Törn Törnbericht Motortörn Motorboottörn Motorboot Tremonia Motorkreuzer Tremonia Motoryacht Karl-Heinz Czierpka Ute Czierpka Tremonia Marco 860 AK Marco860AK Marco 860AK Segeln Wassersport Success Succes Yachts Succesyachts Marco 860 AK Marco860AK Marco 860AK Motoryacht Macintosh Dortmund Motorkreuzer Tremonia
Witte Wijk Drentschen Hoofdvaart Wittewijkbrug Turfroute Damsluis Bovenverlaat Compagnonsvaart Venekoten Oosterwolde Naninga Verlaat Donkerbroek Friesland Appelscha Gorredijk Tjongerkanaal Heerenveen Tjonger Yachthafen Oldeberkoop Prinsenwijk de Uitwiek Nije Kompagnons Sieger Mulder John Have Opsterlandse Compagnonsvaart
Hier ist sie noch einmal, die Wittewijkbrug, die von der Drentschen Hoofdvaart den Abzweig zur Turfroute, das Witte Wijk frei gibt. Sollte sich das Wetter bessern?
Auf der Turfroute jedenfalls scheint die Sonne und es ist ein schöner Blick den Kanal entlang.
Das Witte Wijk geht über in die Opsterlandse Compagnonsvaart - durch Wiesen und Wald läuft der Kanal auf die erste Schleuse zu - Damsluis.
Ein Boot wartet schon, ich kann dahinter festmachen. Die Schleuse kommt gerade zu Berg, ein Segler liegt in der Kammer.
Die Hendrika-Anna aus Vinkeveen läuft aus - in diesem Jahr habe ich mehrer Segler auf der Turfroute gesehen - viel mehr als in den letzten Jahren. Und eigentlich gehören sie ja auch hierher, den auf den Kanälen wurde früher, wo immer es ging, gesegelt. Die Turf-Skipper haben nur dort getreidelt (und wenn sie sich keine Pferde leisten konnten mussten Frau und Kinder ran) wo es etwa durch den Wald ging und an Segeln nicht zu denken war. Natürlich musste der Mast legbar sein und dafür ließ man bei der Beladung des Schiffes zwischen den Torfballen immer einen Spalt frei, in den der Mast gesenkt werden konnte.
Das alte Schleusenwärterhaus der Damsluis im Hintergrund sieht einfach toll aus, viele dieser Brücken- und Schleusenwärterhäuser sind echte Schmuckstücke geworden. Die Schleusentore sind gerade zu da kommt ein Anruf: Zwei weitere Sportboote sind im Anmarsch, also warten wir. Die Kommunikation auf der Turfroute klappt sehr gut!
Die Lady Belle läuft auf die Schleuse zu - war das nicht dieser irre Raddampfer auf dem das große Pokerspiel stattfand - mit Mel Gibson iund Jody Foster - ich besaß mal einen Flipper, der diesen Film als Motiv hatte - egal, auf jeden Fall überschreitet die Lady Belle gerade die Grenze zu Friesland - vorn flattern ja auch schon die friesischen Seerosen an der Gösch.
Unser Schleusenmeister wartet - gleich muss die Brücke hoch, dann kann es losgehen. Doch dazu muss erst das zweite Boot herankommen - die Lady Belle, der wir später noch einmal begegnen werden. Das ist ja auf der Turfroute ohnehin so: Man sieht sich immer zweimal im Leben, dieses bedeutungsschwangere Sprichwort trifft hier in besonderem Maße zu. Viele Boote bewegen sich mehrere Tage auf der Route, laufen die unterschiedlichsten Städtchen an und so sieht man sich immer mal wieder - in der Regel führt das Wiedersehen und Erkennen zu freudigem Winken - wenn man sich entsprechend dem eben zitierten Sprichwort verhalten hat. Dann ist auch das zweite Sehen erfreulich!
Endlich sind alle an Bord - oder besser in der Kammer, Brücke zu, Tore zu und dann geht es abwärts.
Hier konnten die Fender noch wirken, aber später....
Wind ohne Ende - der hat wieder ordentlich aufgefrischt. Aber das Barometer steigt stetig, vielleicht kommt der Sommer ja doch noch. Hier in den engen Kanälen ist ein so böiger Wind auf jeden Fall sehr unangenehm.
Doch wenige Augenblicke später ist wieder schönsten Sonnenwetter, kaum kommt die Sonne zum Zuge wird es sofort richtig warm und man bekommt so eine Ahnung, wie das im letzten Jahr war - Sommer ohne Atempause, morgens schon um sieben das Verdeck trocken und es erst abends gegen zehn wieder zugemacht - und auch das nur wegen der Mücken.
