Ja, das sind andere Dimensionen, das Winschoter Diep hat uns aufgenommen. Eine schon beachtliche Waserstraße, an der viele große Werften liegen und durch das manchmal gigantische Schiffe transportiert werden.
Brücken ohne Ende, manche mit eigenem Wärter, bei anderen zeigen die hohen Videomasten an, dass sie menschenleer sind. Auch hier keine Rückmeldung auf Kanal 22 - aber sofort wechselt die Anzeige von Rot auf Rot-Grün. ich passe mich an und fordere immer nur noch freundlich zur Öffnung auf, alstublieft.
Bei manchen gibt es dann einen Stau - und diese Staus werden immer länger, je mehr wir in den Feierabendverkehr hineingeraten. Und, ich werde nicht müde es immer wieder zu betonen, die Kreisverkehre wirken sich hier tödlich auf den Verkehrsfluss aus - nichts geht mehr, wenn an einem Anzweig eine Brücke steht.
Die Blauwe Stad scheint ein gigantisches Projekt um/an einer neuen Wasserfläche zu sein, dieser See (oder Meer, wie unsere niederländischen Nachbar ja solche Seen bezeichnen) ist auf keiner Karte verzeichnet - irgendwo südlich von Winschoten am Winschoter Diep.
Die wirkliche Größe ist gar nicht auf einem Foto darstellbar - wahrscheinlich ein Investitionsobjekt für Anleger, die nicht wissen, was sie mit ihrem Geld machen sollen (arme Menschen, das). Ob es einen Durchbruch zum Diep geben wird - bestimmt.
Mein Liegeplatz für die Nacht - kleiner Anlegesteg in einem sehr schmalen Kanalzweig, ich habe mich nicht getraut, hier zu wenden und bin rückwärts wieder raus. Neun Meter hätte wohl gepasst, aber die Tiefe nahm am Rand sehr rasch ab und ich wollte nichts riskieren. Links der schnelle Radweg nach Scheemda - 10 Minuten! Ansonsten liegt man hier sehr schön ruhig - in der Nacht jedenfalls.
Morgens allerdings geht um sieben das Getöse los - rechts liegt eine große Firma, die Altpapier weiterverarbeitet, stinkt nicht aber ist laut, wenn die Riesenpressen kompakte kleine Würfel aus allem quetschen, was mal aktuell und wichtig war.
Scheemda - grandioos woonen - damit wirbt das Städtchen. Yachthafen Scheemda - liegt sehr schön am Ortstrand und macht einen insgesamt guten Eindruck - überhaupt scheint Scheemda ein netter kleiner Ort zu sein, schöne Ortsmitte - und einen Fischwagen auf dem Marktplatz!
Endlich mal so etwas ähnliches wie ein Sonnenuntergang - also irgend ein Bild mit Abendstimmung, gab es ja bisher kaum und auch das ist hier nur ein müder Abklatsch von den Bildern, die ich sonst bei solchen Gelegenheiten machen kann - aber immerhin: Man kann sehen, dass die Sonne tatsächlich am Firmament stand und ihren Job gemacht hat und nun untergeht - also ganz so schlimm kann es ja mit dem Wetter nicht gewesen sein, oder?
Abends mache ich bei Kilometer 6,5 fest - und wer liegt da schon? Die ERU-RESA über Veendam und den Wildervanckkanaal haben sie es noch gerade geschafft, denn dort wird für einige Tage eine Brücke gesperrt. Und man täuscht sich nicht...
...es scheint die Sonne! Eigentlich war dieser Tag wirklich klasse, sehr windig aber dadurch viele Sonnenstunden. Wenn nicht die drohenden dunklen Wolken immer gewesen wären, hätte ich das Dach abgenommen, aber so hatte ich bei dem starken Wind doch Angst, es nicht wieder rechtzeitig drauf zu bekommen. Übrigens eine alte Schleuse, man macht hier an der Schleusenmauer fest, vor meinem Boot ist der Schacht, in den das Schleusentor früher gefahren wurde.
Auf der anderen Seite sind noch sehr gut die Reste der ehemaligen Drehbrücke zu erkennen, damals war der Kanal noch eine Ecke schmaler...
Um neun bin ich weg, die anderen schlafen wohl noch, es regte sich noch kein Leben an Bord. Tschüss ERU-RESA, jetzt trennen sich unsere Wege endgültig. Für mich geht es nach Süden in Richtung Turfroute, die ERU wird in Groningen bleiben. Wir sind viele Kilometer zusammen gelaufen!
