort kommt die erste Brücke in Sicht, die Spoorbrug am A.G. Wildervanckkanaal - bei 4,50m Höhe interessiert mich nur die gelbe Lampe in der Brückenmitte. Die beiden nächsten Brücken fordere ich über Kanal 22 an, sie werden postwendend von einem fahrenden Brückenwärter geöffnet.
Wie schon vor zwei Jahren strande ich abends vor der Brücke an der Schutsluis, 17.10 Uhr - da haben die Jungs schon Feierabend. Macht aber nichts, an der Böschung kann man sehr gut fest machen. Schade dennoch, hat doch Veendam einen richtig schönen Passantenanleger gebaut, doch der wird nur benutzt, um Schiffe aufzufangen, die nachmittags in der Gegenrichtung nicht mehr weiter kommen. Da kann man eigentlich sehr gut liegen und Veendam ist ein lohnendes Ziel, auch um mal ein oder zwei Tage hier zu liegen. Liebe Verantwortliche in Veendam: Setzt euch doch dafür ein, dass die Konvoifahrten morgens später beginnen und dafür am Abend gegen 19.00 Uhr noch alle in die Stadt gelassen werden, die sich vor der ersten Brücke sammeln. Denn bis dahin können immer noch einzelne Boote anrücken, da die Brücken im vorgelagerten im Wildervanckkanaal bis 19.00 Uhr bedient werden. Und ich bin sicher: Manche, die in Veendam fest machen und bei einem Abendspaziergang feststellen, wie schön der Ort ist, schieben einen Liege-Tag ein. Dann hat sich auch der schöne Flyer gelohnt, den die Veendamer-Touristik-Abteilung zusammengestellt hat. Wenn man ihn jetzt morgens in der Schleuse bekommt (siehe unten) wird man ihn kaum in Ruhe lesen können - zu spät, um Touristen nach Veendam zu locken!
Nochmal ein Blick auf meinen Liegeplatz vor den Toren der Stadt. Nicht schlecht und nicht unschön, aber da Veendam einen so feinen Yachthafen hat, wäre es doch eigentlich - naja, ich will nicht wieder meckern.
Abendspaziergang durch Veendam - diese fröhlichen Angler sitzen am Oosterdiep mit seinen etwa 30 Brücken, alle müssen gedreht oder geklappt werden, morgen, für uns!
Am Morgen dann geht es los. Pünktlich um 8.00 Uhr (und nicht um 8.01 Uhr) schellt die Glocke, die Schranken gehen runter und die Brücke klappt hoch. Ich habe noch gar nicht los gemacht, bin ansonsten aber fertig, da mir diese Prozedur ja bekannt ist. Also blitzfix loswerfen und in die Schleuse. Während des Schleusens in der Schutsluis geht der Chef der Truppe auf seinem Weg zum Obertor grußlos am Boot vorbei und drückt mir kommentarlos ein Info-Blatt über Veendam in die Hand, keine Frage wie weit ich will - ab jetzt wird vor mir Brücke auf Brücke bedient. Hier die Eisenbahnbrücke, die als einzige Querung stets geöffnet ist und für den Museumszug nur am Sonntag geschlossen wird, dann, wenn hier kein Bootsverkehr herrscht.
Schöner Anleger aber immer verwaist - und dabei könnte Veendam von den Boots-Touristen viel mehr profitieren, wenn man denen nur die Zeit ließe, den Ort zu erkunden!
Der Chef mit seinem Moped bringt mich heute allein durch die Stadt, daher entstehen kleine Wartezeiten vor den Brücken. Das ist gut so, denn Ute ist noch nicht an Bord, sie ist unterwegs, Brötchen holen. Auch das ein Punkt, der wirklich einer Änderung bedarf. Acht Uhr losfahren heißt spätestens um sieben aufstehen - im Urlaub nicht nötig. Und zum Einkaufen auch zu früh, alle Geschäfte öffnen erst um 8 - also, liebes Veendam, ändert das doch bitte. Wir haben Urlaub und sind nicht auf der Flucht und wenn auch die Geschäftsleute vom Bootstourismus profitieren sollen (und das ist ja eigentlich sinnvoll) dann muss man Zeit haben, Zeit zum Einkaufen, Zeit zum Bummeln, Zeit für Urlaub eben! Schade, wenn durch organisatorische Unzulänglichkeiten Chancen verspielt werden!