Selbstbedienungsbrücken - hier in Appelscha gibt es stabile Anleger vor und hinter der Brücke - doch meist stehen Kinder auf den Drehbrücken und erledigen das gerne - dafür halten sie dann auch den Holzschuh hin - aber man spart sich die blöde Anlegerei. Und ich soll heute noch mein besonderes Erlebnis mit einer Selbstbedienungsbrücke bekommen...
Mittagspause am Ortseingang - vor der Bovenverlaat heißt es ausruhen, etwas essen, ein kleines Nickerchen und schon mal einen Blick nach vorn riskieren...
Appelscha an der Compagnonsvaart - hier kann man viel unternehmen, der Ort bietet ein riesiges Programm für die, die nicht ohne Programm können. Ansonsten gibt es hier alles, was das Urlauberherz begehrt!
Viel Wasser durch den Regen, die Schleusenbecken sind bis oben hin voll, das Wasser läuft über den Torrand und das Problem ist, dass natürlich Fender nicht halten, wenn man vom Oberwasser einfährt. In der zweiten Schleuse will mir der Schleusenwärter helfen, ist ja nett, er zieht das Boot an den Rand und der Fender rutsch raus - erste Macke. Folge des hohen Wasserstandes: Alle - oder die meisten - fahren mit "schwimmenden Fendern" - sieht scheiße aus macht aber bei den erlaubten 6km/h nix aus. Nur manche lassen sie dann wirklich an der ganz langen Leine "frei" - und dann entwickeln die schon mal so eine Art Eigenleben und schwimmen ums Boot rum oder so - schon manchmal lustig hier auf der Turfroute!
Die nächste Brücke - Venekoten - voraus, irgendwas schwimmt da an der Brücke herum, und das sind keine Enten, aber es ist noch nichts zu erkennen.
Doch der Blick durchs Fernglas zeigt mehr - was ist denn das? Modellboote ziehen hinter der Brücke ihre Kreise. und zwar richtig gute Nachbildungen realer Schiffe. Da bin ich ja mal gespannt, hoffentlich dauert es einen Augenblick, bis die Brücke geöffnet wird.
Und tatsächlich lässt mir die sympathische Brückenwärterin ein paar Minuten Zeit für einige Fotos.
Männerhobby - Damen sind nur wenige anwesend - dafür nehmen es die Herren der Schöpfung sehr ernst mit ihren Modellen. Die sind aber auch zu schön und manövrieren richtig vorschriftmäßig auf dem Kanal herum.
Was ist das? Hochseeschlepper oder Tonnenleger, keine Ahnung. Sieht auf jeden Fall sehr gut aus und zieht hier majestätisch seine Kreise.
Das Verhalten bei Seegang - den wir jetzt mal produzieren - wird fotografisch dokumentiert. Natürlich wollen wir die Flotte nicht versenken und fahren hier ganz langsam durch, außerdem will ich ja auch noch vom Boot aus fotografieren.
Die meisten Boote allerdings gehen während unserer Durchfahrt beiden Mutterschiffen längsseits so wie dieser Schlepper hier am 4-PS-Mariner-Schlauchboot.
Diese Silhouette war mir aufgefallen - auf Entfernung unter der Brücke. Der Frachter ist nicht so stark detailliert wie die Schlepper, aber das kommt ja vielleicht noch. Fahren kann er auf jeden Fall und sein Kapitän legt bei unserer Vorbeifahrt stolz die Hand an die Kappe
Noch mal zum Abgewöhnen - zu schön, diese Modelle!
Und das Beweisfoto: Tremonia und Lady Belle haben nicht für gefährlichen Sog und Wellenschlag gesorgt an der Venekoten-Brug und somit keines der Boote in Gefahr gebracht - ich glaube, dann hätten die uns auch gelyncht.
Da fährt sie schon an uns vorbei - die Brückenwärterin hat hier in Oosterwolde vier Brücken zu betreuen und muss sich darum ganz schön sputen, wenn sie uns nicht zu lange warten lassen will und das will sie bei dem starken Wind anscheinend nicht. Zusätzlich muss natürlich der Landverkehr berücksichtigt werden, kommt gerade ein Bus oder ein Trecker mit Riesenmaschine hinten dran...
Ebenfalls gut beschäftigt ist die Schleusenmeisterin am Naninga Verlaat in Oosterwolde. Eigentlich wollte ich hier Wasser bunkern, doch der Anschluss ist am Yachthafen hinter einer nur zwei Meter vierzig niedrigen Brücke, also laufe ich weiter nach Donkerbroek. Dazu muss ich schleusen.
