Morgens - 6.40 Uhr - die Sonne scheint und straft jede Wettervorhersage Lüge. Yachthafen Waltrop, der Tag der Tage bricht an...
Der "Blaue Peter" ist gesetzt - Schiff läuft aus - heute geht es los, der Sommertörn 2007 liegt vor mir und der Tremonia - Kurs Nord - alles gepackt, die Versorgungslast gut gefüllt mit allem, was Boot und Skipper unterwges so brauchen - und die Crew natürlich auch. Ute wird an manchen Tagen dabei sein, Niklas wird mich eine Woche begleiten....
Leinen los und raus aus dem Hafen - da ich meine Fernbedienung bereits abgegeben habe (50 Euro Pfand) muss mir ein Club-Kollege helfen und das Schwelltor für mich öffnen. Dann gibt es kein Hindernis mehr, der Weg ist frei, es geht raus auf den Datteln-Hamm-Kanal.
Blick zurück - es war mal wieder schön in Waltrop. Dieser Hafen hat sich einfach als idealer Liegplatz zwischen den Ferien bewährt. Nette Leute dort und gut Betreuung durch "Opa Ribbrock" - und das war in diesem Frühjahr nicht leicht. Mein Liegeplatz war total verkrautet, die Flora im Wasser ist bei der Wärme sowas von ins Kraut geschossen - aber der Chef hat sich des Problems angenommen und mich "frei geschnitten". Jetzt weiß ich auch, warum er so genau jede Untiefe in seinem Hafenbecken kennt: Er steht dann im Ganzkörperkondom im Wasser und schneidet die Wasserpflanzen mit seiner Höllenmaschine direkt unten über dem Boden ab. Daher kennt er alle Tiefen!
Vom DHK geht es in den DEK - der Dortmund-Ems-Kanal wird mein erster Wasserweg sein. Blick zurück - die Regenboog ist gerade vorbeigekaufen - dicke Pötte sind das, diese Großmotorgüterschife. Auf jeden Fall gibt es an Bord keine Parkprobleme: Die drei Autos haben zusammen mit den beiden Booten locker Platz auf dem Dach ohne dass das Einparken schwierig wird.
Es gibt einen Halt am Wasserwanderraststeg, erste grobe Reinigung des Bootes, da es nun doch heftig regnet, ist Badehose angesagt - dafür erspart das Wasser von oben das Pützen, nach einer halben Stunde ist die Tremonia gut sauber. Die Feinarbeit kommt in den nächsten Tagen. Danach - schließlich bin ich ohnehin schon nass - schwimme ich einmal quer durchs Dattelner Meer, habe hinterher richtig Muskelkater, das muss ich jetzt öfter tun! Die Labe 4 läuft aus der Schleuse in Richtung Münster - ich werfe die Leinen los und hänge mich hinter den Tschechen.
Engstelle Lippeüberführung - die Regina Sperling kommt als Bergfahrer und streitet sich mit der Labe 4 um den ersten Platz - die Labe hatte sich auf jeden Fall als Talfahrer zuerst gemeldet, da gibt es eigentlich nichts rumzuzicken liebe Regina - sieht der Schiffsführer dann wohl auch ein und lässt der Labe den Vortritt. Völlig daneben die blöde Bemerkung, man habe am Funk nichts verstehen können - dann fragt man nach. Ich hoffe nicht, dass die deutlichen Sprachprobleme des Labe-Schiffsführer gemeint waren - inhaltlich war das auf jeden Fall einwandfrei ´rübergebracht.
