2011 - Das Jahr DANACH

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2011 - das Jahr EINS nach meiner Pensionierung - die zweite Saison ohne jeden Zeitdruck, die zweite Saison mit der Tremoniua 2.0 - man geht schon eine Ecke entspannter durchs Leben. Hier war ich aber gar nicht entspannt: Lübz, das Hochwasser macht ein Weiterkommen unmöglich - und ich muss zum Friseur und traue mich nicht in den angesagten Lübzer Salon (Cut4U), die beiden hyperaktiven Coiffeusen zusammen mit den Fotos wilder Frisuren machen nicht den Eindruck als würden sie mit meinem Problemkopf klar kommen. Mehrmals bin ich an dem Laden vorbei gegangen, habe kritisch hineingeschaut - die Angst vor Entstellung siegt - so hat halt jedes Alter seine typischen Probleme....


Cut4U - nein danke, da bleiben die Haare dran...

Und das sind die Berichte des Jahres 2011:

Und was war sonst noch bemerkenswert an und in diesem Jahr?

Fukushima - das Erdbeben und der Tsunami und dann der Super GAU - denn das ist es doch, schon wenige Stunden nach dem Ausfall der Kühlung sind die ersten Brennelemente geschmolzen, das ist eigentlich Basiswissen! Die Temperatur steigt derart schnell und wird derart hoch - eine Schmelze ist unausweichlich. Wie wird das enden? Niemand weiß es, so wie man vieles "nicht wusste" oder nicht glauben wollte, etwa dass der GAU tatsächlich passieren kann. Das schien sogar unserer Kanzlerin "unvorstellbar" obwohl Gegener der Kernenergie es seit Jahrezehnten predigen und meine Schüler es jeweils in der 10. Klasse kennen gelernt haben, das unschöne Szenario nach dem Ausfall der Kühlung - und das war es doch was hier alle Probleme bescherte, der Ausfall der Kühlung durch den Stromausfall. Und dazu braucht es kein Erdbeben, an der Ems hat vor Jahren ein Schiff ausgereicht, halb Norddeutschland in Dunkelheit zu legen. Wie auch immer es ausgeht - das ist das herausragende Ereignis 2011 - mit Konsequenzen für die Zukunft.

Und leider scheine ich Recht zu behalten, heute (November 2011) rückt Fukushima nach Monaten des Schweigens (Vergessens?) wieder in den Focus. Die Lage ist ja angeblich stabil, aber ausströmendes Xenon zeigt erneute Kernspaltungen an, das ist noch nicht zu Ende...

Da darf man über die bundesdeutschen Endlagerexperimente gar nicht nachdenken. Nach nur 30 Jahren ist nicht mehr bekannt, welche Fässer mit welchem Inhalt an welcher Stelle in den Salzstock gekippt wurden - für alle Ewigkeiten, schön mit Salz zugedeckt. Nach 30 Jahren ist die Ewigkeit schon um, wir müssen sie wieder ausbuddeln. Ein neues Experiment, hoch riskant und irre teuer - doch RWE und Konsorten haben mit all dem nix mehr am Hut, wie die Kernkraftwerksbauer haben sie ihre satten Gewinne eingefahren. Nach mir die Sintflut!

Der BVB wird Deutscher Meister - Wochen vor Ende der Spielzeit, uneinholbar hat sich die Mannschaft abgesetzt. Ich feiere den Erfolg in Veendam mit meinen holländischen Nachbarn und werde mehrfach fotografiert - am Koniginnedag hängt die schwarz-gelbe Fahne auf dem sonst orange geflaggten Boot.

Einen Tag bevor ich in den Sommerurlaub abdampfe müssen wir Lenni einschläfern lassen - die Trauer nehme ich mit in den Sommer und es tut jedes Mal weh wenn ich unterwegs einen Labrador sehe. Er hat meine ganze "Karriere als Skipper" begleitet, war mit auf fast allen Booten und hat Spuren hinterlassen. Nicht nur die tiefen Kratzer an der Hautür, es sind die Spuren in den Herzen die so weh tun. Lenni war ein Ausnahmehund, seine skurilen, oft menschlichen Eigenschaften haben uns über Jahre fasziniert. Mehr zu Lenni HIER

Unterwegs schockt mich die Nachricht von der Bombenexplosion im Osloer Regierungsviertel und während ich versuche über den Wahnsinn mehr Informationen zu bekommen platzt die nächste Meldung aus dem Radio: Utöya wird Schauspiel eines beispiellosen Blutbades, das Ende der norwegischen Leichtigkeit? Aber genau das darf nicht die Folge sein. Im November dann der Anschlag in Istanbul, im Dezember eine Schießerei in Bottrop. Was für eine Welt.

