K wie Kausch und Schäkel

Kampf der Reibung

Als ich die Tremonia ins Ruhrgebiet überführt hatte, war der erste Liegeplatz in der Marina Rünthe. Dort gibt es Ringe an den Stegen zum Festmachen, also hatte ich munter die Leinen durch die Ringe und zum Schiff zurück geführt und dort auf der Klampe belegt. So weit so gut. Ich begann dann mit den vielen vielen kleinen Arbeiten, die man an einem Schiff verrichtet, ehe man sich so richtig darauf zu Hause fühlt. Nach einer Woche wollte ich eine kleine Probefahrt machen und bekam beim Losmachen einen Riesenschreck. Meine schönen neuen Leinen waren böse mitgenommen. Dort, wo sie durch die Ringe führten, war der Querschnitt nach so kurzer Zeit deutlich geringer geworden, ein Viertel etwa war weggescheuert, die Schiffsbewegungen (und die sind in Rünthe am Datteln-Hamm-Kanal noch nicht einmal besonders stark) hatten für starkes Schamfilen gesorgt. Hätte ich nie gedacht und das ist mir bei den Charteryachten natürlich so nie aufgefallen.


Höchstselbst eingespleisste Kausch - seit drei Jahren im Einsatz - hält immer noch!

Was tun? Natürlich gibt es eine gute Lösung, die Befestigung mit Kausch und Schäkel, Problem dabei: Damals konnt ich noch keine Kausch* einspleissen. Aber dafür gibt es einen tollen Knoten, den Zweistrang-Bändselknoten, gefunden in "Knoten" von Geoffrey Budworth, Parragon Books Ltd., Lesezeichen Verlagsdienste Köln (Habe ich mal für 3 Euro erstanden).

Dieser Knoten zieht sich sehr fest zusammen bei Zug und schließt die Kausch damit sehr gut ein. Ich habe nie beobachtet, dass er sich im Einsatz je gelöst oder auch nur gelockert hätte. Auf alle Fälle ist er sehr gut geeignet, wenn man nicht auf die Schnelle eine Kausch einspleissen kann oder will und einige Zeit überbrücken möchte. Und klar, weiß ich auch - die Kausch ist zu klein, aber: Ich hatte gerade keine andere da als ich den Knoten für diese Fotos gefertigt habe! Später konnte ich dann eine Kausch auch fachmännisch einspleissen, zu beiden Tehemen gibt es hier Links:

Z wie Zweistrang-Bändselknoten
S wie Spleiss

*Eine Kausch ist eine aus Kunststoff oder Metall gefertigte Verstärkung eines Auges, Kauschen findet man auch in Planen (Segeln usw.) - sie verhindern wirkungsvoll die Zerstörung des Materials durch das Scheuern (Schamfilen) an festeren Materialien. Die Kauschen für Leinen nennen sich auf Grund ihrer Form auch Herzkauschen, die runden für Planen eben Ringkauschen.


Baumarkt-Kauschen reichen oft völlig aus

Mit einem Schäkel werden die Kauschen dann befestigt, die Kombination Schäkel/Kausch wird ohne Probleme und ohne nennenswerte Materialabnutzung die Bewegungen auffangen. Übrigens: Ich verwende keine teuren Edelstahlschäkel und Kauschen - die verzinkten sind viel billiger und tun jahrelang ihren Dienst. Allerdings bewegt sich die Tremonia meistens im Süßwasserbereich - wer hauptsächlich auf Salzwasser unterwegs ist, sollte besser VA wählen! Schäkel gibt es (vor allem für Segelboote) in vielen verschiedenen Formen, weil sie dort an vielen Stellen eingesetzt werden.


Die beiden Schäkel-Größen an Bord der Tremonia

Noch ein Tipp: Ich habe mal für den berühmten Appel und das Ei zwei recht große Schäkel auf einem Flohmarkt gekauft - hervorragend geeignet, um an einer Spundwand ohne oder mit zu wenig Pollern fest zu machen - da gibt es nämlich unter der oberen Kante meist eine waagerechte Verstrebung. Einfach eine Leine darum legen würde den Tod der Leine nach wenigen Stunden bedeuten, denn diese rostigen Stangen arbeiten besser als jede Säge. Aber mit einem großen Schäkel kann man da prima festmachen: Schäkel um die Stange und Leine um den Schäkel (für den kurzen Aufenthalt) oder aber eben gleich eine Leine mit Kausch benutzen.


Vielleicht etwas groß für ein Sportboot ;-)))) *

*Der oben abgebildete Groß-Schäkel von Anker Schroeder ASDO wird in Dortmund gefertigt und ist für etwa 800 Tonnen dimensioniert, Schäkel werden dort für Belastungen bis max. 1.500 Tonnen produziert, siehe Mobiltelefon als Größenvergleich, Foto: Dirk Schroeder, wikipedia

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