Yachthäfen und Wasserwege im Revier

Die Ruhr

Die Ruhr entspringt am Nordhang des Ruhrkopfes im Rothaargebirge nur 3km von Winterberg entfernt und mündet nach 219km bei Duisburg bei Rheinstromkilometer 780 in den Rhein. Die Ruhrmündung in Ruhrort ist mehr als deutlich gekennzeichnet - der 25m hohe Stahl-Obelisk Rheinorange ist mit 83 Tonnen ein echtes Schwergewicht! Da nur die letzten 41,6km für Boote mit Maschinenantrieb zugelassen sind beginnt die Kilometrierung an der Rheinmündung! Von Kilometer 0 bis Kilometer 12,2 (Schlossbrücke Mülheim) ist der Fluss Bundeswasserstraße und ganzjährig befahrbar. In diesem Bereich findet auch Berufsschiffahrt statt (Rhein-Ruhr-Hafen Mülheim). Die Schleuse Raffelberg setzt dabei die Maßstäbe: 140m Länge bei 12m Breite.


Rheinorange - eine Stahlbramme - wurde gestaltet vom Kölner Bildhauer Lutz Fritsch bei Rhein-Kilometer 780

Von Kilometer 12,2 (Mülheim Schlossbrücke) bis Kilometer 41,6 Ortslage Essen-Rellinghausen ist die Ruhr Landeswasserstraße auf der die Verkehrssaison vom 15. April bis zum 15. Oktober läuft. Außerhalb dieser Zeit sind wegen möglicher Hochwässer die Fahrwassertonnen eingezogen. Das Befahren der Ruhr erfolgt dann auf eigene Gefahr. Bei einer Wasserführung der Ruhr von mehr als 190 qm/s ist jeglicher Fahrzeugverkehr grundsätzlich untersagt. Schiffe bis 1,7m Tiefgang und 38m Länge dürfen auf der Landeswasserstraße verkehren.


Motor-schiffbar bis Essen, darüberhinaus nur für Kanu und Co. ;-(

Im unteren Teil gibt es eine Besonderheit: In der Ruhrmündung liegt die große Ruhrschleuse (350mx12,8m). Man kann aber auch über den Hafenkanal in den Rhein-Herne-Kanal einfahren und die Schleuse Meiderich (190mx12m) benutzen um anschließend über einen kurzen Verbindungskanal auf die Ruhr zu gelangen. Die Berufsschifffahrt macht es genau so, bei langen Wartezeiten kann man also ausweichen. Auf die Ruhrschleuse folgt die Schleuse Raffelberg (ferngesteuert), im Bereich der Landeswasserstraße folgen die kleinen Schleusen Mülheim (40,3x 5,2), Kettwig (41x6) und Baldeney (42x6) - diese sind kostenpflichtig, je nach Schleusung allein oder mit mehreren Booten zahlt man bis 2,50 Euro (2007) pro Schleusung.


Gigantische Ruhrschleuse - konzipiert für die Schleppzüge vergangener Tage

Seit 1776 dient die über Schleusen schiffbar gemachte Ruhr dem Abtransport des Schwarzen Goldes - bereits um 1800 wurde sie dadurch zum meistbefahrenen Fluss Europas, sie ist Namensgeberin für den gesamten Ballungsraum. Wenig später ermöglichte die Weiterentwicklung im Pumpenbau den Kohleabbau auch in großen Tiefen und so machte die Dampfmaschine den Weg frei für die Stahlproduktion. Das Revier startete durch und die Schwerindustrie hier wurde zum Motor für die wirtschaftliche Entwicklung des ganzen Landes, im Hafen Mülheim dominieren noch heute Stahlcoils und andere veredelte Produkte. Selbst der berühmte Wasserbahnhof (Klasse Anleger, vorher mit dem Schleusenmeister absprechen!) findet seinen Ursprung in der Hochzeit der Montanindustrie - Krupp ließ ihn anlegen, um die Arbeiter (auf dem Wasserweg!) zu seinen Werken zu transportieren.


Von der Ruhrschleuse kommend - rechts die Ruhr, links der Kanal zum Rhein-Herne-Kanal

Tanken ist nur in Duisburg möglich! Yachthäfen und Liegestellen (siehe unten mit Bild) gibt es dagegen mittlerweile mehrere. Ungünstig und auf jeden Fall bei der Reiseplanung zu beachten: Oberhalb der Schleuse Baldeney gibt es keine Liegemöglichkeit mehr. Wer also den sehr lohnenswerten oberen Teil der Ruhr bis km 41 (Essen-Relinghausen, Zornige Ameise) befahren will (Baldenysee, Blick auf Villa Hügel, Kampmannbrücke) sollte die Rückfahrt auf jeden Fall mit dem Schleusenmeister planen, für den Ausflug bis zum Ende der schiffbaren Strecke eignet sich z.B. die Zeit über Mittag, vor Mittag zu Berg und nach der Schleusen-Mittagspause früh am Nachmittag zurück.