Auch hier läuft das Wasser über die Tore durch den Schlitz unter dem Laufbrett. Nachts versuchen sie schon, Wasser abzulassen - es hat halt in den letzten Tagen zuviel und zu stark geregnet, Wasser ohne Ende, das ja nun irgendwie seinen Weg laufen muss. Hier oben jedenfalls ist zur Zeit eindeutig zuviel davon. In der Tat beobachte ich an meinem Liegeplatz abends nach 17.00 Uhr, also nach Betriebsschluss, eine starke Strömung, man versucht, sich des Wassers zu entledigen. Nur: Solange von oben ständig neues nachkommt ist das vergebliche Liebesmühe´...
Reißende Wasserfälle am Obertor - obwohl der Schütz nicht geschlossen ist stürzt sich jede Menge Wasser über die Tore. Links die niedrige Brücke zum Yachthafen Oosterwolde. 2,40 Meter ist nun wirklich ein blödes Maß, den 2,50 ist so eine Art Standardhöhe bei Brücken - und daher bauen viele Werften eben die Boote mit Blick auf diese Vorgabe. Also nicht weil ich jetzt wegen meiner Tremonia sauer wäre, aber das hätten die Friesen ja nun wirklich wissen müssen. Schöner Hafen übrigens - hinter der Brücke...
Und da sag noch mal einer, es würde keine starken Frauen geben. Hier in Friesland auf jeden Fall. Mit aller Macht wirft die nun nicht gerade mit viel Körpermasse "gesegnete" Schleusenmeisterin in die Schubstange leider liege ich an der falschen Seite, hier hätte ich natürlich auf jeden Fall geholfen, ist doch wohl klar, oder? Hätte doch jeder getan! Hinten die markante Naningabrug
Hier strande ich am späten Nachmittag - eine Selbstbedienungsbrücke, ich ich als Alleinfahrer nicht bedienen kann. Der Anleger für die Bedienung am linken Ufer liegt auf der falschen Seite, denn die Brücke wird rechts bedient - ich würde also nach dem Aufdrehen nicht zum Boot zurück kommen um es durchzufahren (und nach dem Durchfahren nicht wieder zur Bedienseite der Brücke. Und hier, am rechten Ufer, ist ein provisorischer Anleger ohne Poller - ich habe mich mal mit einem Erdnagel festgebissen - doch auch von hier kann es nicht laufen, denn da wo ich liege muss ich die Brücke hindrehen - drehe ich sie zur anderen Seite, kann ich wieder nach dem Durchfahren nicht anlegen - was tun? Warten, ist doch klar, wie heißt es doch in der Literatur so schön: "Ein Schiff wird kommen" - war das Hans Albers oder Nana Mouskouri oder eines der anderen Schlagersternchen - aber es kam kein Schiff, nicht mal ein Boot und so habe ich dann das Schiff gedreht (passte so gerade quer in den Kanal) und bin zurück zur Sluis III.
Dort habe ich mich an den Anleger gelegt - eigentlich eine echte Sackgasse, man kann hier nicht weg, umgeben von Wasser (Meerumschlungen) - ich weiß noch, als wir das erste Mal hier auf der Turfroute waren, mit Lenni an Bord, und über den tollen Anleger begeistert waren, ganz allein, soviel Platz, mitten im Grünen und dann entsetzt feststellen mussten, dass man mit ganz viel Mühen noch ein Plätzchen finden konnte, wo Lenni seine Hunde-Notdurft verrichten durfte/konnte/musste - aber so, wenn kein scheißender Hund an Bord ist macht dieser Anleger viel her, einfach Klasse, optimal. Ruhe und Abgeschiedenheit und dennoch an einer wichtigen Schaltestelle der Turfroute mit entsprechendem Schiffsverkehr, denn an Sluis III trennen sich Compagnonsvaart und JTjongerkanaal. Dort habe ich eine ruhige Nacht und den nächsten sonnigen Tag verbracht. Gute Entscheidung!
Spät am Abend, Sonne schon untergegangen, Vogelgezwitscher verstummt, nur noch das leise Rauschen von Sluis III zu hören, der Unterschied zwischen Realität und Spiegelbild verschwimmt auf der Compagnonsvaart. In der Nacht ein fantastischer Sternenhimmel, wunderschön und selten, völlig sternenklar, kein Wölkchen am Himmel und das Barometer im Steigflug! Kommt der Sommer?
Morgens dann standes- und traditionsgemäß das Turfrouten Ontbijt - erstes Frühstück auf der Turfroute, mit Rührei und Speck, einem (etwas latschigen) Croissant vom Vortag, frischem Obst und leckerem Yoghurt (der aus dem kleinen Eimer, met Perzik, von de Znivelhoeve) dazu einen großen Pott Kaffee und ein Glas Sekt -so starte ich in einen schönen Sommertag!