Brücke auf Brücke überspannt das Oosterdiep, ein reizvoller Anblick, vor allem,. wenn das Tele ihn ein wenig staucht und somit eine große Dichte erzeugt. Wann kommt Ute endlich, nichts zu sehen...
Hier lässt sich mal eine Brücke elektrisch öffnen, normal ist Handbetrieb angesagt. Ich rufe Ute an, sie ist unterwegs, hat länger gedauert weil die Brötchen noch nicht fertig waren, nun muss sie hinter mir herlaufen - ich fahre immerhin mit 6-8km/h und kleinen Wartezeiten vor den Brücken, da wird sie sich ganz schön beeilen müssen, denn ich bin langst an der Geschäftstraße vorbei.
Endlich, als trainierte Joggerin macht ihr der kleine Spurt am Morgen zum Glück nichts aus, rote Ampeln werden ignoriert und das Grinsen des Brückenwärters sieht sie nicht - das Frühstück kommt! Der Chef der Brückenwärter ist übrigens ein charmanter und humorvoller Mensch - man muss ihn nur einfach ansprechen, dann verwandelt sich der mürrische bärbeißige Typ plötzlich in einen freundlichen Mitmenschen. Einfach machen! Klappt!!
Weiter geht es durch den Ort, immer neue Brücken tun sich auf.
Richtige Schönheiten sind darunter, hier mit pavillon-ähnlichem Bedienerhaus.
Das erste Schleusenbecken nimmt uns auf. Viel zu schleusen gibt es nicht, mal gerade ein Meter, aber so klettern wir langsam höher. Drei Schleusen gibt es in Veendam, die ist der Participantenverlaat. Die Einfahrt ist 7 Meter breit, das Becken schafft mehr, da es sich erweitert. Problem überall hier: Kinderpoller, also aufpassen, dass sich die Leinen nicht lösen beim Hochschleusen!
Ein Boot kommt von oben, ziemlich hektische Crew, der Skipper treibt die Dame auf dem Vordeck an (typische Arbeitsteilung) und versemmelt dann den Anleger, das Ablegen klappt auch nicht viel besser, wahrscheinlich neues Boot und erster Törn oder so...
Derweil erklärt der Chef die Steuerung der Schleuse, er hat mehrere Neulinge, die da noch viel lernen müssen, wie er betont als ich ihn frage, ob er heute allein ist. Die Jungs sind mit dem Boot aus Richtung Stadskanaal gekommen und werden nun mit uns wieder in die Richtung zurück kehren, während der Chef dieses Boot zurück zur Eingangsbrücke mitnimmt.
Alles nicht so schwer, man muss es nur wissen. Veendam und Technik- zwei Dinge, die angesichts der historischen Bausubstanz und der Brücken am Kanal zunächst einmal nicht zusammen zu passen seinen - doch dieses Urteil ist falsch: Veendam rühmt sich zum Beispiel, einer der ersten Orte Hollands gewesen zu sein, der über ein vollständiges Elektrizitätsnetz verfügte. Das alte E-Werk am Molenstreek, "Het Lichtfabriek" existiert noch heute!
Weiter geht es, Veendam zieht sich mit seinen dreißig Brücken und drei Schleusen ganz schön in die Länge.
Auch hier hat es die eine oder andere Brücke erwischt - abgebaut. Der Zapfen der Drehbrücke reckt sich allerdings noch keck in die Luft, vielleicht ist sie ja auch nur zur Reparatur in der Drehbrücken-Vertragswerkstatt...
Ladehemmung - auch das gibt es, irgendwie weigert sich die Brücke, obwohl alles mechanisch geht, spielt die Elektrik hier an irgendeiner Stelle eine entscheidende Rolle. Irgendwann hat er es dann und wir können durch.