Ich warte auf die Regina Sperling die schon dicht bis an die Engstelle herangefahren ist und lasse mich vom Wind nach Backbord drücken - dann kann sie mit ganz viel Platz bequem aus dem Trog laufen. Wenn man die Baustelle so sieht, glaubt man, dass die nie fertig werden. Hier werden ja zwei unabhängige Tröge über die Lippe gelegt. Und jeder erinnert sich an diese Baustelle, die mal zum Star in den Nachrichtensendungen wurde: Ende 2005 kam es hier zu einem spektakulären Dammbruch, der DEK lief leer und das deutsche Binnenstraßennetz hatte für Monate eine empfindliche Lücke - verschärft durch die nahezu gleichzeitige Havarie der Ilona-M auf der Ems - wer hier über massive Erinnerungslücken verfügt, kann es bei mir nachlesen:
Dammbruch DEK
Was sitzt den da auf der Brückengeländer? Sieht aus wie eine Eule, die spitzen Ohren .- aber hier, bei Tage, auf der Brücke, völlig unbeweglich - Klar, Nachtjäger, schläft wohl nach anstrengender Nachtschicht. Erst einmal mache ich ein Foto, doch schon beim Abdrücken werden meine Zweifel immer stärker und das Foto beweist es: Künstlich, diese Eule ist natürlich künstlich, denn kein Greif würde so lange so still hier sitzen, wenn er überhaupt hier sitzen würde und dann noch am helllichten Tag!
Die Kiek-uit aus Castrop kommt von achtern auf, sie hat es eilig und überholt uns. Ich fahre locker weiter und bleibe hinter der Labe 4 - das Tempo ist ok, gute 11km/h und dafür beisst sie sich für mich mit durch die vielen Engstellen. Die Lippeüberführung ist ja nur der erste Engpass. Die schwedische Acanta fährt gerade in den neuen Trog.
Die Schweden haben ihr geliebtes Boot gut abgefendert und gegen die hässlichen rostigen Spundwände geschützt. Hoffentlich hält das immer so. Viele Boote aus Skandinavien begegenen mir heute, alle unterwegs in Richtung Rhein - Binnen in die Niederlande? Bei den augenblicklichen Unwettern eine gute Idee. Vielleicht hätte ich den beiden über Funk von der neuen blau-gelben Brücke in Dortnmund erzählen sollen? Hätte sie vielleicht gefreut...
Oops, das sieht böse aus - da kommt es ganz dicke aus West. Wie ein gigantischer Trichter formt sich die dunkle Wolke über der Landschaft. Man wartet förmlich darauf, dass sich plötzlich ein Schlauch nach unten senkt, Twister lässt grüßen.
Aber das Unwetter zieht vorrüber, nur ein wenig Regen bekommen wir ab, also wieder die Fenster auf, denn sobald die Sonne herauskommt wird es mächtig warm. T-Shirt aus, mit freiem Oberkörper ist das besser zu ertragen.
Engstellen hat es hier jede Menge, das Stück bis Münster wird zur Zeit ausgebaut. Überall werden Düker erneuert oder Brücken - die dicken Pötte müssen sich absprechen, es kann nur immer einer vorbei. Ich hänge mich hinter die Labe und habe so überhaupt keine Probleme.
Dann ist alles frei - geh ma vorbei, gerades Stück - der Skipper nimmt den Hebel zurück und ich kann ganz bequem überholen. Netter Kerl, bisschen brummelig am Funk mit dem einen oder anderen Kollegen aber wirklich fair. Danke!
Wir sind gerade in Lüdinghausen - Gasthaus Peters querab in der Alte Fahrt Lüdunghausen - könnte man auch wieder mal für einen Kurztrip hin, gerade Stunde von Waltrop.
Schön sieht er hier aus, der Dortmund-Ems-Kanal, blauer Himmel, weiße Wolken und die verschiedenen Grüntöne, das gelbe Weizenfeld - Münsterland eben.
Kilometer 46 - die neue Brücke ist schon fertig und wartet gleich auf dem neuen Widerlager, allerdings...
...ist man auf der anderen Seite noch lange nicht soweit, da wird es noch etwas dauern, bis der Brückenkopf aus der Erde wächst.