Tankstelle in der Marina Duisburg Innenhafen vor imposanter Kulisse - Five-Boats

Wärend im unteren Teil der Verkehr durch den Rhein-Ruhr-Hafen Mülheim generiert wird, ist es im Bereich der Landeswasserstraße der Ausflugsverkehr durch die Weiße Flotte. Die vielen Schiffe fahren im Linienverkehr nach festem Fahrplan oder sind als Sonderfahrt unterwegs. Besonders an Feiertagen und Wochenenden kann es daher zu Engpässen an den Schleusen kommen. Es macht viel Sinn, schon vor dem Hochschleusen abzusprechen, wie es mit der Rückfahrt aussieht! Die Ausflugsschiffe füllen die gut 40 Meter kurzen Schleusenkammern aus, wenn gegen Abend alles wieder in Richtung Mülheim fährt kann es passieren, dass schon allein aus zeitlichen Gründen keine Möglichkeit besteht, zu Tal zu kommen!


Rhein-Ruhr-Hafen Mülheim - ausnahmsweise mit verwaistem Kai

Schleuse Mühlheim - kleines Mausloch, davor kann man gut liegen (bisher hat sich noch niemand beschwert und Warteplätze für die Schleuse reklamiert) - einkaufen in nächster Nähe zur Innenstadt kein Problem, sehr schöner Spielplatz gleich am Anleger. Wir haben an diesem Anleger auch schon übernachtet, dies aber jedes Mal mit dem Schleusenmeister abgesprochen. Oben im Oberwasser ist das Dach des Wasserbahnhofes zu erkennen.


Schleuse Mülheim kommt zu Tal - Durchfahrtshöhe 4,8m - aber nur in der Mitte!

Wasserbahnhof Mühlheim - das Anlegen für Sportboote ist verboten, doch für kurzes Halten vor der Schleuse ist immer Platz. Hier am Wasserbahnhof legt die Weiße Flotte an. Auch hier haben wir schon übernachtet und auch hier haben wir das mit dem Schleusenmeister abgesprochen. Ruhiger allerdings liegt man im Unterwasser, denn die Gaststätte hier oben (gute Küche) ist ein gut frequentiertes Lokal, das sich großer Beliebtheit erfreut und auch für Hochzeiten und andere Feiern genutzt wird - und das ist dann immer sehr laut, vor allem, weil direkt hier wo die Tremonia liegt geparkt wird. Türenschlagen, Motor anlassen, lautes Verabschieden - kann sich jeder vorstellen wie das ist. Trotzdem ein schöner Liegeplatz!

Das Ruhrtal ist landschaftlich sehr schön - der Fluß mäandriert durch eine bewegte Landschaft. Nach jeder Biegung gibt es ein neues Bild. Wald bis ans Ufer, Radwege entlang des Wassers, alte Treidelpfade, heute zum Teil bereits ausgebaut - der Ruhr-Radweg ist einer der am meisten befahrenen Routen im Ruhrgebiet. Kein Wunder!

Wer diesen Fluss befahren hat wird ihn so schnell nicht wieder vergessen, denn mit den vielbesungenen Landschaften im Osten kann die Ruhr auf jeden Fall mithalten. Viele der Altarme sind heute Naturschutzgebiete, die Einfahrten sind versperrt - im Ruhrtal bildet sich eine einzigartige Ökolandschaft zurück.

Ortslage Mintard - ein idyllisches Dorf, wäre da nicht die Autobahnbrücke, auf der die A52 das Ruhrtal in sanftem Bogen überquert - sieht toll aus, aber mal ehrlich: Ohne Brücke wäre der Blick um Klassen besser, oder? Die mit 1.830 Metern längste Stahlbrücke Deutschlands ist in die Jahre gekommen: Für die alte B 228 gebaut konnte sie den Verkehr durch die A52 kaum noch verkraften und wurde aufwendig saniert. In 65 Meter Höhe steht sie auf insgesamt18 hohlen Pfeilern, der erste wurde bereits 1963 errichtet.

Eine Besonderheit der Ruhr sind die Stauseen, im schiffbaren Bereich sind dies der Baldeneysee und der Kettwiger See, wobei sich der Baldeneysee durch die Essener Woche (größte deutsche Binnenseeregatta) zu einem bekannten Segelrevier gemausert hat. Dieser Blick geht zurück in Richtung Schleuse Baldeney, denn da sieht man oben am Berg ein berühmtes Gebäude - Villa Hügel - Bescheidener Wohnsitz derer von Krupp und Co, heute im Besitz der Alfred Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung. Am 10. Mai 1953 fand hier erstmals eine Kunstausstellung statt und erstmals hatte die Öffentlichkeit Zutritt zu dem Prunkbau. Wer Zeit hat: Besuch unbedingt zu empfehlen! DER tolle Blick auf das Ruhrtal und den See ist allerdings nur von den oberen Etagen möglich, so dass ich für den passenden "Gegenschuss" den Hausmeister überreden musste, mich mal auf die Dachgalerie zu lassen...