Letzte Schleuse letzte Brücke - und deren Reparatur hat in der letzten Zeit für Probleme gesorgt, denn das Oosterdiep war mehrere Tage nicht zu benutzen. Immerhin - für uns ist sie jetzt durchlässig weil permanent hochgeklappt, der Landverkehr allerdings muss weiter auf sie verzichten. Die kompletten Brückenköpfe wurden erneuert, das war anscheinend wirklich nötig.
Schöne Plastik am Batjeverlaat, der letzten Schleuse. Der Scheepsjoager war früher für das Treideln der Boote verantwortlich, denn dort wo segeln nicht möglich war, mussten die Schiffe getreidelt werden, notfalls vom Schiffer (und seiner Familie) selbst, im luxuriösen Fall eben vom Scheepsjoager und seinem Zossen.
Noch ein letzter Blick auf die letzte Brücke, dann macht das Oosterdiep einen scharfen Knick nach links - es geht direkt hinter der Brücke nach Backbord - und damit sind wir dann auch nicht mehr auf dem Oosterdiep sondern auf dem Stadskanaal
Dort gibt es zunächst wieder zwei feste Brücken, 3,70 und 5 Meter hoch, u.a. von der Museumseisenbahn. Die erste bewegliche Brücke stoppt uns dann, weil wir - hier sind die Leute aus Stadskanaal an der Reihe - auf den Konvoi aus der Gegenrichtung warten müssen. Langweilig wird uns nicht, denn auch hier gibt es was zu schauen! Wieder Thema Kitschbauten, hier ein schönes Exemplar von "Voll daneben": Da hat wohl jemand zuviel hochherrschaftliche Villen und Schlösser bewundert und sich dann selbst, vor seinem kleinen Einfamilienhaus, eine angemessene Begrüßungssituation geschaffen: Die monströsen Löwen von Barefeld!
Da sind sie, als ich angerufen habe, wurde mir ein "Frachter" angekündigt, hier laufen die beiden Sportboote mit einem Berufsfahrzeug zusammen. Immer noch werden viele Dinge über das Wasser erledigt - keine Ahnung, was der geladen hatte - aber es gibt tatsächlich noch rudimentäre Reste einer Berufsschifffahrt auf diesen Kanälen.
Wir sind wieder in Stadskanaal - diesmal von der anderen Seite. Da heute Samstag ist (und Sonntag Ruhetag) müssen wir uns entscheiden: Bleiben wir in Stadskanaal liegen oder fahren wir am Nachmittag noch bis Musselkanaal in den Yachtafen und verbringen den Sonntag dann dort .- wir entscheiden uns für Stadskanaal und machen am Steg an der Eurobrug fest - der Hafenmeister versorgt uns mit Strom und wir ziehen los. Im Hintergrund übrigens die Trasse der Museumseisenbahn, die von hier weiter bis Musselkanaal läuft.
Anschließend lockt uns der Markt in Stadskanaal, direkt an der Eurobrug geht es auf den großen Platz - ein riesiges Angebot und viele viele Käufer und Sehleute. Die Cafés sind voll und später trägt sogar ein sehr gefürchteter Damenchor niederländisches Liedgut vor - richtig gute Stimmung und viel Atmosphäre. Wer ebenfalls mal in Stadskanaal den Sonntag "überwintert": Gegen 17.00 Uhr am Samstag werden die Bürgersteige hochgeklappt und danach ist tote Hose. Jeder Einkauf sollte bis dahin getätigt sein, denn erst am Montag - am NACHMITTAG - öffnen die vielen kleinen Läden wieder. Allerdings: Albert Heijn und die anderen großen Ketten machen am Montag um 8.00 Uhr genau wie immer und überall ihre Türen auf, man muss also nicht auf frische Brötchen verzichten nur weil der Bakker noch im Wochenende ist. Grundsätzlich war das eine gute Entscheidung, hier in Stadskanaal zu bleiben. Der Ort ist sehr schön (Entschuldigung liebes Musselkanaal, aber er ist viel schöner als Musselkanaal, die Alternative) und zum Spazierengehen und Radfahren ist Stadskanaal eben so gut geeignet.