Die Wettervorhersage warnt vor Sturm an der Küste am Nachmittag mit starken Böen - die Vorboten erreichen mich schon am Morgen, heftige Regenschauer prasseln auf die Tremonia
Groningen allerdings erleben wir bei Sonne - eine herrliche Stadt, die A-Kerk ist schon lange zu sehen. Allerdings ist Groningen auch eine dröhnende Metropole, laut und hektisch - allein 17.000 Studenten leben hier.
Gleich zu Beginn liegt der Passantenhaven im Oosterhaven gleich an der Oosterhavenbrug an strategisch günstiger Stelle. Hier haben wir auch schon gelegen, gegenüber den Wohnbooten, ziemlich laut hier aber für eine Großstadt durchaus akzeptabel.
Die erste Brücke bei der Weiterfahrt in Richtung Westen ist die Trompbrug, hier scheiden sich dann auch die Geister, denn sie ist nur 3m hoch und notfalls muss eben gewartet werden. Da wir in Richtung Noord-Willemskanaal wollen, müssen wir durch die Stadt auf der Strecke von der Trombrug am Bahnhof vorbei bis zur Emmabrug. Aber drei Meter sind für die Tremonia ja nun absolut kein Problem, das sind wir unabhängig von irgend welchen Brückenwärtern oder Konvoifahrten, die es ja auch hier in Groningen gibt.
Fast hätte ich mich in dem Gewirr der Kanäle verfahren, finde aber dann den richtigen Weg durch den Brücken - hier müssen wir warten. Vor mir läuft die Maantje - sie hat anscheinend das gleiche Ziel! Die Oosterbrug ist geöffnet, Gegenverkehr, wir halten uns hart rechts am Ufer.
Gemeinsam tasten wir uns durch die Großstadt die meisten Brücken können wir einfach durchfahren, auch die Maantje ist sehr niedrig gebaut. Hier ist es die Herebrug.
Gerade kommt noch einmal die Sonne raus und lässt die Farben leuchten. Gewagte Architektur.
Bahnhof und viele Fahrräder - die einstige Seehafen-Stadt (das Reit-Diep war früher als Meeresarm die direkte Verbindung zum offenen Meer) präsentiert sich als Provinzhauptstadt von ihrer besten Seite.
Und wer über die vielen Fahrräder am Bahnhof staunt, dem empfehle ich einen Blick darunter - denn unter dem Bahnhofsvorplatz verbirgt sich eine Tiefgarage - für Fahrräder!
Zum Teil in zwei Etagen stehen sie hier, überdacht, bewacht und wenn man möchte werden auch während der Parkzeit der fällige Service und notwendige Reparaturen durchgeführt - hier sind täglich etwa 4.000 Fahrräder zu finden, über das was sich über der Erde abspielt gibt es keine verlässlichen Zahlen. Nur eines sei gesagt: Autofahren in Großstädten ist gefährlich, aber das ist nichts gegen das Radfahren in Groningen - da lernst Du das Fürchten!
Wieder Gegenverkehr - wir müssen warten. Die Brücke schaffen wir so, aber es hapert eben an der Breite - da ist eine Begegnung nicht möglich.
Kaum ist der Dicke weg, schlüpfen wir durch - neues Hafenbecken, neue Brücken, neue Aussichten, hier ist die Emmabrug, letzte Brücke vor dem Zuiderhaven
Für Segler und hochgebaute Motoryachten muss die Emmabrug geöffnet werden, dann staut sich der Verkehr sehr schnell und die Schiffe müssen fix durchgeschleust werden. Das ist schon ein Ding, mitten in einer pulsierenden Großstadt mehrere Klappbrücken - und wenn man sich den Stadtplan ansieht, dann ist es auch völlig klar: Beim Bau der Stadt waren die Kanäle die wichtigsten Verkehrsadern, die Straßen sind da irgendwie dazwischen gequetscht worden, anders war das gar nicht zu regeln.
Viele der Segler laufen gleich weiter, hier im Zuiderhaven geht es ab ins Reitdiep in Richtung Lauwersmeer - ebenfalls eine Strecke mitten durch die Stadt und schön zu fahren. Links an der Kade ist der Passantenanleger im Zuiderhaven.