Ach Eva, brichst Du noch immer die Herzen? Anscheinend hat die Dame ihren größten Fan immer noch nicht erhört - oder besser: Es gibt keine neue Nachricht. Da wird sich doch nicht eine große Liebe an weiblicher Ignoranz zerstört haben - Eva, oder hast Du diese heiße Liebe eiskalt an Dir zerschellen lassen, so eiskalt wie der berüchtigte Eisberg die Titanic??? Frauen!
Noch eine heiße Liebe - wollen wir mal für M hoffen, dass Sandra sich dieser Anbetung würdiger erweist als Eva, dieses eiskalte Biest!
Ja wo denn, bei Sandra? Interessiert uns doch auch, wo und wann und mit wem, oder etwa nicht? Endlich mal eine Rückmeldung, selten eigentlich, immer nur Liebesschwüre oder Anklagen wenn erstere nicht erhört werden aber nie mal ein erläuterndes Wort zum Vollzug - immerhin, hier war es kackenschön - da ist ja kaum eine Steigerung drin.
Neue Wolken ziehen auf, diesmal scheinen wir den Segen so richtig abzubekommen, sieht unheimlich aus. Ich muss an die Beiträge im forum denken zu meiner Anfrag, wie gefährdet man denn nun auf einem GfK-Boot bei einem Gewitter wirklich ist. Es schlägt tatsächlich ein, nicht auf der Tremonia aber in der Schleuse Hünxe. Am nächsten Tag kommt es über den NIF - Vollsperrung wegen Blitzeinschlag, irgend was muss der Blitz da zerstört haben!
Gerade als ich mich entscheide, schnell noch anzulegen - Sportbootanleger querab - entscheidet das Wetter für mich. Ich habe gar nicht realisiert, dass das Unwetter nicht nur aufzog sondern dass es schon direkt über mir ist. Der Himmel öffnet seine Schleusen...
Es prasselt wie blöd, dazu fiese Böen - die machen mir zwar nicht viel aus, es ist jede Menge Platz und ich habe genug Ruder im Schiff und kann so prima gegensteuern - aber es ist einfach gewaltig, was da abgeht! Für das Boot natürlich auch kein Problem, alle Fenster dicht und sogar mein Sorgenkind, die Dachluke mit ihrer verfickten Gummidichtung ist ausnahmsweise mal wasserundurchlässig. Hätte ich nicht das Fenster im Waschraum vergessen, wäre rein gar nichts passiert. So muss ich hinterher fleißig wischen und trocken putzen - Shit happens.
Münster kommt in Sicht - gerade hat mich die WSP überholt und viele Wellen gemacht, die bekommen nun diese fröhlichen Menschen in ihrem Boot zu spüren - doch die sind ja per Definition gegen Wellen jeder Höhe gefeit, hier fährt die Marine-Jugend Münster in denAbend. Nur einer vorn im Bug hält sich die Kotze zurück -oder musste er vielleicht nur gähnen?
Wieder lege ich im Medienhafen an - bei dem Sauwetter wird hier wohl nicht allzuviel los sein - getäuscht. Abends ist echt wieder die münsteraner Sau los - Junggesellenabschied, große Geburtstagsfete und die üblichen Wochenendtrinker. Dieses Quartier funktioniert wirklich. Das Ufer ist sehr schon gemacht worden, Sitzsteine am Wasser, aber leider keine zusätzlichen Poller, nur die alten Ringe liegen auf dem Kai. Da wären doch nun wirklich noch ein paar Poller drin gewesen, oder? So ist das Festmachen jedesmal ein unheimliches Gefummel - jedenfalls bei einem 9-Meter-Boot. Das Bild ist vom nächsten Morgen, die Reinigungskolonne war schon um 6.00 Uhr unterwegs, alles wieder blitzeblank! Mit mir haben hier 16 andere Boote im großen Rund übernachtet - das ist doch schon mal eine Zahl!