...und hier ist er - Gegenschuss zur vorhergehenden Aufnahme - Blick auf den Baldeneysee. Nicht dass der Bauherr zu blöd war, um sich diesen Blick nicht auf Dauer zu sichern - als der See aufgestaut wurde, stand das Haus schon viele Jahrzehnte. Außerdem ist der Bewuchs in den Jahrzehnten eben auch mächtig hochgeschossen - wie dem auch sei, ein herrlicher Bauplatz und eine herrliche Villa, wenn auch das Wort Villa nicht wörtlich genommen werden darf, ist halt alles etwas größer hier bei denen von Bohlen und Halbachs...

"Villa" Hügel von der Wasserseite her - hier sollte der Frühjahrsputz etwas eher im Jahr begonnen werden, sonst wird einem die Zeit knapp - aber nur kein Sozialneid, hier haben sie halt gelebt: Schöner Wohnen aus der Sicht der Stahlbarone von der Ruhr! Ein Besuch vom Boot aus ist schwierig, da man nirgends anlegen kann - in ein paar Jahren, wenn die Marina Essen fertig ist, wird das anders sein.
Mehr Bilder aus Essen (Villa Hügel, Baldeneysee und geplante Marina) auf meiner Essen-Seite

Die aufgegebene Schlesue Rote Mühle und daneben der Traum aller Skipper: DIE Gelegenheit zum Anlegen, eine wunderschöne Gaststätte mit schiffigem Ambiente - ein herrlicher Biergarten zur Ruhr - und keine Möglichkeit, dort festzumachen! Liebe Freunde aus Essen, das ist eine Schande!! Im Osten oder in den Niederlanden wäre hier mindestens ein Sportbootsteg für die Gaststätte entstanden, wahrscheinlich mit der Möglichkeit, hier auch mal zu übernachten. Aus der Essener Verwaltung (man kennt halt hier und da ein paar Leute) ist zu hören, dass es sich um Auflagen aus dem Bereich Naturschutz handelt.

Und dann kommt unwiderruflich das Ende, km 41,6 Ortslage Essen-Rellinghausen, völlig unspektakulär, letztes Tonnenpaar und Sperrschild am Ufer. Würde man es nicht erwarten, man könnte es glatt übersehen und das Schild für ein Straßenverkehrszeichen halten. Es ist nicht das Ende der Ruhr, es ist das Ende des schiffbaren Teiles. Früher gab es hier eine wichtige Fährverbindung, die "Zornige Ameise" - heute trägt eine Straße diesen ehrenvollen Namen.

Ich habe die Ruhr schon mehrfach befahren, Beschreibungen finden sich z.B. hier:
- Die Ruhr - Ostern 2006
- Von der Ruhrmündung bis zur Zornigen Ameise 2005
-.Einhand durchs Revier

Besondere Ortsseiten:
Duisburg
Mülheim

Alle Liegemöglichkeiten mit Bild

km 8,6: Yachtclub Mülheim/Ruhr - liegt im Oberwasser der Schleuse Raffelberg. Nachteil: Große Entfernung in die Stadt, ansonsten schöne Anlage.

km 12,5: Schleuse Mülheim - Unterwasser, Bild siehe oben

km 22,3: Motorbootclub Kettwig - eine gute Anlegemöglichkeit. Der kleine Hafen liegt im Oberwasser der Schleuse Kettwig. Herzliche Gastlichkeit, wir werden an den Grill eingeladen - zwar gibt es kein Clubhaus, aber Not macht erfinderisch: Die Sportfreunde haben einen festen Pavillon errichtet, der passt in die Landschaft und bietet Schutz bei Regen. Eine nette Gemeinschaft! S-Bahn und Einflugschneise (Düsseldorf ist eben nahe) sorgen zwar für diverse Geräusche, aber alles im Rahmen. Lebensmittel, Bäckerei - direkt um die Ecke, fußläufig in fünf Minuten zu erreichen.

km 25,7: Essener Outboard-Club - keine Ahunung, ob es da freie Plätze für Gastlieger gibt, das werde ich beim nächsten Törn ausprobieren. Der Anleger ist auf jeden Fall in den Karten der Ruhrgebiet Touristik aufgeführt.

Danach gibt es leider keine Möglichkeit des Anlegens mehr - Baldeneysee, voller Yachthäfen, für Motorboote sind sie alle Verboten. Kurzzeitig haben wir immer mal wieder für Fotos usw. an den Anlegern der Weißen Flotte angelegt, aber für längere Zeit oder gar zum Übernachten taugen die natürlich nicht. Schade eigentlich, die Ruhr hätte es verdient!

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