Noch einmal mein Liegplatz - diesmal bei Tag und Sonne - die Tremonia mit "schwimmenden Fendern". Ein fauler Tag mit Lesen und Sonnen und viel zu schauen auf dem Wasser. An diesem engen Kanal kann ich an den Bewegungen meines Boote andere fahrende Boote in etwa einem Kilometer Entfernung durch ruckartige Bewegungen bemerken - hätte ich nie gedacht, dass sich dieser Tsunami-Effekt hier so deutlich zeigt, das zurückgehende Wasser bei einer großen Welle - nichts anderes kann es hier sein. Das wasserverdrängende Boot wirkt schon weit voraus auf den Wasserspiegel ein. Ich hatte ja mal das Nebelerlebnis auf dem Datteln-Hamm-Kanal - nichts zu sehen, nichts zu hören, aber das Boot ruckt plötzlich in die Leinen und dann, Minuten später, taucht ein Binnenschiff aus dem dichten Nebel auf - der gleiche Effekt.
Mir gegenüber - Sluis III - mit dem schönen Schleusenwärter-Haus ein echter Hingucker. Heute allerdings, am ersten richtigen Sonnentag des Sommers 2007 (alle anderen waren ja im Frühjahr und dem Vorsommer) ist nicht richtig viel zu tun. Es sind relativ wenig Boote unterwegs - so hält sich der Betrieb in engen Grenzen.
Blick auf das Haus von der Schleuse aus - irgendwie könnte das aus einem Buch über reale Paradiese sein - einfach schön. War sicher immer ein harter Job, doch er wurde auch durch die bevorzugte Wohnlage entschädigt - ist nur die Frage, ob sich die Generationen von Schleusenwärtern dessen bewusst waren und ob sie das überhaupt wahrgenommen haben.
Die Schleusenbesatzung kann den Sonnen-Sommer-Tag genießen, die Angel wird ausgepackt, die Familie kommt "helfen" - alles ganz gemütlich hier an Sluis III. Immer wieder zwischendurch kommt ein Konvoi - doch es kommt nicht zu Wartezeiten, niemand muss anlegen - durch die gute Kommunikation zwischen den Teams stehen die Schleusen in der Regel bereit, wenn die Schiffe kommen.
Wieder ein Segler unterwegs aus Gorredijk in Richtung Appelscha - der Skipper blickt zwar in Richtung Sluis III doch die braucht er dazu nicht.
Die hier kommen aus Appelscha und wollen in Richtung Heerenveen - dazu müssen sie durch Sluis III - hier geht es ab in die Kammer. Und dann bekommt der Schleusenmeister Arbeit und Sluis III wacht aus dem Sommerschläfchen auf.
Mit so einer Aak waren Ute und ich das erste Mal auf der Turfroute unterwegs. Damals, mit Lenni. Erst eine Woche mit der Dolphin quer durch Friesland und dann mit der Mercurius zwei Wochen Turfroute - da keimte so in mir der Gedanke: Eigenes Boot, Mensch, das wär´s doch. Zeit haben, nicht hetzen müssen wie beim Chartern, viel sehen von Land und Leuten und dann alles so, wie man es gerne möchte, keine Unzulänglichkeiten mehr. Ein ziemlich idiotischer Gedanke, der Jahr für Jahr viele Menschen wie mich befällt und der im schlimmsten Fall schreckliche Konsequenzen wie etwa den Kauf eines Bootes nach sich zieht...
Selten - ein gelber Rumpf - gelb fällt einfach auf, sollte man sich wirklich überlegen. Auch dieser Skipper macht einen großen Bogen, damit die Angler ungestört ihrer Passion frönen können. Durch die niedrige Geschwindigkeit hier auf der Turfroute kann man auch auf spät erkannte Angelruten noch schnell reagieren.
Realist und Pragmatiker - es verstößt gegen jede Seemannschaft aber ist hier einfach angesagt: Fender bleiben hängen. Man muss ja damit rechnen, mal kurz eben an die Kade zu müssen weil eine der vielen Brücken nicht auf den Punkt öffnet - ist einfach sinnvoll. Hier wieder ein Schwimmfender!
Schöne Boote, immer wieder denke ich: Was bauen die Niederländer doch für verdammt schöne Boote. Vor allem diese flachen breiten Cruiser mit der offenen Plicht haben es mir angetan. Hier fährt der Chef mit seinen drei Ladies ganz cool völlig fenderlos durch die Gegend, klar, wenn der das Kommando "Klar bei Fender" gibt, huschen wahrscheinlich alle drei los um die nötigen Gummis in der richtigen Höhe und Position zu platzieren.