Ja, das ist Service: Loh-Tank hat ein großes Transparent auf dem Bunkerboot: Diesel für Sportboote - wobei Münster ja nun durch BMC ein paar Kilometer weiter gut versorgt ist - egal - auch hier also Diesel für uns, klasse!
Noch etwas fällt in Münster auf - ist allerdings auch nicht wirklich erstaunlich: Soviel Intelligenz zusammengeballt, da wird natürlich viel gedacht und manchmal kommt man dabei auch tatsächlich auf Ergebnisse, die die Welt verändern könnten! Gerade kommt über 1live die Nachricht, dass es demnächst die Verschmutzungsrechte nicht mehr "für umsonst" gibt, die Energieversorger also für den Kohlendioxideintrag bezahlen müssen. Die natürlich teilen schon mal prophylaktisch mit, dass sie diese Kosten an die Verbraucher weitergeben "müssen", keine Luft mehr um diese Belastung abzufangen (habe ich die letzten Geschäfstergebnisse der Energieriesen soo falsch verstanden?). Egal, ich schweife wieder ab: Hier also der innovative und klimaschonende Kühlschrank made in Münster - frei schwimmend und als De-luxe-Ausführung auch mit eigenem Antrieb zur intelligenten Ansteuerung kälterer Gewässerbereiche, selbstredend computergesteuert - noch Fragen?
Warten vor der Schleuse Münster: Hinten kommt die Jantje auf, mit ihr sollen wir zu Tal schleusen. Der Bayliner aus Düsseldorf hat gerade festgemacht.
Still ruht der See, das Sparbecken links neben der Schleusenkammer. Der große Zylinder ist der Schieber, der den Zulauf von der Schleuse verschließt. Sind die Tore geschlossen, wir er langsam angehoben, und dann heißt es "Wasser marsch"...
...und der stille See verwandelt sich augenblicklich in einen Whirl-Pool der gefährlichen Art, denn das Wasser schießt nun mit einer ungeheuren Energie in das Sparbecken. Da möchte ich nicht reinfallen!
Irgendwo bei Kilometer 81 ein Reit- und Fahrturnier, hier jedenfalls wartet das Publikum auf die Zweispänner, die mir überall irgendwo in der Landschaft begegnen. Wieder biegt einer in die Zielgerade ein, mit heftigem Applaus begrüßt und angefeuert.
Münsterland - Feld, Wald, Wiese - und mittendrin wieder ein Gespann unterwegs aufs Treppchen - vielleicht. Olympische Ehren sind es nicht, aber sicher nicht nur Dorfehren, die hier winken und motivieren.
Guntruper Brücke - auch hier müssen die Zossen rüber. Einige der Kutscher treten sehr sportlich auf, dieser hier mit Helm und richtigem High-Tech-Sulky. Andere begreifen es eher traditionell und haben sich klassische rote Jacken und teilweise auch einen Zylinder übergeworfen. Vielleicht gibt es ja mehrere Klassen mit unterschiedlicher Kleiderordnung, wer weiß?
Da ist sie noch einmal in ihrer ganzen Schönheit, die Guntruper Brücke irgendwo bei Kilometer 82 oder 83 - habe ich mir leider nicht gemerkt und ich glaube, so richtig interessiert sich auch niemand dafür. Und was die Schönheit angeht, hier sehen alle Brücken so aus, eine wie die andere, allenfalls die Farbe unterscheidet sie.
Kulturspeicher Dörenthe bei Kilometer 100 - viele gelbe Antennen hat man seit meiner letzten Vorbeifahrt am Gebäude angebrecht, sieht toll aus! Noch toller: Auf beiden Seiten gibt es Sportbootanleger. Das werde ich auf der Rückfahrt nutzen, und dann mit dem Rad zu den berühmten Dörenther Klippen mit dem noch berühmteren "Hockenden Weib" fahren.