Ebenfalls auf dem Boot erfahre ich vom Tod eines Genies: Steven Paul Jobs, bekannt als Steve Jobs, Visionär und CEO bei Apple - ihm verdanken wir die Tatsache dass das Arbeiten am Computer Spaß macht. Ich finde es einfach toll dass ich meiner Kreativität freien Lauf lassen kann ohne mich um die Maschine zu kümmern die mir dabei hilft statt mich zu bremsen. Und dass die Geräte mit dem angebissenen Apfel auch noch sooo schön sind - was wären die Computer ohne Steven Jobs? DOSen! Und Danke für eine legendäre Rede die zum Pflichtprogramm aller Schüler und Studenten gehören sollte!
Die beste Übersetzung seiner berühmten Stanford-Rede
HIER zum Nachlesen


Danke für die geniale Technik und die vielen Innovationen

Mitte November stirbt Franz Josef Degenhardt - nicht nur mit seinen Schmuddelkindern hat er sich unsterblich gemacht. Als Gesicht der 68er Bewegung haben wir ihm bei vielen Konzerten gelauscht, etwa auf den legendären UZ-Pressefesten. Vietnamkrieg, Militärputasch in Chile, Menschenrechte - seine Lieder waren unsere Themen. Zündschnüre, Brandstellen - ich habe seine Bücher verschlungen und die Einladung an den Tisch unter den Pflaumenbäumen ist noch heute für mich unerreicht. Mach´s gut Väterchen Franz...

Nachteile einer Geheimsprache finden wir beim Vorlesetag in der Augustinus-Grundschule, die WR berichtet darüber:

Der Nachwuchs forderte am Freitag (26. November) „tiefgreifende Änderungen für den Stadtbezirk“. „Aber nach reiflicher Überlegung haben wir aber alles wieder verworfen!“, so Czierpka. Es ging um die Sprache im Stadtbezirk.

Und das kam so: Am bundesweiten Tag des Vorlesens (26. November) hatte der Bezirksbürgermeister eine Geschichte von Peter Bichsel vorgelesen, „Ein Tisch ist ein Tisch“ - eigentlich eine traurige Geschichte um einen alten Mann, der der Eintönigkeit seines einsamen Lebens zu entfliehen versucht in dem der allen Gegenständen neue Namen gibt. Der Tisch heißt Bett, das Bett heißt Wecker usw. Am Ende hat er die neue Sprache so perfektioniert, dass er die alte Sprache vergessen hat. Zwar lacht er sich kaputt, wenn er die Leute reden hört, doch verstehen kann er sie nicht mehr - und sie ihn auch nicht. So wird die Einsamkeit am Ende noch größer.

Bei der anschließenden Diskussion um Sprache und Verstehen hatte Czierpka den Kindern die B-Sprache als Geheimsprache beigebracht (für Menschen ohne B-Sprachkenntnisse: An jeden Vokal wird ein B und die Wiederholung des Vokals angehängt. Aus Jens wird so Jebens und aus Natascha Nabatabaschaba). „Es hat uns allen einen Riesenspaß bereitet, die Kindernamen (und natürlich auch die Lehrer-Namen: Ubursubulaba!!) in der neuen Sprache zu hören und erste Sätze zu bilden - so viel Spaß, dass ein Schüler vorschlug, die B-Sprache doch als neue Sprache für den Stadtbezirk zu beschließen („Du bist doch der Bestimmer“). Aber selbst die Kinder sahen die Gefahr, dass man dann nicht mehr von den anderen verstanden wird.

Czierpka: „Wären es Erwachsene gewesen, hätte ich ihnen verraten dass die Politik aus dem Stadtbezirk Brackel schon heute in vielen Punkten in der Innenstadt nicht mehr verstanden wird - ob Flughafen, Rennbahnbebauung oder Gewerbeansiedlung - da gibt es schon heute deutliche Verständnisprobleme weil man in Brackel irgendwie eine andere Sprache spricht ...“.
Sein Buchtipp: Peter Bichsel, Kindergeschichten, Suhrkamp-Taschenbuch, ISBN 3-518-39851-2

Und durchs ganze Jahr zieht sich die Euro-Rettungsproblematik - aufgehängt an den Griechen die sich ja in der Tat durch falsche Zahlen in die Eurogemeinschaft eingeschmuggelt haben. Doch wenn man den Nebel durchdringt wird klar und deutlich: Wieder sind es nur die Banken die gerettet werden müssen - Folgen der "harten Arbeit" jener mit Sondergratifikationen und satten Boni belohnten Banker und anderer Akteure des Finanzsektors - Zocker die mit Wahnsinnssummen für ihre brandgefährlichen Spielchen belohnt wurden. Wie ließ schon Brecht (in der Dreigroschenoper) so treffend sagen: "Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" - heute Griechenland, morgen Italien und wann wir selbst? Der Steuerzahler soll´s wieder richten, wir alle werden für diesen Unfug zahlen müssen. Milliardengewinne wurden von kleinen Gruppen gemacht, die Millardenverluste sollen wieder mal vergesellschaftet werden - immer das gleiche Muster. Wer legt den Verbrechern am Lebensertrag von Millionen Menschen endlich das Handwerk?

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