Es wird Abend - meine Freunde, eine Entenfamilie mit sieben Jungvögeln zieht sich im Gänse - Nein: Im Entenmarsch zurück. Den ganzen Tag über sind sie immer mal wieder vorbeigekommen. Die Jungtiere völlig unerfahren im Umgang mit Menschen, aber auch die Altvögel mit viel Vorsicht und Angst ausgestattet haben sie sich dann doch dazu herab gelassen, trotz meiner nicht zu übersehenden Anwesenheit näher ans Boot zu schwimmen und ein paar alte Brötchen zu verputzen. Zuletzt, vor etwa einer halben Stunde, waren sie dann schon richtig mutig. Aber nun, wenn es am schönsten ist soll man aufhören, nun geht es ins Bett. Wahrscheinlich gibt es noch eine Gute-Nacht-Geschichte vom bösen Fuchs und den sieben Entlein oder auch nicht. Auf jeden Fall haben die hier eine wunderschöne Kinderstube in herrlicher Umgebung!
Szenenwechsel - nächster Tag: Der Tjongerkanaal in Richtung Heerenveen - ein ganz besonders schönes Stück Friesland, wenn man diese Stimmung mag und dafür empfänglich ist. Stille, weites Land, dunkler Waldsaum und dunkles Wasser - typisches Torfgebiet.
Spiegelglatt liegt das Wasser an diesem Sonnentag. Schafe weiden auf beiden Seiten des Kanals. Die Radwege sind mit Gittern versehen, so dass die Tiere einerseits frei herumlaufen können, die Flächen aber nicht verlassen können. Und die Radler fahren mitten durch.
Ich mag diese Kombination - auch dieser Teil des friesischen Landschaft gefällt mir sehr gut. Die Wälder sind sehr wildreich, abends sieht man schon mal Dammwild am Waldsaum.
Mittlerweile ist die Entkrautung der Gewässer und der Ufer keine Frage mehr, hier haben die Komanjons in zähen Verhandlungen deutlich gemacht, dass es ohne eine regelmäßige Pflege keinen Tourismus auf dem Wasser geben kann. Ich denke noch an das Prinsenwijk, da so zugewachsen war, dass man wie durch einen Tunnel fuhr - und von unten pollterten die Pflanzenwurzel an den Rumpf - alles Vergangenheit, alles wird nunmehr vernünftig in Schuss gehalten. Dieser Wagen holt die am Ufer abgeladenen Berge von Wasserpflanzen ab.
Seit Jahren arbeitet man an der Uferumgestaltung. Naturnahe Ufer sollen die Natur schützen. Neu sehen sie recht steril aus, aber schon im ersten Jahr ändert sich das Bild...
...und schon im dritten Jahr ist von den Steinen kaum noch irgend etwas zu sehen.
Feste Brücke - eher selten - hier wird sonst alles gedreht oder geklappt oder im Notfall auch gehoben. Diese hier sind alle 3,70 hoch und somit kein Problem für niemanden.
Überall stehen diese schönen Schilder - die gewellten Eisenplatten mit der natürlichen Patina haben oben ein Wellenprofil - der Tjonger oder die Tjonger hat ein wunderschönes Tal geschaffen, das heute ein großes Naturschutzgebiet darstellt.
Sluis II kommt in Sicht - das Obertor ist zu, aber der Wartesteg frei und lang und ich kann in aller Ruhe anlegen. Die Ruhe bleibt, es tut sich nicht viel - die Schleuse steht unten und der Schleusenwärter wartet auf ein Boot aus Oldeberkoop - müsste schon da sein.
Auch hier wieder mehr als malerisch, das Schleusenwärterhäuschen direkt an Sluis II gehört zu Jubbega, und dieser Ort wiederum zur Gemeinde Heerenveen - doch das alles tut der Romantik vor Ort keinen Abbruch - einfach schön. Schade, dass keine Geräusche mit übertragen werden, das gehört eigentlich dazu: Blöken der Schafe, das leise Rauschen des Wassers im Wehrarm und sonst ist nur noch das Summen der Fliegen zu hören - herrlich.
Da kommen sie, zwei Boote aus Richtung Heerenveen nähern sich dem Untertor der Schleuse. Als zweites Boot läuft die Lady Belle - mit der bin ich ja schon zu Beginn ein ganzes Stück gemeinsam gelaufen. Das Charter-Boot wird sehr umsichtig gefahren, immer gut zu wissen, wenn sich 12 Tonnen hinter einem bewegen...