Einer der Anleger in Dörenthe - teilverkleidete Spundwand und Zusatzpoller - gute Idee hier oben so etwas zu installieren!
Plötzlich meldet sich auf Kanal 10 ein Talfahrer vom Mittellandkanal - bin ich schon soweit? Richtig, der Blick in die Ferne zeigt schon das blaue Band des Teutoburger Waldes, trotz des diesigen Tages gut zu erkennen. Dann kommt jetzt gleich die große Baustelle bei Bergeshövede. Ich schließe auf, besser ist es das da bei den vielen Engstellen.
Hier ist noch einmal eine der neuen Brücken, diesmal Farbvariante ROT, es ist die Loismann-Brücke bei km 101,3, kurz vor Bergeshövede.
Und hier in der überaus beliebten Farbvariante TÜRKIS - diesmal verrät der Kirchturm dem Gläubigen (und auch dem Strecken-Kundigen), dass es sich nur um die Riesenbecker Dorfbrücke handeln kann. Lange Zeit Teil der Riesenbaustelle, jetzt, Sommer 2007, nur noch ein paar Arbeitsgeräte, die an den Spundwänden liegen. Ansonsten schöne neue DEK-Welt in Riesenbeck.
Blick zurück ins Gegenlicht: Das könnte mal ein Sportbootanleger werden, hier in Riesenbeck. Noch liegen da einzelne Schuten, aber wenn die Baustellenfahrzeuge erst einmal abgezogen sind - wer weiß? Jedenfalls sind hier zugeschweißte Spundwände mit Zwischenpollern verbaut worden, wofür wenn nicht für Kleinfahrzeuge????
Das Haus hatte ich ja schon einmal vorgestellt: Durch den Kanalausbau ging das Grundstück flöten, und wie man jetzt sieht auch die Haustür. Denn für die (notwendige) Treppe war kein Platz mehr, sie fiel der Kanalverbreiterung zum Opfer. So fristet der einstige Haupteingang nun, gitterbewehrt, sein Dasein als Balkon, allenfalls geeignet, um bei bestimmten Anlässen ans Gitter zu treten und den Schiffen huldvoll zuzuwinken....
Hier aber wird noch gearbeitet! Im Prinzip ist hier oben alles gebaggert, es gibt auch kaum noch Engstellen, nur die Teppichverleger sind noch aktiv und fordern ein Begegnungsverbot. Müsste die Riesenbecker Hafenbrücke sein, auf jeden Fall wird hier noch fleißig Folie verlegt.
Die Spezialgreifer auf diesem Ponton erledigen das und Rollen die gigantische "Meterware" passgenau in das Kanalbett. Irre Konstruktion!
Und noch etwas ist unfertig: Landgängern droht eine Stufe! Schrecklich!! Könnte man stürzen!!! Frau auch!!!! Deshalb gibt es Schilder, alle 50 Meter eines - und da es sich um einen riesigen Anlerger handelt hat es hier auch eine Riesenmenge dieser aussagekräftigen Hinweise auf lebensgefährliche Stufen und Absätze.
Geschafft, Nasses Dreieck, Mittellandkanal, das Sperrtor Hörstel leuchtet in Babyblau weit auf den DEK. Im letzten Jahr ging es hier ab in Richtung Berlin, ich wollte unseren Kickern voraus fahren - leider sind mir Podolski und Co nicht gefolgt und haben sich in Dortmund ein Tor reindrücken lassen, ok: Zwei, aber das war dann schon egal. Trotzdem war es eine schöne WM und ein schöner Törn, wobei mir letzteres wichtiger ist. Das war auf jeden Fall nicht die letzte Fahrt nach Berlin! Jetzt aber geht es erst einmal weiter auf dem DEK...