Die frühere Drehbrücke der Eisenbahn in Stadskanaal über diesen Seitenarm ist vor langer Zeit gegen ein festes Exemplar ausgewechselt worden. Der Kanalarm endet ohnehin ein paar Meter weiter, dort ist er zugeschüttet worden für eine Straße.
Von der Brücke aus blickt man die Strecke entlang, die schnurgerade am ebenfalls mit dem Lineal in die Landschaft gezogenen Kanal entlang läuft. Der Bewuchs zeigt es - hier läuft nicht mehr viel - aber nicht gar nix....
Denn wer in Stadskanal den Sonntag verbringt, ja der sollte einen Spaziergang zur Museumseisenbahn einplanen, am Nachmittag so gegen vier fährt der Zug von Veendam nach Musselkanaal - wunderbare Bilder wie aus einer anderen Welt
Unter ausgiebiger Nutzung der Dampfpfeife (gibt ja hier glücklicher Weise so schreckliche viele Bahnübergänge) bahnt sich das Ungetüm seinen Weg.
Immerhin eine ausgewachsene Lok, Achsfolge 1E, ziemlich viel Power für die schmalbrüstigen Anhänger, ein paar Personenwagen nur, alles 2-Achser, aber dann bleibt auch genug Dampf für die Pfeife im Kessel übrig.
Und so richtig umweltfreundlich - gut, dass es damals noch keine EU-Feinstaubrichtlinien gab, die Brüsseler Bürokraten hätten doch glatt den gesamten Bahnverkehr in Europa lahmgelegt. So aber kann man noch einmal tief Luft holen, dieser unnachahmliche Geruch einer Dampflok, das heiße Öl, der Geruch aus der Feuerbüchse - wunderbar. Da kommen Erinnerungen an die Kindheit auf, ich habe ja - Gnade der frühen Geburt - die letzten Jahre der Dampflok noch mitbekommen, diese zischenden Giganten, 01, 03, die alte 38 und die 78, die alle den Dortmunder Hauptbahnhof anliefen, die schweren Güterzugloks 44 und 50 oft in Doppeltraktion vor den Kohlenzügen und die 55er und 56er, die mit der 94 in Dortmund schweren Rangierdienst leisteten - Dortmunder Feld, Ablaufberg - und auch den einen oder anderen Übergabezug bespannten, meine Fahrten auf verschiedenen Führerständen - alles vorbei - aber mit diesem Geruch kommen auch die alten Erinnerungen an meine Zeit als Eisenbahn- und vor allem Dampflokfan wieder hoch. Ich bin an der Lok entlang gegangen, als sie vor dem Bahnübergang halten musste. Die Wasserpumpe nuckelte, überall zischte und knackte es, dann ging die Luftpumpe los - Maschinen mit Leben, mit Seele, gute alte Dampflok, die Zeit ist halt darüber hinweggegangen.
Heute lebt sie weiter, in solchen Museumsbahnen. Dann ist der Bahnübergang gesichert und der kurze Zug rollt langsam weiter, weiter geht es bis nach Veendam und dann heißt es wieder Pause, eine Woche, bis zum nächsten Sonntag, da fährt sie wieder, von Veendam nach Musselkanaal und zurück, die kleine Museumseisenbahn längs der Kanäle
Außer mir waren noch einige andere ganz aufgeregt - die Zossen entlang der Strecke haben das Dampfross mit großer Freude begrüßt. Überall auf den Weiden lautes Gewieher und dann....
...im wilden Lauf hinter dem Stahlross her, gerne auch zu mehreren. Dieser hier hat sozusagen einen Platz in der ersten Reihe, seine Weide liegt direkt an der Strecke und er hat sich ein Rennen mit dem Zug geliefert (und natürlich gewonnen). Er ist mächtig stolz darauf, schüttelt seinen großen Kopf, scharrt wild mit den Vorderhufen und wiehert den eisernen Konkurrenten provozierend an - eindeutiges Angebot - Angebot zur Revanche am nächsten Sonntag.