Der junge Mann weiß genau, was er will - an Steuerbord anlegen deutet er dem ersten Boot unmißverständlich an. Die Dame auf dem Vorschiff sucht den Blickkontakt mit ihrem Skipper - wie (fast) immer liegt die wichtige Arbeit der Leinenführung auf den schmalen Schultern der weiblichen Crew-Mitglieder - der Chef bedient Motor und Ruder!
Der prüfende Blick - alles in Ordnung - das zweite Boot nähert sich. Hier hat sich die engagierte Crew an Backbord mit den Leinen bereit gestellt, alles klar zum Anlegen, schon die Körperhaltung signalisiert gespannte Konzentration!
Doch auch hier macht der Schleusenmeister von seinem unbedingten Weisungsrecht Gebrauch - und da gibt es keinen Widerspruch: Festmachen an Steuerbord! Basta!
Und blitzfix reagieren die zur Leinenführung abgestellten Familienmitglieder - Leinen los und rüber auf die andere Seite - kein Aufwand und erst Recht kein Problem für die eingespielte Charter-Crew. Der Skipper kann derweil in Ruhe das Schiff durch die enge Pforte in die Schleusenkammer bugsieren.
Der Schleusenmeister scheint´s zufrieden - er wendet sich sofort dem Unter-Tor zu, während dessen läuft die Lady Belle von Nauta-Yachtcharter aus Uitwellingerga weiter. In Uitwellingerga, dem Ort mit dem unaussprechlichen Namen haben wir das erste Mal ein Boot gechartert, die Antares, 2000 war das - soo lange schon her - da nahm das Verhängnis seinen Lauf. -
Lady Belle auf dem Weg zur Schleusenmauer - wie vom Schleusenmeister gefordert diesmal an Steuerbord!
Untertor fast zu, Yachten fest - das Schleusen kann beginnen. Im Häuschen hinten links steht übrigens eine große Pumpe, die in den wasserarmen Sommermonaten dafür sorgt, dass oben noch genug Wasser zur Verfügung steht. Muss ich betonen, dass die Maschine in diesem Sommer noch nicht viel zu arbeiten brauchte???
Ein paar Minuten später - ok, es sind etwa 15 Minuten bis ganz nach oben - fast geschafft. Noch ist das Obertor zu, es fehlen auch noch ein paar Zentimeter.
Auslaufen, die Leinen sind schon eingeholt und die Lady Belle ist bereits frei von der Schleusenwand. Auch hier ist der Wasserstand so hoch, dass Fender nur wenig ausrichten und einfach weg gedrückt werden.
Wichtiges soziales Moment: Schleusenmeister sind immer erste Ansprechpartner bei Fragen und Problemen. Letztlich ja auch die einzigen Menschen, denen man "in Ruhe" begegnet - Hafenmeister mal ausgenommen, aber da liegt man dann ja schon und ob man da richtig liegt - da fragt man doch besser vorher. Einen Brückenwärter zum Beispiel kann man kaum fragen, da hat man beim Durchfahren mit dem Boot genug zu tun. Hier an den Schleusen gibt es die heißen Infos zu Anlegestellen, Häfen und so weiter, eben die echten Insider-Tipps. Ich weiß nicht, welche Informationen sich die Herren-Crew hier gerade geben lässt - das gereifte Alter sollte sie ja eigentlich vor Dummheiten schützen - aber so wie die beiden dem jungen Schleusenmeister an den Lippen hängen könnte es sich natürlich auch um die angesagte Feier am Abend handeln - weiß man´s? An der Schleuse jedenfalls erfährt man natürlich auch, wo die beste Fete abgeht....
Fete hin - Fete her, jetzt geht es erst mal weiter. Tor auf und raus aus der Kammer.
Beim Auslaufen kommt uns wieder ein Segler entgegen - sag ich doch, soviele wie in diesem Jahr habe ich hier noch nie gesehen!
Wolkentürme bauen sich auf, höher und höher - das gibt gleich was - direkt über uns sind immer noch Schönwetterwolken. Und mein Verdeck ist immer noch auf - und bleibt auch auf
Doch auch erste Zirren erscheinen - wie war das noch im Wetterkunde über Cirrus-Wolken: "Zirren und Frauen ist nicht zu trauen" hat Udo uns eingebleut. Das mit den Frauen kann ich so nicht bestätigen, aber was die Wetterzeichen angehen: Unterwegs mit einem Segler würde ich spätestens jetzt das Hafenhandbuch konsultieren und unter Umständen den Kurs ändern. Um es vorweg zu nehmen: Es hat dann am späten Abend ein paar kleine Tropfen geregnet, das war´s! Jedenfalls in Olbeberkoop, an anderer Stelle hat es gestürmt, ein riesiger Regenbogen hing fast eine Stunde am Himmel (und ich hatte ausnahmsweise mal die Kameras nicht mit!!!)