..und da ist Schleuse Bevergern ohne jede Wartemöglichkeit im Oberwasser! Echt schlimm, vor allem, weil es ziemlich windig ist. Irgendwann habe ich dann doch an einem der Dalben festgemacht, wieder mit Trick 17, aber aufpassen: Vor einigen der Einzeldalben liegen große Betonbrocken, wenn man da drauf gedrückt wird weil der Wind das Boot dreht - alles blöde mit nur einem Poller an dem Dalben und schlanken 50cm Dalbenbreite. Geht eigentlich gar nicht, kriegt man aber schon mal hin. Im Unterwasser dagegen gibt es eine Möglichkeit zum Festmachen, sogar eine schöne, es ist eine Liegestelle direkt vor der Schleuse. Könnte also sein, dass die mal blockiert ist - aber ich denke in 99 Prozent aller Fälle wird man hier Platz zum Warten finden.
Zusammen mit der Lukau aus Tangermünde (schönes Städtchen!) geht es zu Tal. Die Skipperin hat den grünen Daumen, das ganze Achterdeck ist voll mit Blumen. Die ganz empfindlichen Mimöschen sind verpackt, der Wind könnte sie ja vergrätzen und dann ist es vorbei mit dem Blühen.
In der Schleuse wieder mal der Blick auf den Drempel und wieder einmal rutscht mein Vertrauen in die Schleusenmeister in die Hose - soviele Macken auf dem Drempel, und ich habe mich im Zweifelsfall immer darauf verlassen, dass der Schleusenmeister aufpasst und mich warnt, wenn ich zu weit hinten liege - ist ja manchmal knapp. Doch dieses Bild spricht eine ganz andere Sprache: Verlässt Du Dich auf den, dann bist Du verlassen. Also: Selbst aufpassen!!!
Rodde, für mich die letzte Schleuse! Ich habe mich mit Ute in Altenrheine verabedet, dort kann man rpima im Oberwasser liegen. Deshalb ist nach Rodde für mich heute Schluss. Rodde hat übrigens eine Wartemöglichkeit für Sportboote, allerdings nur im Oberwasser, und die ist korrekt als Warteposition für schleusungsbereite Kleinfahrzeuge bezeichnet.
Im Unterwasser kommt uns ein richtig schönes Boot entgegen: Die Oude Jacob aus Gouda schiebt sich in Bergfahrt in die Schleusenkammer. Ein echtes Prachtexemplar, hinterlässt einen sehr stäbigen Eindruck - man, gibt es schöne Schiffe!
Schleuse Altenrheine, ich wünsche gute Fahrt und nehme Kurs auf den Altarm. Gerade hat die Skipperin auch den Mimöschen frische Luft und Sonne gegönnt, im Vorbeifahren kann dich die ganze Pracht des Blumendecks nur erahnen.
Und hier in Altenrheine nimmt der Tag auch noch wettermäßig ein versöhnliches Ende.Die Sonne kommt raus und es ist dann sofort so warm, dass man alle Öffnungen aufreißt und ich schon fast das Dach abgenommen hätte - wäre da nicht diese nette kleine dunkle Wolke am Horizont gewesen, die sich schnell vergrößerte und einen von mindestens fünf Schauern brachte. Trotzdem, die Sonnenpausen habe ich genutzt und genossen.
Erst sieht es aus wie ein Raketentransport - doch es sind völlig friedliche Rotorblätter für Windkraftanlagen. Vom Anleger aus hat man einen schönen Blick auf die Schleuse und den ganzen Tag über Programm. Es iust schon irre, was da so alles auf unseren Wasserstraßen herum gefahren wird...
Kuck mal Axel, wir haben Dein Grablicht als stimmungsvolle Illumination der Szene benutzt - bringt viel Spaß dieses praktische Teil von LIDL - und ohne offenes Feuer Kerzenlicht-Atmosphäre an Bord, Axel hat es mir bei unserem Extraschicht-Törn verehrt.