Was ist das? Lange Hörner recken sich aus dem hohen Bewuchs - die normalen Schwarz-Bunten, die man ja hier erwarten würde, tragen auf jeden Fall nicht solch einen imposanten Kopfschmuck...
Und da ist er -der Bulle - seine Herde liegt im Schatten einer Baumgruppe, aber der Herr schiebt persönlich Wache. Sieht auch nicht wie ein normales Longhorn aus - wahrscheinlich eine alte Hausrindrasse oder so, die werden ja überall zurück gezüchtet und an geeigneten Stellen relativ frei auf großen Weiden gehalten. Da fallen mir die Heckrinder in Dortmund ein, mit Bulle Rambo ein echtem Hingucker - der Junge hier sieht auch nicht schlecht aus, dem möchte ich nicht allein irgendwo begegnen...
Die hier sind sicher wesentlich friedfertiger und machen sich auf den Weg zu einem schönen Schattenplätzchen für das Mittagsschläfchen. Immerhin trägt man den Pelz noch mit sich herum, die meisten anderen Schafe unterwegs sind geschoren, bei 22 Grad sicher angenehmer.
Natürlich ist auch ein schwarzes Schaf dabei - ist doch immer so - und irgend ein blödes Schaf trottet hinterher - so ist das ja auch im richtigen Leben...
Gibt es ein friedlicheres Bild - hier in der Mittagssonne hat sich der ältere Herr mit seiner Angel am Ufer nieder gelassen und bringt seine Gerätschaft in Stellung, dahinter weiden die Schafe, das spiegelt eine solche Ruhe wieder, dass ich beim Vorbeifahren meine Audio-Anlage auf Boots-Lautstärke herunter drehe, höre gerade den Hit des Sommers Umbrella von Rihanna - was kann man auch von einem Sommer erwarten, wenn ein solcher Song mit einem solchen Titel zum "Sommerhit" wird? War doch absehbar, dass das in die Hose gehen musste ;-)))
Hier lag er früher, der Yachthafen Oldeberkoop am Ende des Prinsenwijks, doch das ist lange Vergangenheit und heute haben sich dort die Wasserpflanzen mehr als breit gemacht. Das dürfen sie auch ruhig, denn dem alten Hafen weint heute niemand mehr eine Träne nach, der neue Hafen...
...de Uitwiek ist so schön geworden, ein richtiges Schmuckstück, das kann man nicht anders sagen. Auch hier wieder hat die beharrliche Arbeit einzelner Idealisten Widerstände überwunden und Möglichkeiten geschaffen, von denen man vorher nicht zu träumen gewagt hat.
Das kleine Hafenbecken füllt sich ab etwa 15-16.00 Uhr. Hier findet man alles, was die Crew unterwegs braucht: Strom, Frischwasser, Duschen und WC, Waschmaschine und Trockner - und weil es in den Ort einige Meter zu laufen sind, gibt es gratis Leihfahrräder. Und die werden von vielen auch gern zu Ausflügen in die Umgebung genutzt.
Thema Radfahren schnell mal zwischendurch: Das macht mittlerweile in Friesland besonderen Spaß - man hat das Land mit einem Netz von Kooppunten überzogen, nummerierte Punkte also, die von den Nachbarpunkten aus ausgeschildert sind: Groß, deutlich, zuverlässig. Endlich ein System , dass sorgenfreies Losradeln ermöglicht. Karten finden sich zwischendurch an allen wichtigen Stellen. Dazu gibt es natürlich noch die bekanntern Routen, die die NAP-Route. Skipper wissen, der NAP ist der Nationale Amsterdamer Pegel - also eine maritime Route mit interessanten Zwischenstationen.
Der Versorgungssteg des Hafens - hier gibt es Trinkwasser und man kann diverse andere Flüssigkeiten los werden: Fäkalien-Absaugstation (kostenlos) und Bilgenwasserpumpe (2 Euro). Die Umgebung lohnt einen längeren Aufenthalt. Vor allem mit dem Fahrrad kann man hier tolle Touren machen, ausgearbeitete Vorschläge liegen zum Mitnehmen bereit. Und die Kosten: Acht Euro habe ich für eine Nacht bezahlt, plus einen Euro für Strom - mehr als angemessen.
Der Hafenmeister kommt abends - es ist aber immer jemand telefonisch zu erreichen - als ich etwa das Reduzierstück auf dem Stutzen zum Absaugen des Schwarzwasser-Tanks nicht abbekam, genügte ein kurzer Anruf und wenig später wurde mir geholfen!
Fäkalien und Bilgenwasser können hier abgepumpt werden
Mit den richtigen Werkzeug war das kein Problem, da hatte irgend jemand mit ganz viel Kraft das Reduzierstück fest geschraubt.
Treffen am Abend mit den Nije Kompagnons - meine Kontaktpersonen der Stiftung: Neben mir Sieger Mulder, er erstellt jedes Jahr das offizielle Informatieblad, dessen deutsche Übersetzung dann jeweils auf meine Kappe geht - Sieger habe ich vor vielen Jahren persönlich kennen gelernt und mit ihm verbindet mich seit dieser Zeit eine intensive Email-Verbindung. Daneben der wichtigste Mann der Stiftung, der Penningmeester Joh. Knevelmann - in deutschen Vereinen würde er den Titel Schatzmeister oder Hauptkassierer führen - er muss die Pennige zusammen halten und das macht er sehr erfolgreich. Ganz rechts John Have, Voorzitter, Lesern von www.turfroute.de bekannt durch das jährliche Überreichen der Torte an die Erstbefahrer - aber als Vorsitzender hat er natürlich noch ein paar Aufgaben mehr... An diesem Abend lerne ich eine ganze Menge über Hintergründe der Arbeit der Kompagnons und ihre Planungen für Zukunft der Turfroute. Gut, dass es solche Enthusiasten gibt, die auch die manchmal mühsame tägliche Kleinarbeit nicht scheuen und uns allen durch ihre Aktivitäten diese schönen Wasserstraßen in Friesland erhalten.
Begegnung unterwegs am nächsten Tag - immer wieder kommt einem so ein Minikonvoi entgegen, maximal vier Boote dieser Größe, mehr passt nicht in die Schleusenkammern. Wobei hier das letzte Boot schon ein Schiff ist und mit seinen fast 20 Metern schon allein eine Seite der Schleusenkammer belegt.
Die Boorne sehe ich hier auch nicht das erste Mal, das schmale Wohnboot mit Außenruder hat schon mehrfach meinen Weg gekreuzt, anscheinend eine fleißige und fahrfreudige Crew.
Brücke in Oosterwolde - diese Fußgängerbrücken werden vom Brugwachter geöffnet, an anderen Stellen sind das die berühmten "Selbstbedienungsbrücken" - Laufbrücken genannt.
Eine der Laufbrücken in Appelscha - nächster Ort - ich habe hier fest gemacht für die Nacht. Aber noch ist es heller Nachmittag. Schnell einkaufen, dann ein wenig den Ort erkunden und schon quält der Hunger.
Mit dem Boot zum Chinesen, das gibt es wohl nur in Appelscha. Direkt vor dem Restaurant lege ich an. So ist das eben auf der Turfroute!
Blick auf die Opsterlandse Compagnonsvaart in Appelscha, viele Liegeplätze gibt es hier mittlerweile - alles mitten im Ort, wenn es denn ein "mitten" gibt, denn natürlich ist auch Appelscha eine eher langgestreckte Ansiedlung - wie das so ist bei den Veendörfern.
Sonnenuntergang an die Smidbrug mitten in Appelscha, immer noch das Dach offen, immer noch ein warmer Sommerabend, doch die Zeichen am Himmel sind eindeutig - der nächste Tag wird anderes Wetter bringen. Egal, mit einem Glas Rotwein begehe ich den letzten Abend auf der Turfroute. Morgen geht es in Richtung Groningen. Ute kommt!
Tatsächlich regnet es - dieser friesische Dauerregen, kaum Wind, der kann den ganzen Tag bleiben. Die Turfroute macht mir den Abschied leicht - zur Begrüßung Sonne und zum tot ziens gibt es einen finalen Regentag. Zusammen mit der Janneke aus Drachten mache ich mich auf den Weg. Wieder Laufbrücken und trotz des frühen Morgens stehen die freiwilligen Helfer schon im Regen.
Geldübergabe klappt hier mit Handschlag und ohne den obligatorischen Holzschuh. Das ist schon sehr hilfreich, wenn man nicht an jeder der Brücken zweimal anlegen muss.
Letzte Schleuse, an der Damsluis verlassen wir die Turfroute. Es geht einen guten Meter in die Höhe auf das Niveau der Drentschen Hoofdvaart. Hier ist der Wasserstand immer noch sehr hoch, zum letzten Mal dürfen die Fender schwimmen, bei der Ausfahrt werden sie dann wieder auf normale Höhe gebracht.
Die Damsluis-Brug schließt sich - das war die Turfroute 2007 - wieder eine schöne, wenn auch kurze Fahrt durch eines meiner Lieblingsreviere. Diese Landschaft kann mich immer wieder anmachen - aber das habe ich glaube ich jetzt schon mehrfach geschrieben. Also, ich mach´s kurz - es war zu kurz. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Turfroute!