Anderntags geht es zusammen mit der Christoph in die Kammer. Der Skipper hat es eilig und fragt noch einmal nach, als der Schleusenwärter mich auch in die Kammer beordert. Darauf hin gibt es eine kluge Antwort aus der Schleusenwarte: Fahr weit genug durch, denn dann kann das Sportboot auch fix einfahren und festmachen. Und so passiert es auch und ich lege noch einen drauf: Im schnellen Spurt bringe ich meinen Müll in die Container und bin zurück, ehe die Schütze geöffnet werden. War eben schon immer schnell auf der Sprint-Strecke!
Der Leerfahrer muss sich ducken - unter der Altenrheiner Irgendwas Brücke bei Kilometer 120,7 passt die Christoph nur mit völlig herunter gefahrenem Fahrerhaus - gut dass der Skipper so einen kleinen bzw. niedrigen Wagen fährt - jedenfalls bleibt der SLK nicht an der Brücke hängen und der Skipper kann sich schon mal auf die nächste Landfahrt freuen, wenn er den Kleinen von der Leine lassen darf.
Über die Brücke fuhren früher Züge, die Strecke scheint still gelegt, aber es gibt etwas schrecklich Nostalgisches zu entdecken: Telegraphenmasten, richtig schöne Telegraphenmasten stehen da noch in langer Reihe am Gleis - erinnert mich an früher, als ich auf den Bahndämmen dieser Republik unterwegs war auf der Jagd nach Dampflokomotiven - jeder hat halt dunkle Seiten in seine Lebenslauf....
Schleuse Venhaus - eine dieser idyllischen Schleusen hier am DEK - einfach schön wie sie da in der Sonne auf mich wartet. Der Schleusenmeister hat mir die Kammer schon nach oben gefahren und ich kann gleich rein. Die Christoph hat vorher im Hafen Venhaus angelegt, so bin ich allein. Gut, dass ich gleich einfahren kann, denn diese Schleusen sind alle noch nicht so ganz optimal für Sportboote präpariert - es hapert mit den Wartestellen, oftmals kann man nicht festmachen. Allein Dalben stehen zur Verfügung.
Und um das Problem richtig groß zu machen liegen vor den Dalben noch die Betonfundamente ehemaliger Poller - da wird es dann noch kritischer, das Boot an den Dalben zu hägen, drückt der Wind es schräg, kann er es auf diesen Betonstumpf treiben - unangenehm. Ansonsten: Einen oder zwei Dalben gibt es meist ohne die Betonreste, da ist dann wieder mit den üblichen Tricks ein halbwegs gefahrloses Festmachen möglich.
Vernünftige Wartepositionen gibt es in
Bevergern (UW - allerdings ist das eine Liegestelle, könnte also besetzt sein)
Rodde (OW)
Altenrheine (Hafen im Altwarm im OW, im UW für 1-max. 2 Boote im Altarmn an der Spundwand)
Venhaus (OW max 2m Tiefgang)
Hesselte (OW)
Gleesen (OW)
Und wo ich gerade beim Meckern bin: Achtung in Venhaus, hier stimmt die Position der Nischenpoller - an denen man ja in der Bergfahrt festmachen muss - nicht mit dem Poller am Schleusenrand überein. Man kommt also hoch und steht blank da. Hier würde ich an der Leiter festmachen oder zusehen, dass ich genügend Platz habe, um das Boot oben dorthin zu verholen. Stelle ich mir blöd vor, dicht hinter einem Frachter zu liegen - der dann gleich los will - und man bekommt sein Boot nicht fest!
So, es heißt Abschied nehmen vom DEK: Die Eisen- und Straßenbahnbrücke Hannekenfähr liegt gleich vor der Einmündung des Ems-Vechte-Kanals EVK. Dieses Jahr komme ich ja bis Nordhorn, denn die Brücke, die uns letztes Jahr stoppte, ist mittlerweile erhöht worden. Darum geht es jetzt nach Backbord, hinein in die Schleuse Hannekenfähr des EVK!